Solingen Solinger Wälder in schlechtem Zustand

Solingen · Ein Viertel des Stadtgebiets ist bewaldet. Doch genau wie in ganz NRW leiden die Bäume unter den Folgen des Klimawandels. Ein Problem sind auch Mountainbiker. Sie sollen ab 2015 aber auch am Bärenloch fahren können.

Solingen: Solinger Wälder in schlechtem Zustand
Foto: Andreas Franke

Die gute Nachricht zuerst: Für die Wildschweine im Solinger Wald gibt es bald einen Festschmaus. Die schlechte Nachricht ist, dass die Lebenskräfte der Buchen durch die vielen Bucheckern besonders strapaziert werden. "In den Jahren, in denen sie viele Früchte tragen, werden die Energiereserven stark angegriffen", sagt Lutz Falkenried vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Durch das Fernglas sei zu erkennen, dass die Blätter dadurch kleiner seien als sonst, sagt er und richtet den Feldstecher in die Baumgipfel.

Hier, in der Nähe des Wanderparkplatzes Höhrath, beginnt sie: Die Waldzustandserhebung 2014. Jährlich kontrolliert der Landesbetrieb rund 10 000 Bäume in NRW, um Schäden festzustellen - auch in Solingen. Anhand dieser Daten können die Forstwissenschaftler anschließend ableiten, wie es um den Wald bestellt ist. Die Antwort weiß Studienleiter Falkenried aber schon jetzt: "Schlecht".

Der Solinger Wald ist da keine Ausnahme. "Die Ergebnisse sind für uns repräsentativ", sagt Ernst-Friedrich Honscheid vom Stadtdienst Natur und Umwelt. Und das heißt nichts Gutes, denn die Werte des letzten Berichts waren besorgniserregend. "Wir haben heute fast dreimal so viele Bäume mit starken Schäden wie zu Beginn der Aufzeichnungen vor 30 Jahren", sagt der Parlamentarische Staatssekretär des NRW-Umweltministeriums, Horst Becker, der die Gruppe bei der Waldbesichtigung begleitet. Schuld sei der Klimawandel, dessen Auswirkungen den Wald träfen.

Die Folgen sind auch in Solingen schon zu sehen. Lutz Falkenried zeigt Eichen, deren Kronen nur noch spärlich mit Blättern bewachsen sind. Offensichtlich haben ihnen Trockenjahre und Schädlinge zugesetzt. Einige Meter weiter sind die Spitzen von drei Eschen völlig ohne Laub. Eine Pilzerkrankung lässt die Triebe absterben. Und die Buchen ? Sie tragen immer häufiger viele Früchte. Früher habe es die Vollmast im Schnitt nur zwei Mal in zehn Jahren gegeben. "Heute kommt sie in geringeren Zeitabständen", sagt Lutz Falkenried. Auch daran könnte der Klimawandel Schuld sein.

Doch nicht nur das Klima setzt dem Solinger Wald zu, der mit seinen 3000 Hektar immerhin knapp ein Viertel der Stadtfläche ausmacht. Auch Mountainbiker, die widerrechtlich abseits der Wege fahren, können schwere Schäden anrichten. "Probleme treten immer dann auf, wenn bestimmte Strecken immer wieder befahren werden", sagt Ernst-Friedrich Honscheid.

Denn dadurch würde nicht nur die Vegetation beschädigt, sondern auch die Bodendecke. Der Abfluss von Regenwasser verändert sich dadurch. Auch Tiere, teilweise sogar stark in ihrem Bestand gefährdete, werden durch die Mountainbiker gestört. Das ist besonders ärgerlich, weil in den vergangenen Jahren auch viele Arten ihren Weg zurück nach Solingen gefunden haben. Inzwischen gibt es hier wieder Waschbären, auch die als besonders schützenswert geltenden Zauneidechsen sind wieder auf Stadtgebiet zu finden. "Wir haben 500 bis 600 verschiedene Tierarten im Wald", sagt Ernst-Friedrich Honscheid: "Und dazu noch einmal rund 400 unterschiedliche Gefäßpflanzen."

Die Stadt wolle niemandem das Radfahren im Wald verbieten, solange es auf den Wegen stattfindet. Künftig soll es für Mountainbiker aber eine weitere attraktive Strecke geben. Am Bärenloch laufen seit Jahren die Arbeiten, um die alte Deponie abzudecken und als Erholungsgebiet herzurichten. Auf dem 24 000 Quadratmeter großen Gelände wurden Bäume gepflanzt und Flächen begrünt. Für Mountainbiker soll dabei auch eine Strecke angelegt werden. "Wir hoffen, dadurch die Wälder zu entlasten", sagt Ernst-Friedrich Honscheid. Und er ist optimistisch, dass das Projekt auch zeitnah umgesetzt werden kann. Honscheid rechnet damit, dass die Strecke bereits bis zum nächsten Sommer eröffnet sein könnte.

(RP)
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