Solingen Sanierungsplan für altes Rasspe-Gelände

Solingen · Rasspe Systemtechnik, heute Teil der Schumacher-Gruppe mit Sitz in Wermelskirchen, kehrte Solingen 2009 den Rücken. Das Unternehmen feiert das 190-jährige Bestehen und war 182 Jahre ein Kapitel Solinger Industriegeschichte.

 Bis zum Ende dieses Monats steht der Sanierungsplan für das alte Rasspe-Gelände.

Bis zum Ende dieses Monats steht der Sanierungsplan für das alte Rasspe-Gelände.

Foto: Radtke

Der Rückzug aus Solingen erfolgte Stück für Stück. 2007 wurde der Start dazu eingeläutet, im August 2009 kehrte Rasspe Systemtechnik der Stadt komplett den Rücken. Die letzten verbliebenen Großmaschinen wurden zum neuen Firmensitz nach Wermelskirchen transportiert. Damit endete nach 182 Jahren ein Kapitel Solinger Industriegeschichte. Denn Rasspe produzierte seit 1827 auf dem rund 6,5 Hektar großen Gelände in Stöcken Teile für landwirtschaftliche Maschinen sowie Sägen und Messer. Gießerei, Schmiede, Schleiferei und Lackiererei, selbst eine Betriebsdeponie wurde in der Kohlfurth vom Unternehmen vorgehalten. Heute, mit 190 Jahren, ist Rasspe Teil der Schumacher-Gruppe. Und die ist ein Global Player in der Landtechnik.

Der mittelständische, inhabergeführte Unternehmensverbund ist Entwicklungs- und Servicepartner für Systeme und Komponenten an Erntemaschinen, insbesondere für Mähdrescher und Packenpressen. Doch erst als Fred Schumacher zu Beginn des Jahres 2000 in das Solinger Traditionsunternehmen eingestiegen war, wendete sich bei Rasspe das Blatt wieder zum Guten. Denn 1999 musste das Solinger Unternehmen Insolvenz anmelden - Maschinen und Markenrechte wurden von Rasspe Systemtechnik übernommen.

Rasspe ist seit 2000 eine Marke der Schumacher-Gruppe und steht heute insbesondere für die Entwicklung und Produktion von hochwertigen Garnknotern für Quaderballenpressen. Rasspe ist Wertschöpfungspartner für Maschinenbauer, Landmaschinenhändler und Landwirte sowie Lohnunternehmer weltweit. Als Markt- und Innovationsführer wurde Rasspe zuletzt 2015 von der DLG mit dem Innovationspreis für seine Neuentwicklung, den Schlaufen-Doppel-Schlaufenknoter RS 9000, ausgezeichnet. Ein zweites Standbein ist das Verschleißteilportfolio im Bereich Schneiden und Häckseln.

Mit dem Umzug nach Wermelskirchen verbunden war die Investition in neue Fertigungstechnologien wie CNC-Bearbeitung und Roboterschleiftechnik sowie eine umfassende Prozessoptimierung. Heute beschäftigt Rasspe Systemtechnik rund 130 Mitarbeiter. Die Schumacher-Gruppe selbst hat rund 450 Beschäftigte. Die Gründungsunternehmen Gebr. Schumacher und EWM - Eichelhardter Werkzeug- & Maschinenbau mit Sitz in Altenkirchen, Kreis Westerwald/Rheinland-Pfalz, entwickeln und produzieren Schnittkomponenten für Mähdrescherschneidwerke. Weltweit werden die Marken SCH und EWM zusammen mit den Marken Rasspe und Radura von Vertriebs- und Serviceunternehmen in Deutschland, USA, Brasilien und Russland vertreten. Geblieben ist von der Firma Rasspe in Solingen das Gelände in der Kohlfurth. Die Wirtschaftsförderung hat das einst herrenlose Grundstück mit den Rasspe-Gebäuden erworben, die oft schon als Film-Kulisse dienten. Auch die Solingen-Party wurde hier vergangenes Jahr veranstaltet- im ehemaligen Schraubenlager des 1827 gegründeten Unternehmens.

Film- und Party-Gelände soll das Rasspe-Areal in Zukunft aber nicht sein. Vielmehr wird die Industriebrache zu einem digitalen Gewerbestandort ausgebaut. Der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV)wird nun Ende dieses Monats die Ergebnisse seiner Untersuchungen vorlegen.

Bis zum Jahresende wird ein Sanierungsplan erstellt, der ein Entsorgungskonzept beinhaltet, aber auch Vorschläge unterbreitet, welche ehemaligen Rasspe-Gebäude abgerissen werden. 2018 wird dieser Sanierungsplan umgesetzt, spätestens ab 2019 kann in Stöcken dann neues Gewerbe auf der alten Industriebrache angesiedelt werden.

(uwv)
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