Solingen Seit über 35 Jahren Hilfe für Kinder in Indien

Solingen · Die von der Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt ins Leben gerufene Aktion "Untkhana" gab unzähligen behinderten Kindern und obdachlosen Senioren in Indien eine neue Heimat.

Es war im Jahr 1890, als französische Ordensfrauen damit begannen, sich in Zentralindien um behinderte Kinder zu kümmern. Der Maharadsha von Nagpur erfuhr nicht nur von der Arbeit der Ordensschwestern, sondern auch von ihrer Suche nach einem Gebäude. Kurzerhand schenkte er ihnen einen Kamelstall. Kamelstall heißt in der Hindi-Sprache Untkhana. So wurde das Gebäude zum Namensträger einer ganz besonderen Initiative, die bis heute hunderten von behinderten Kindern und heimatlosen Senioren ein lebenswertes Leben ermöglichte.

Nach St. Mariä Himmelfahrt Gräfrath kam die "Aktion Untkhana" im Jahr 1980 durch Pastor Gregory Noronha, der selbst aus Nagpur stammt. "Er kannte das Projekt schon und hat es der Gemeinde angetragen", erinnert sich Karin Richter. "Seitdem unterstützen wir es." Zunächst hat Wolfgang Strube die Organisation der "Aktion Untkhana" in die Hand genommen. Nach seinem Tod vor acht Jahren ging es zunächst in die Hände von Karin Richter über. Doch die Arbeit war inzwischen so komplex geworden, dass sie auf mehrere Schultern verteilt wurde.

2009 / 2010 kam zum einen noch ein weiteres Projekt hinzu, nämlich das Internat für Kinder von Wanderarbeitern "Asha Kiran". Zum anderen gesellte sich ein Ehepaar aus Düsseldorf mit dazu, so dass ein achtköpfiger Vorstand gegründet wurde. Ist die "Aktion Asha Kiran School" in erster Linie in Düsseldorf angesiedelt, liegt das Heim für behinderte Kinder "Untkhana" vor allem der Gräfrather Gemeinde am Herzen. "Seit wir diese Aktion in Gräfrath unterstützen, ist unsere jährliche Sternsingeraktion immer für Indien", betont Karin Richter. Auch das Aquirieren von Großspendern gehört mit zu den Aufgaben. Denn die "Aktion Untkhana" hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, den Unterhalt des Heims zu unterstützen, sondern sie beteiligt sich auch an größeren Anschaffungen. Und derer gibt es viele. "Es ist vor allem die Kinderlähmung, die dort herrscht", erzählt Karin Richter. Viele Kinder seien verstümmelt, werden von ihren Eltern abgegeben oder gar ausgesetzt. Die Schwestern nehmen sie auf, geben ihnen ein Dach über dem Kopf und ermöglichen die vielen Operationen, die den Kindern das Leben ein stückweit lebenswerter machen.

Die Ärzte und Therapeuten werden mit Spenden aus Gräfrath unterstützt, aber es wurde inzwischen auch die Installation einer Solaranlage mit finanziert, die Einrichtung eines Therapiespielplatzes oder der Ausbau eines Raumes zu einem Ladenlokal, wo die im Heim gefertigten Textilien verkauft werden können. "Die älteren Kinder lernen das Schneidern", erzählt Karin Richter, "damit sich die Mädchen eine Selbstständigkeit erarbeiten können." Im vergangenen Oktober haben zwei Vorstandsmitglieder das Heim in Nagpur besucht. "Außerdem bekommen wir von den Schwestern immer Bilder und Berichte", erzählt Karin Richter. So werde es anschaulich, was die Spendengelder aus Gräfrath bewegen.

(sue)
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