Solingen Solingen ehrt Dr. Eduard Schott

Solingen · Im Beisein von drei Enkeln des von den Nationalsozialisten verfolgten Mediziners wurde im Klinikum feierlich eine Gedenktafel enthüllt.

Unter den vielen Besuchern sind zahlreiche bekannte Gesichter aus Politik und dem öffentlichen Leben, als am Freitagvormittag im Foyer des Städtischen Klinikums eines ganz besonderen Arztes gedacht wird. Prof. Dr. med. Eduard Franz Schott. Der 1886 im Elsass geborene Jude lernte während seiner Zeit in Straßburg Albert Schweitzer kennen, der ihn nachhaltig beeindruckte. "Schott teilte nicht nur Schweitzers Liebe zur Musik von Bach, sondern Schweitzer prägte ihn auch als Theologe, so dass Schott schließlich zum evangelischen Glauben konvertierte", erzählt Dr. med. Heinz Voigt von der Ärzte-Organisation IPPNW, die die Anbringung einer Gedenktafel an Prof. Schott im Städtischen Solinger Klinikum initiiert hatte.

Im Jahr 1927 wurde Eduard Schott Chefarzt der Inneren Abteilung und ärztlicher Leiter der Krankenanstalten Solingen, dem heutigen Städtischen Klinikum. Doch weder sein Dienst während des Ersten Weltkrieges, noch seine Konvertierung konnten Schott vor der Degradierung zum Oberarzt und schließlich vor dem Entzug seiner Arztzulassung schützen. Er wurde diffamiert und angefeindet und emigrierte schließlich im Mai 1939 in die USA, wo er - geschwächt von dem langen Kampf - im Jahr 1952 nach einem Schlaganfall starb. Dr. Eduard Franz Schott wurde nur 66 Jahre alt. Oberbürgermeister Tim Kurzbach bezeichnete die Feierstunde als einen freudigen, aber auch als einen traurigen und provozierenden Moment. "Einen Schlussstrich kann und darf es nie geben", betonte er. "Angesichts der Gräuel, die von den Nazis begangen wurden, gibt es eine ewigwährende Verpflichtung für das deutsche Volk zur Erinnerung und Aufarbeitung."

Dem stimmte auch Klinikum-Geschäftsführerin Barbara Matthies zu. "Warum machen wir das heute ?", fragte sie in die Runde und beantwortete die Frage sogleich: "Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen. Wir dürfen solche Zeiten in Deutschland nicht noch einmal zulassen." Die Erinnerung müsse hochgehalten werden. "Nationalsozialismus hat nicht nur in Deutschland stattgefunden, er hat in Solingen stattgefunden."

Die Gedenktafel im Foyer, die Tim Kurzbach enthüllte, soll ab sofort an das Leid erinnern, das Medizinern während der Zeit des Nationalsozialismus zugefügt wurde. Drei Enkel des von den Nationalsozialisten verfolgten Professors waren aus den USA angereist, um der Zeremonie beizuwohnen.

Peter Schott bedankte sich bei allen Anwesenden und erklärte: "Wir schätzen die Ehre und Erinnerung an unseren Großvater, der sein Leben seinen Patienten und seiner wissenschaftlichen Arbeit gewidmet hat." Der ärztliche Direktor PD Dr. med. Ralf Buhl bezeichnete es als "bewegend, heute hier als ein Nachfolger von Prof. Schott zu stehen."

Wer mehr über die Diffamierung, das Berufsverbot und die Verfolgung jüdischer Ärzte durch die Nationalsozialisten wissen möchte, kann sich in den Gängen des Klinikums informieren. Hier ist derzeit die Ausstellung "Fegt alle hinweg" zu sehen.

(sue)
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