Solingen "Snake Awards": Solingen verleiht Preise für Jugendkultur

Solingen · Die eleganten Kronleuchter unter der Decke trafen auf quirlige Disco-Lichteffekte, Schostakowitschs berühmter Walzer Nr. 2 auf laute Rockmusik und "Wer wird Millionär?" auf politische Botschaften: Die Solinger Jugendkulturgala in der Cobra demonstrierte am Freitagabend Vielfalt - und zog damit vor ausverkauftem Haus ein sehr gemischtes Publikum in seinen Bann. "Wir hätten noch sehr viel mehr Tickets ausgeben können", freute sich Jens Stuhldreier von der städtischen Jugendförderung.

 Der Syrer Alaa Abohaweya gewann die Auszeichnung als bester "Newcomer".

Der Syrer Alaa Abohaweya gewann die Auszeichnung als bester "Newcomer".

Foto: Köhlen

Die lobte gemeinsam mit dem Kulturmanagement zum fünften Mal die "Snake Awards" für besondere Leistungen in der Solinger Jugendkultur aus - und präsentierte in mehreren Kategorien höchst unterschiedliche Preisträger: als ersten den Syrer Alaa Abohaweya. Mit einem kurzen Film, in dem er vor den Trümmern seiner Heimatstadt seine Situation schildert und den Urhebern des Bürgerkriegs Fragen stellt, gewann er die Auszeichnung als bester "Newcomer."

Sichtlich gerührt nahm der 25-jährige Flüchtling die Trophäe, den holzgeschnitzten Kopf einer Kobra, aus den Händen der Künstlerin Janine Werner entgegen. Sie hatte die Preise gemeinsam mit ihrem Ehemann Marc-Olivier in ihrem Atelier AndersARTig in den Güterhallen gestaltet.

Einen fulminanten Einstieg in den Abend lieferte das Jugend-Sinfonie-Orchester unter Leitung von Musikschuldirektor Ulrich Eick-Kerssenbrock. Das Ensemble hatte zuletzt im Orchester-Landes- und -Bundeswettbewerb für Furore gesorgt. Diesmal applaudierten die jungen Musiker ihren Kollegen der Rockband "The Cuckoo" für die Ehrung als "engagiertester Act" - und begleiteten sie sogar bei einer ihrer Komposition, in dessen Mittelpunkt ein abgeschobener Flüchtlingsjunge stand. "International" war das Stichwort der Veranstaltung. Viel Applaus erntete der Auftritt des Musicalprojekts "We Perform!", deren junge Darsteller mit verschiedenen kulturellen Hintergründen sich ausdrucksstark dem Thema Abschied widmeten.

Für Aufsehen sorgte auch die extravagante Gestaltung der Cobra-Bühne mit einem bunten Geflecht aus Fäden, Kreisen und Blättern. Verantwortlich dafür war ein Preisträger des Abends: Airbrush- und Graffitikünstler Matthias Furch wurde als bester Vertreter der Kategorie "Street Art" geehrt.

Den Preis für die beste Konzertreihe heimste der CVJM mit seinen beliebten "Unplugged Tunes" ein, die prompt zur Lichternacht 24 Stunden später eine Fortsetzung in den Räumen des Vereins am Birkenweiher fand. Der Publikumspreis, für den die Solinger in den letzten Monaten diverse Vorschläge einreichten, ging an den Rapper Libalgo. Und für sein Lebenswerk wurde Fritz Kappner vom Cobra-Förderverein geehrt: Seit Jahrzehnten bietet er inzwischen Kulturschaffenden ein Podium, fördert Projekte und Ausstellungen.

Wer angesichts der großen Nachfrage keinen Platz mehr in der Cobra gefunden hatte, konnte die Veranstaltung dennoch erleben - im Rahmen der NRW-weiten "Nacht der Jugendkultur" machte am Samstagabend eine mobile Leinwand mit einer Aufzeichnung der Gala Station an verschiedenen Punkten der Klingenstadt - unter anderem auch im Südpark.

(ied)
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