Solingen Schwungvolle Revue zum Jubiläum

Solingen · Der 1990 gegründete Frauenchor der Klingenstadt Solingen feierte sein 25-jähriges Bestehen im Theater und Konzerthaus. Die szenisch-musikalische Aufführung wurde vom Publikum frenetisch gefeiert.

 Paul-Hermann Stöber sorgte als gichtgeplagtes Faktotum im Frack für einige kurze Zwischentexte beim Jubiläumskonzert des Frauenchors der Klingenstadt Solingen.

Paul-Hermann Stöber sorgte als gichtgeplagtes Faktotum im Frack für einige kurze Zwischentexte beim Jubiläumskonzert des Frauenchors der Klingenstadt Solingen.

Foto: stephan Köhlen

Schärfer hätte der Kontrast am Sonntagnachmittag im Theater und Konzerthaus nicht sein können. Während im Kammermusiksaal und dem angeschlossenen Foyer immer neue Flüchtlinge eintrafen und versorgt wurden, regierte auf der Bühne im benachbarten Pina-Bausch-Saal die leichte Muse. Nun haben viele Solinger Chöre eine lange Tradition, 25 Jahre fallen da nicht unbedingt ins Gewicht. Das ist aber beim Frauenchor der Klingenstadt ganz anders, denn eigentlich sollten die Damen damals nur beim Männerchor der "Wupperhofer" einspringen, wenn in einem Konzert mal Frauenstimmen gebraucht wurden.

Aber schnell wurde der Frauenchor selbstständig - und drehte jetzt in seinem Jubiläumskonzert die Rollen um, denn eine Riege des Männerchors wirkte gerne mit. Paul-Hermann Stöber sorgte als gichtgeplagtes Faktotum im Frack für einige kurze Zwischentexte, Gerd Riedel amüsierte im kurzen Röckchen köstlich als "Christel von der Post".

Abseits des einengenden Korsetts gewohnter Chor- und Solistenkonzerte brachten die Mitwirkenden eine Musicalaufführung auf die Bühne, wie man sie am New Yorker Broadway sicher nicht hätte besser sehen können. Der Vorhang öffnet sich für die Szene eines Großraumbüros, in dem die Stenotypistinnen zur Musik von Leroy Anderson fleißig ihre Arbeit machten, beobachtet von den Chefs, einem Sextett der grauen Herren.

Nun braucht ein Musical natürlich auch Musik, und die kam aus dem Orchestergraben, kongenial gespielt von dem Sinfonieorchester der Philharmonischen Gesellschaft Düsseldorf. Orchester und Chor standen unter Leitung ihres Dirigenten Thomas Schlerka, der auch viele Stücke arrangiert hatte.

Bereits die schmissig gespielte Ouvertüre "There is no business then showbusiness" begeisterte das Publikum. In der witzig-einfallsreichen Inszenierung (Regie Stephanie Heine) erklang Musik von der Berliner Operette des Paul Lincke, über die "West Side Story" von Leonard Bernstein bis zum nachdenklichen Lied "Ihr von morgen" von Udo Jürgens. Ausgerechnet beim romantischen Lied "Wir winden dir den Jungfernkranz" aus der Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber proben die Damen mit feiner Ironie den Aufstand, schließlich war "Unsere Stunde soll es sein" auch der Titel des Jubiläumskonzerts, und die grauen Herren hatten ausgespielt.

Jeder Musiktitel passte genau in das Konzept der Aufführung, fast jede Sängerin schlüpfte in eine Rolle und trat solistisch hervor, die perfekte Ausstattung und professionelle Wiedergabe des Konzerts überraschte und erfreute zugleich. Paul-Hermann Stöber sang gegen Ende Frank Sinatras Evergreen "My Way", das war ganz großes Kino, der ausverkaufte Saal war mucksmäuschenstill.

Am Ende gab es lange und verdiente Ovationen, das Publikum war total aus dem Häuschen und trat erst nach mehreren Zugaben den Heimweg an.

Schade, dass es nur eine Vorstellung gab, man könnte glatt mit der Truppe auf Tournee gehen.

(RP)
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