Solingen Shalom Sechvi hat verziehen

Solingen · Nach den Lebenserinnerungen des 83-jährigen Holocaust-Überlebenden Shalom Sechvi aus Ness Ziona hat Andreas Schäfer ein Live-Hörspiel inszeniert. Es erzählt auch von der Toleranz eines Opfers den Tätern gegenüber.

Bevor Kulturbürodirektor Hans Knopper Shalom Sechvi begegnete, kannte der die Schrecken des Holocaust nur aus vagen Erzählungen. Plötzlich einem Überlebenden zu begegnen, der nicht nur vom Hörensagen über die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten berichten konnte, hat Knopper sehr beeindruckt: "Er konnte die schlimmsten Dinge andeuten, ohne dass man das Gefühl hatte, er ist voller Hass".

Als Regisseur Andreas Schäfer nun mit der Idee zu einem Hörspiel-Projekt über das Leben des heute 83-Jährigen zu ihm kam, rannte er offene Türen ein. Mit Hilfe von privaten Sponsoren und dem Landes-Familienministerium kann das Projekt am 14. November im Theater und Konzerthaus über die Bühne gehen. Den gesamten November ist dort außerdem eine Ausstellung mit schwarz-weiß Zeichnungen, Aquarellen und bislang noch nie ausgestellten Collagen des Holocaust-Überlebenden zu sehen.

Langjährige Kontakte

Der Kontakt zu Shalom Sechvi wurde im Rahmen der Städtepartnerschaft mit der israelischen Stadt Ness Ziona von dem ehemaligen Oberbürgermeister Gerd Kaimer geknüpft, der Shalom Sechvi mehrfach in die Klingenstadt einlug und auch Vorträge an Solinger Schulen vermittelte. In dieser Zeit lernte auch Andreas Schäfer den Zeitzeugen kennen und erfuhr Jahre später von dessen bis dahin noch nicht ins Deutsche übersetzten Biografie.

Schäfer fand eine geeignete Übersetzerin und sucht jetzt einen Verlag, der das Buch herausbringt. Doch zunächst werden die Lebenserinnerungen als Live-Hörspiel auf die Bühne kommen mit den Sprechern Claudia Gahrke, Bodo Primus und Mark Weigel. Sie werden musikalisch begleitet von Ruthilde Holzkamp und Herbert Mitschke. Für die Projektionen der Bilder von Shalom Sechvi wird dessen Sohn Avi verantwortlich zeichnen. Shalom Sechvi selbst wird aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Solingen kommen, das Live-Hörspiel jedoch über das Internet zeitgleich verfolgen können, berichtet Andreas Schäfer im Vorfeld der Veranstaltung.

Auf Shalom Sechvi aufmerksam werden im November alle Theaterbesucher, die die Ausstellung im Foyer, aber auch außerhalb der laufenden Veranstaltungen besuchen können. Sie werden von einem Mann erfahren, der fast eine gesamte Familie im Holocaust verloren hat und der sich selbst immer für friedliches Miteinander einsetzt.

Freundeskreis mit Infostand

120 Minuten wird das Live-Hörspiel am 14. November einschließlich einer Pause dauern. "Es ist eine gekürzte und mit Shalom Sechvi abgestimmte Fassung der Lebenserinnerungen", berichtet Andreas Schäfer. Zu der Aufführung wird auch der Freundeskreis Ness Ziona mit einem Informationsstand vertreten sein. Hans Knopper hofft außerdem, dass sich viele Schüler einfinden. "Wenn man so einem Menschen begegnet, fühlt man sich noch einmal mehr in die Pflicht genommen, daran zu erinnern, dass so etwas nie wieder passieren darf", sagt Hans Knopper.

(RP)
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