Solingen Rheinisches Industriemuseum rüstet sich für die Zukunft

Solingen · Neue Medienstationen erleichtern den Besuchern der Gesenkschmiede Hendrichs die Orientierung und liefern Infos zur Industriegeschichte.

Kurz mit dem Finger über den Monitor, schon hat der Besucher alles Wichtige im Blick: Auf Höhe der Kasse steht eine von zehn Medienstationen im LVR-Industriemuseum an der Merscheider Straße. "Wir haben uns vor einiger Zeit zusammengesetzt und uns gefragt: Wo stehen wir?", erklärt Museumsleiter Dr. Jochem Putsch. Seit 1999 habe sich an der Dauerausstellung praktisch nichts verändert. "Nun ist die Zeit reif dafür, neuere Technik einzusetzen", sagt Putsch.

Auch der Änderung der Besucherstruktur, mit weniger Schulklassen und mehr Familien, wollte die Einrichtung Rechnung tragen. Unterstützt von der Berliner Firma "It's about" gestaltete das Museum die zehn orangefarbenen Pulte mit angeschlossenen Kopfhörern. Am jeweiligen Ort finden die Besucher interessante Infos, zum Beispiel zu Herstellungsprozessen.

Umfangreiches Video- und Audiomaterial ergänzt das Angebot. "Wir haben hier historische Aufnahmen, die es sonst so nirgendwo gibt", berichtet Jochem Putsch. Neben eigenen Filmdokumentationen fügte er den Medienstationen ein Interview hinzu, das er mit mehreren ehemaligen Mitarbeitern der Gesenkschmiede Hendrichs führte. Das können die Gäste, statt wie bisher über Schallglocken an der Decke, nun ungestört von Umgebungsgeräuschen und direktem visuellem Bezug zu den Gesprächspartnern hören.

Die Pulte dienen auch zur besseren Orientierung in den Räumen. Anstatt sich an der Kasse durchfragen zu müssen, sehen die Gäste auf dem Touchscreen, wie sie in welchen Produktionsraum gelangen, wo sie zum Beispiel der Reparaturservice für Schneidwaren finden - und welches Angebot in der Villa der Gebrüder Hendrichs neben der Gesenkschmiede zusätzlich zur Gastronomie "Zefyros" auf sie wartet. "Viele Leute wissen gar nicht, dass wir dort auch einen Ausstellungsbereich haben", erzählt Putsch. Zudem weist das Pult im Eingang auch auf andere Denkmäler der Bergischen Industriekultur in Solingen, wie die Dampfschleiferei Loosen Maschinn oder die Reiderei Lauterjung hin. "Wir sind schließlich Teil eines Netzwerks", erklärt Putsch.

100 000 Euro für das neue Mediensystem, das im Rahmen des Projekts "Vision 2020" im Museum eingebaut wurde, stammen aus dem Haushalt der Industriemuseen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), 8000 Euro brachte der Förderverein zusammen. Auch andere Standorte des LVR-Industriemuseums wurden entweder bereits aufgewertet oder sollen gestalteritsch auf den neuesten Stand gebracht werden. Und die Medienstationen in der Solinger Einrichtung kann dabei durchaus als Vorbild dienen, wie Putsch bestätigt: "Das ist möglicherweise richtungsweisend."

(ied)
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