Solingen SEK stürmt Wohnung in Aufderhöhe

Solingen · Ein Streit zwischen einem 67-jährigen Mann und dessen 66 Jahre alter Ehefrau ist Dienstagabend derart eskaliert, dass die Polizei ein SEK zur Hilfe rufen musste. Der Mann wurde festgenommen und kam in ein Krankenhaus.

Weiträumige Straßensperrungen und sprichwörtlich bis an die Zähne bewaffnete Polizisten mit Helmen sowie schusssicheren Westen - an der Wipperauer Straße im Süden von Solingen gab es kein Durchkommen mehr. Und auch sonst erinnerte die normalerweise ruhige Straße in Aufderhöhe in dieser lauen Sommernacht eher an einen Übungsplatz für polizeiliche Spezialkräfte, als an eine ganz normale Wohngegend.

Was indes auch seinen Grund hatte. Denn von einer Übung konnte keine Rede sein. Ein 67-jähriger Mann hat am späten Dienstagabend nach einem heftigen Streit mit seiner Ehefrau die Nachbarn und auch die Polizei mehr als eine Stunde lang in Atem gehalten. Da der Rentner, der Hobbyjäger ist, bewaffnet war, wurden zunächst Beamte eines Spezialeinsatzkommandos aus Düsseldorf angefordert, die schließlich gegen 22.40 Uhr die Wohnung des Paares in einem Mehrfamilienhaus in der kleinen Hofschaft Gosse stürmten und den Mann überwältigten sowie festnahmen.

Vorausgegangen war der Erstürmung ein wahrer Nervenkrieg. Offenbar hatte es bereits früher am Dienstag einen ersten Streit zwischen den beiden Eheleuten gegeben. Wie ein Sprecher der Polizei gestern auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, waren der 67-Jährige sowie seine ein Jahr jüngere Ehefrau zunächst bei einem Verwandten aneinandergeraten. Und auch als das Paar später wieder nach Hause fuhr, beruhigte sich die Situation nicht.

Im Gegenteil: Der Streit geriet immer heftiger. Ein Wort gab das andere, ehe der Mann zuletzt anscheinend vollends die Nerven verlor. Anstatt sich nämlich zurückzuziehen, griff der Solinger nun zu einer der in der Wohnung legal gelagerten Jagdwaffen, um seine Ehefrau damit zu bedrohen.

Die 66-Jährige bekam es jedenfalls mit der Angst zu tun und flüchtete darum Hals über Kopf aus dem gemeinsamen Zuhause. Da sie sich keinen anderen Rat mehr wusste, suchte die Frau umgehend die nächstgelegene Polizeistation auf, wo sie den dort anwesenden Beamten ihre verzweifelte Lage schilderte. Dabei erfassten die alarmierten Polizisten sofort den Ernst der Situation und entschlossen sich aus diesem Grund, zur Verstärkung das eingangs erwähnte Spezialeinsatzkommando aus der NRW-Landeshauptstadt anzufordern.

Doch auch als die gesondert geschulten Kräfte gegen 22 Uhr an der Wipperauer Straße eintrafen, konnte von Entspannung noch keine Rede sein. Denn der Mann, der sich weiter in seiner Wohnung verschanzt hielt, zeigte sich nach wie vor nicht einsichtig und wollte dementsprechend auch im Angesicht der vielen Polizisten nicht klein beigeben.

Beispielsweise scheiterten alle Versuche, mit dem 67-Jährigen telefonisch Kontakt aufzunehmen und ihn zur Aufgabe zu bewegen - so dass sich die polizeiliche Einsatzleitung vor Ort gegen 22.30 Uhr schlussendlich dazu entschloss, die Wohnung des Ehepaares zu stürmen und die Bedrohungslage auf diese Art zu beenden.

Tatsächlich erfolgte kurz darauf ein gezielter Zugriff, bei dem die SEK-Beamten in die Wohnung eindrangen sowie den Rentner überwältigten und entwaffneten. Anschließend nahmen die Kräfte des Spezialeinsatzkommandos den Mann fest. Gleichwohl war der Einsatz damit noch nicht in Gänze beendet. Denn im Anschluss wurde die Wohnung von den Polizisten untersucht, wobei noch weitere Waffen gefunden wurden.

"Dabei handelt es sich um mehrere Lang- beziehungsweise Kurzwaffen, die genauso wie die ebenfalls aufgefundene Munition beschlagnahmt wurden", hieß es am Mittwoch vonseiten der Polizei, die darauf verwies, dass sämtliche in der Wohnung gelagerten Schusswaffen im legalen Besitz des Ehepaares gewesen seien. Was nun mit den Jagdgewehren und -pistolen geschieht, steht indes noch nicht fest. So gelte es zunächst zu klären, wer von den beiden Eheleuten der rechtmäßige Besitzer der Waffen sei, sagte der Polizeisprecher.

Der 67-jährige Aufderhöher kam derweil direkt im Anschluss an seine Festnahme zur Beobachtung in ein Krankenhaus, da er zuvor größere Mengen an Medikamenten zu sich genommen hatte. Auch gestern befand sich der Rentner weiter in der Obhut der Ärzte. Gegen den Mann wurde inzwischen ein Verfahren wegen Bedrohung eingeleitet, teilte die Polizei am Mittwochnachmittag mit.

(or)
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