Solingen Schellbergtal: Die Natur ist im Sommer zurück

Solingen · Die Renaturierung des Freibades ist bald abgeschlossen. Schon heute erinnert kaum noch etwas an Tausende von Badegästen, die früher dort Erholung suchten. Wegen Schadstoffen wird die Maßnahme 80.000 Euro teurer.

Solingen: Schellbergtal: Die Natur ist im Sommer zurück
Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Die Verwandlung des alten Freibades in ein neues Naturparadies macht immer größere Fortschritte. Geht es nach den Plänen der Verantwortlichen bei den Technischen Betrieben Solingen (TBS) sowie beim Wupperverband werden die Bauarbeiten am ehemaligen Freibad Schellbergtal in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Spätestens Mitte dieses Jahres soll dort, wo früher an heißen Tagen tausende Badegäste nach Abkühlung suchten, eine naturnahe Auen-Landschaft entstehen.

"Inzwischen ist zu erkennen, welchen neuen Verlauf der Bach einmal nehmen wird", sagte die bei den TBS zuständige Landschaftsplanerin Daniela Mittendorf gestern auf Anfrage unserer Redaktion. So sei das neue Bett des Schellberger Baches großteils "profiliert", also fertiggestellt. Das Wasser fließe allerdings noch nicht, da in den kommenden Wochen in Höhe des Schellberger Weges weitere abschließende Arbeiten durchgeführt werden müssten, betonte Mittendorf. So sollen an der Stelle, an der früher das Schwimmbecken war, die beiden Nebenwasserläufe Hästener Bach und Strandbadbach überirdisch mit dem Schellberger Bach zusammenfließen.

 Der markante alte Sprungturm (r.) im Schellbergtal ist verschwunden.

Der markante alte Sprungturm (r.) im Schellbergtal ist verschwunden.

Foto: Archiv (Mak),

Tatsächlich ließen sich im zurückliegenden Jahr bei den Renaturierungsmaßnahmen einige zeitliche Verzögerungen nicht verhindern. Denn die mit blauer Farbe gestrichenen Ränder des alten Schwimmbeckens erwiesen sich als mit Schadstoffen belastet. So wurden in der seinerzeit verwendeten Farbe Bestandteile sogenannter Polychlorierter Biphenyle, kurz PCB, entdeckt.

Da diese Chlorverbindungen krebsauslösend und verboten sind, galt es im Zuge der Arbeiten im Schellbergtal, die Schadstoffe zunächst einmal vollständig zu beseitigen. "Zu diesem Zweck wurden die Ränder des alten Beckens im vergangenen Herbst komplett abgefräst", sagte TBS-Landschaftsplanerin Mittendorf. Eine Maßnahme, die umwelttechnisch unumgänglich erschien, gleichwohl die Gesamtkosten für das Renaturierungsprojekt noch einmal merklich nach oben schießen ließ. So waren die eigentlich veranschlagten 200.000 Euro als Obergrenze zuletzt nicht mehr zu halten. "Es kamen noch einmal rund 80.000 Euro dazu", hieß es jetzt vonseiten der Technischen Betriebe zur Kostenentwicklung im Schellbergtal.

Dabei ist der von der Stadt aufzubringende Eigenanteil in Höhe von 20 Prozent der Gesamtkosten aber zwischenzeitlich gesichert. "Dies läuft über Ausgleichsplanungen. Die Renaturierung im Schellbergtal ersetzt auf diese Weise an anderer Stelle durch Baumaßnahmen wegfallende Grünflächen", erläuterte Landschaftsplanerin Mittendorf.

Und auch bautechnisch geht es in dem einstmals beliebten Freibad im Solinger Süden voran. Nachdem der mit PCB belastete Anstrich des Schwimmbeckenrandes bereits Anfang November endgültig beseitigt wurde, ist von dem alten Becken inzwischen genauso wenig mehr zu sehen wie etwa von dem einst markanten Sprungturm. Die Grube des Schwimmbeckens wurde in den zurückliegenden Wochen zugeschüttet - so dass zurzeit lediglich noch die langgezogenen Umkleidekabinen rechts des ehemaligen Haupteingangs sowie das alte Vereinshaus am nordöstlichen Rand des Geländes an das alte Freibad erinnern.

Augenblicklich ruhen im Schellbergtal die Arbeiten. Doch spätestens im April soll der nächste Schritt in Richtung Renaturierung sichtbar werden. Es ist der Plan, dass zu diesem Zeitpunkt die Bachläufe zusammengeführt werden. "Und dann wird das Wasser auch in dem neuen Bachbett laufen", prognostizierte Daniela Mittendorf.

Ob dieser Anblick indes alle begeistern wird, bleibt abzuwarten. Lange Jahre war das 1925 eröffnete Bad im Schellbergtal vom Verein Sportverein Solingen-Süd betrieben worden. Der letzte bauliche Stand entsprach einer Modernisierung aus dem Jahr 1958. Danach folgten etliche Jahre des schleichenden Niedergangs, ehe das sanierungsbedürftige Bad Ende August 2007 wegen zuvor gescheiterter Verhandlungen zwischen der Stadt sowie potenziellen Geldgebern endgültig schließen musste. Spätere Versuche, das alte Bad wiederzueröffnen, scheiterten. Zuletzt gründete sich im Frühjahr 2014 ein Förderverein mit dem Ziel, das Bad zu reaktivieren. Der Verein löste sich nach dem endgültigen Scheitern dieses Plans später wieder auf.

(or)
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