Solingen Solingen soll sich neu erfinden

Solingen · Ein verstaubtes Klingenstadt-Image und kaum Wirkung nach außen: Die Selbstdarstellung der Stadt hat nach Ansicht von OB Kurzbach reichlich Luft nach oben. Deshalb sollen Stadtwerbung und Stadtmarketing im Rathaus gebündelt werden.

Das Papier aus dem Büro von Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) ist gerade einmal neun Seiten stark. Doch die Vorlage, die den Mitgliedern des städtischen Ausschusses für Kultur, Stadtmarketing und Tourismus bei deren Sitzung heute präsentiert wird, hat es in sich. Denn geht es nach dem Willen der Rathausspitze, soll Solingen das verstaubte Image als Klingenstadt "ohne Eigenschaften" so schnell wie möglich ablegen und sich - zumindest in Sachen Selbstdarstellung - neu erfinden.

Handlungsbedarf sehen die Beamten um OB Kurzbach jedenfalls an vielen Stellen. Egal ob es um Tourismus, Marketing oder die Online-Auftritte sowie die Präsentation der Stadt in den sozialen Netzwerken geht: Überall hat Solingen bei seiner Außendarstellung noch Luft nach oben, so dass nach dem Willen der Verwaltung der gesamte Bereich des Stadtmarketings neu aufgestellt werden muss.

Dabei schwebt den Verantwortlichen - ein Beschluss der Politik vorausgesetzt - eine der größten Umstrukturierungen im Rathaus in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor. Um der Stadt ein jüngeres Image zu verpassen, will Oberbürgermeister Kurzbach das Thema zur Chefsache machen: Das Stadtmarketing soll wieder beim OB selbst gebündelt werden.

Im Klartext bedeutet dies eine zumindest teilweise Verschiebung der alten Zuständigkeiten zurück ins Rathaus von der städtischen Wirtschaftsförderung sowie der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW), die bislang für die Vermarktung der Marke Solingen zuständig waren. So wurde bereits ein Vertrag zwischen Stadt und BSW vonseiten der Verwaltung vorsorglich gekündigt, mit dem die zurzeit noch geltende Aufgabenteilung geregelt war.

Diese sah in den zurückliegenden Jahren vor, dass sowohl Wirtschaftsförderung als auch BSW für das Aufpolieren des Solinger Images zuständig waren. Allerdings mehrte sich zuletzt die Kritik an diesem Modell. Der Vorwurf: Die Wirtschaftsförderung konzentriere sich vornehmlich aufs Standortmarketing, während es der BSW im Rahmen ihres gesamt-bergischen Ansatzes zu wenig gelinge, die Stadt selbst mit ihren touristischen Highlights wie dem Brückenpark oder Schloss Burg ins rechte Licht zu rücken.

Deshalb soll nun eine bei der BSW angesiedelte Stelle genauso zur Stadtverwaltung zurückkehren, wie dies für zwei weitere Arbeitsplätze bei der Wirtschaftsförderung gilt - um auf diese Weise im Oberbürgermeister-Büro eine neue Abteilung "Kommunikation und Stadtmarketing" unter Leitung von Pressesprecher Lutz Peters zu gründen. Darin gebündelt werden sollen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Stadtwerbung und Stadtmarketing, Repräsentation und Veranstaltungsmanagement sowie Beschwerdemanagement.

"Wir müssen die Stärken Solingens deutlicher herausstellen", sagte Kurzbach gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. So wollen die Verantwortlichen unter anderem für eine bessere Vermarktung der vielen Feste in der Stadt, eine klarere Ansprache touristischerer Zielgruppen sowie eine höhere Identifikation der Bürger mit Solingen sorgen.

Dass aus ihrer Sicht in fast allen Bereichen Nachholbedarf besteht, daran lassen die Verfasser der Vorlage für den Kulturausschuss jedenfalls keinen Zweifel. Beispielspielsweise wird der Umstand, dass es seit rund 15 Jahren keinen Solinger Imageprospekt mehr gibt, "für eine Stadt von 160.000 Einwohnern" als "Armutszeugnis" gewertet.

(RP)
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