Solingen Schnelle Leitung zur Diagnose

Solingen · Rund 60 Solinger Ärzte des Netzwerks „Solimed“ können bereits die medizinischen Daten von 5000 Patienten auf elektronischem Weg austauschen. Damit sollen unabgesprochene Behandlungen vermieden werden.

Bis die elektronische Krankenakte kommen kann, müssen nach Einschätzung von Medizinern noch mindestens zehn Jahre ins Land gehen. Trotzdem sind seit Anfang dieses Jahres 59 Solinger Praxen und zwei der drei Krankenhäuser elektronisch vernetzt. Daten von rund 5000 Patienten können per ISDN ausgetauscht werden. „Wir wollen so die Behandlungskette steuern“, erklärt Dr. Stephan Kochen. Er ist Vorsitzender des Ärztenetzwerks „Solimed“, das im Mai 2007 mit einem Teil der Mitglieder zu diesem Zweck die „Solimed GmbH & Co KG“ gegründet hat. Nun erhofft man sich eine wissenschaftliche Begleitung des elektronischen Austauschs. „Denn die geplante elektronische Krankenakte lehnen wir ab“, erklärte Kochen im Sozialausschuss. „Unser Modell soll eine Alternative bieten.“

Daten kommen per Computer

Werde ein Patient vom Hausarzt an einen Facharzt überwiesen oder müsse er in ein Krankenhaus und anschließend weiterbehandelt werden, könne jede Praxis und Klinik, die dem „Solimed“-Unternehmen angeschlossen ist, die medizinischen Kerndaten wie Diagnose, Allergien und nötige Medikamente per PC abrufen. Dazu werde lediglich die Versichertenkarte des Patienten als Schlüssel benötigt.

Anders als bei der geplanten elektronischen Krankenakte würden die Befunde aber nicht auf einem externen Zentralrechner gespeichert, sondern blieben auf den Computern des behandelnden Arztes. Von dort könne der weiterbehandelnde Mediziner die nötigen Daten – nach entsprechender Autorisierung – anfordern. „Die Technik funktioniert wie beim Online-Banking“, erklärt Kochen. Umsonst gibt es diese Vernetzung jedoch nicht. „20 000 Euro hat mich die Umstellung meiner EDV gekostet“, sagt der Arzt. Diese Kosten sollen nun durch neue Verträge der integrierten Versorgung mit den Krankenkassen refinanziert werden: „Die Verträge stehen kurz vor dem Abschluss.“

Dann könne man den Patienten ein Modell anbieten, das ähnlich wie das Hausarztmodell funktioniere, allerdings um Fachärzte und Krankenhäuser erweitert und auf einer anderen Rechtsgrundlage. Durch Firmen gesponsert werden möchten die Ärzte hingegen nicht. „Wir wollen unabhängig bleiben“, sagt Dr. Bernhard Jaschke, der zweite Vorsitzende von „Solimed“. Eine schlechte Behandlung müssen Patienten, deren Ärzte noch nicht mit der „Solimed GmbH & Co KG“ elektronisch verbunden sind, aber nicht befürchten. Ziel des Ärztenetzes „Solimed“ sei es, den Austausch unter den Ärzten zu verbessern und damit langfristig Doppeluntersuchungen zu vermeiden, sagt Dr. Heinrich Apfelstedt, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Solingen. „Das heißt aber nicht, dass es bisher keinen Kontakt gegeben hat.“ Und so werde man sich mit Medizinern, die nicht dem Netzwerk angehören, wie bisher auch per Telefon, Fax oder Brief austauschen. „Wegen der nötigen Computerumstellung ist ja ohnehin erst ein Teil der ,Solimed’-Ärzte elektronisch vernetzt.“

(RP)
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