Am Düsseldorfer Hauptbahnhof Solinger Rugby-Spieler stoppt 15.000 Euro-Dieb

Solingen · Alexander Prieß wollte am Düsseldorfer Hauptbahnhof nur kurz Geld abheben, als zwei Männer auf ihn zu stürmten. "Haltet den Dieb", rief der eine. Der Spieler der WMTV Solingen Zebras zögerte nicht - und setzte zum Tackling an.

Als der Dieb am Düsseldorfer Hauptbahnhof auf ihn zulief, habe er gerufen, dass er eine Pistole habe, sagt Alexander Prieß: "Aber er war ja im Vollsprint." Und zwischen dem Dieb und Prieß lagen nur wenige Meter. Also machte der 25-Jährige das, was er auch im Training macht, wenn Gegenspieler auf ihn zulaufen: "Schulter in den Körper und aus den Beinen springen." Mit einem gezielten Tackle holte er den Flüchtenden von den Beinen.

Was der Dieb, der im Hauptbahnhof einen Supermarkt überfallen hatte und mit 15.000 Euro auf der Flucht war, nicht wissen konnte: Er hatte sich den falschen Laufweg ausgesucht. Denn Alexander Prieß ist Rugbyspieler, bei den Zebras des WMTV Solingen spielt er in der ersten Reihe. Dort, wo es richtig wehtut. Seine Spielposition wird Prop genannt - Pfeiler. Im Gedränge sind diese Spieler für die Vorwärtsbewegung zuständig, weshalb sie in der Regel besonders kräftig sind. Man kann sagen, dass es für den Räuber günstiger hätte laufen können.

Alexander Prieß war am Samstagabend mit einem Teil seiner Mannschaftskollegen auf dem Weg ins niederländische Venlo, wo sie an einem traditionellen Vorbereitungsturnier teilnehmen wollten. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof trennte sich die fünfköpfige Gruppe kurz, um Geld zu holen. Ein Teil ging zur Sparkasse, Alexander Prieß zur Volksbank.

Vor dem Bahnhofsgebäude kreuzten sich die Wege von ihm und dem Mann, der mit einem Beutel in der Hand auf der Flucht vor einem Mitarbeiter des Supermarktes "Farmhaus" war. 15.000 Euro Beute hatte der Mann dabei, den Prieß Sekunden später mit einem beherzten Tackle stoppte.

Das Geld war eigentlich für einen Geldtransport vorgesehen, der Mitarbeiter sollte es abholen, heißt es bei der Bundespolizei. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen musste der Mann die Verfolgung des Räubers aufnehmen. Als er sah, dass Alexander Prieß den Dieb gestoppt hatte, drehte er sich um.

Warum, das sah der Rugby-Spieler erst, als er einen Schritt näher trat: Überall auf dem Bahnhofsvorplatz lagen Geldscheine verstreut. "Die wollte er schnell einsammeln, bevor es andere tun", vermutet der Rugby-Spieler, der an der Bergischen Universität Wuppertal Wirtschaftsingenieurwesen studiert.

Der Dieb erkannte die Konfusion und floh. Dankbar waren die Supermarkt-Mitarbeiter trotzdem. "Wir haben noch ein paar Getränke für die Fahrt bekommen", sagt Alexander Prieß mit einem Grinsen. Für ihn und seine Mitspieler eine willkommende Stärkung vor dem Turnier am Sonntag, immerhin hatten sie am selben Tag bereits ihr erstes Saisonspiel gegen die Düsseldorf Dragons II. absolviert. "Dementsprechend habe ich mich dann Sonntagabend auch gefühlt", sagt Alexander Prieß lachend.

Die Kollegen wollten Prieß seine Heldentat zunächst gar nicht glauben, inzwischen freut sich der Verein aber über die gelungene Werbebotschaft: "Man sieht, dass man Rugby nicht nur auf dem Platz gebrauchen kann", scherzt WMTV-Pressesprecher Daniel Konrad. Neuzugänge sind daher bei den Zebras herzlich willkommen.

(RP)
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