Solingen "Shaun das Schaf" auf dem I-Pad nimmt die Angst vor der Spritze

Solingen · "Das Hingucken tut schon weh." Chefarzt Prof. Thomas Standl weiß es nur zu gut: "Pieksen ist bei Kindern angstbesetzt." Hinzu kommt der Trennungsschmerz von den Eltern, wenn es für die Kleinen Richtung OP-Saal geht. "Da können schon mal Tränen fließen." Dies macht die Einleitung der Narkose bei Kleinkindern für Anästhesisten zur besonderen Herausforderung. Es gilt, den Kleinen die Angst zu nehmen.

Dabei beschreitet die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensiv- und Palliativmedizin im Klinikum jetzt neue Wege. Seit gut vier Wochen lenkt ein I-Pad Kinder ab. Die Idee hatte Oberarzt Dr. Kurosh Savadkouhi. "Wenn wir den Kindern das I-Pad präsentieren, machen die schon große Augen", berichtet er. Auf dem Gerät können die Kinder kleine Filme anschauen oder Spiele machen. "Sie sind dann in einer anderen Welt", sagt Savadkouhi. Das I-Pad kommt bei Kindern zwischen zwei und sieben Jahren zum Einsatz, Säuglinge werden mit Musik beruhigt.

Wenn die Kinder am Bildschirm in ein Spiel oder einen Film vertieft sind, ist die Angst vor der Spritze vergessen. Bereitwillig reichen sie dann die Hand, in die das Narkosemittel injiziert wird. Ein Pflaster mit Betäubungsmittel auf dem Handrücken sorgt dafür, dass die Kinder den Einstich gar nicht bemerken.

"Shaun das Schaf kommt bei Jungs gut an", berichtet Kurosh Savadkouhi. Mädchen mögen da lieber das Hello-Kitty-Spiel. In "Kids Vehicles" können die Kinder Autos herumfahren. In den Kurzfilmen treffen sie auf vertraute Figuren wie Prinzessin Lillifee oder die Maus und den Elefanten. Auch der kurzzeitige Abschied von den Eltern fällt da leichter. "Die Kinder vergessen zum Teil, sich von den Eltern zu verabschieden", hat Standl beobachtet. An Unikliniken ist der Einsatz solcher Geräte bereits gängige Praxis, auch erste Studien entstanden bereits dazu, wie Chefarzt Prof. Standl weiß. Langfristig verfolgt das Klinikum das Ziel, bei kurzen Eingriffen auf den Dormikum-Saft zur Beruhigung der Kinder verzichten zu können. Die neue Methode funktioniert in den allermeisten Fällen, aber "Plan B und C müssen Sie bei einem Kind immer haben", sagt Prof. Standl. Dann kann das Kind etwa versuchen, den Atembeutel aufzublasen. Aber auch der Teddybär darf noch, ganz altmodisch, mit in den Operationssaal.

Im Aufwachraum liegt ein zweites I-Pad bereit, um Kinder in der ungewohnten Situation abzulenken. Hinterher bekommen sie eine Tapferkeitsurkunde verliehen.

(bjd)
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