Solingen Salafisten-Prozess: Freispruch für jungen Solinger
Solingen · Für den Mann auf der Anklagebank dürfte es das schönste Geschenk gewesen sein. Ausgerechnet an seinem Geburtstag wurde ein 22-Jähriger am Montagvormittag am Amtsgericht von dem Vorwurf freigesprochen, sich vor mehr als eineinhalb Jahren an den schweren Ausschreitungen von Salafisten vor dem Solinger Rathaus beteiligt zu haben.
1. Mai 2012 in Solingen: Salafisten attackieren Polizei
Dabei benötigte der Richter nicht einmal 30 Minuten, um zu diesem Freispruch erster Klasse zu kommen. Zwar war der junge Solinger auf einem Video zu sehen, dass ihn an jenem 1. Mai 2012 als Teilnehmer der Salafisten-Demonstration zeigte. Doch als seinerzeit die Straßenschlacht begann, weil sich die radikalen Muslime von Mohammed-Karikaturen der rechten Partei Pro NRW provoziert fühlten, hatte sich der 22-Jährige bereits wieder zurückgezogen. Bei der Randale waren damals etliche Polizisten verletzt worden.
"Das wollte ich nicht", sagte der Angeklagte am Montag. Wohl gab er zu, in der Zeit vor den Ausschreitungen regelmäßig in die inzwischen geschlossene Salafisten-Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße gegangen zu sein. Aber in Wirklichkeit habe er mit der dort gepredigten radikalen Auslegung des Islam nie etwas anfangen können.
Vielmehr sei er am 1. Mai vergangenen Jahres aus Neugier zu der Salafisten-Demo gekommen. Eine Neugier allerdings, die nicht lange anhielt. "Was dort dann gepredigt wurde, hat mich eher gelangweilt", gab der 22-Jährige bei Gericht zu Protokoll. Darum sei er auch recht schnell wieder verschwunden und habe lediglich noch sein an der Moschee geparktes Auto abholen wollen — als schließlich die Polizei den Gebetsraum an einem Hinterhof absperrte und alle Anwesenden vorläufig festnahm. Da am Montag nichts gegen die Version des jungen Mannes sprach, plädierte auch der Staatsanwalt auf Freispruch. Zumal der 22-Jährige beteuerte, sich in Zukunft von radikalen Kreisen fernzuhalten. Er war der erste Solinger, der wegen der Randale angeklagt war.
