Solingen Sonnenschauspiel für kurze Momente

Solingen · Hin und wieder zeigt sich die schmale Sichel der Sonne zwischen dem diesigen Grau der Wolken. Die Sternwarte erlebt einen Besucherandrang. Eine "Sofi"-Beobachtungsaktion ermöglicht die August-Dicke-Schule auf dem Pausenhof.

"Sofi"-Beobachtungsstation auf dem Pausenhof des August-Dicke-Gymnasiums: Mit Spezialbrillen erlebten Schüler die Veränderungen am Himmel.

"Sofi"-Beobachtungsstation auf dem Pausenhof des August-Dicke-Gymnasiums: Mit Spezialbrillen erlebten Schüler die Veränderungen am Himmel.

Foto: Mak

Die Sonnengucker sind begeistert: Um 10.38 Uhr, dem Moment der maximalen Phase, schieben sich die Wolken tatsächlich noch ein bisschen mehr zur Seite und geben den Blick auf die Umrisse der Sonne frei - beziehungsweise das, was der Mond, der sie zu gut 80 Prozent verdeckt, noch übriggelassen hat. Nur noch eine schmale Sichel zwischen dem diesigen Grau der Wolken ist von der Sonne zu sehen. Auf der Krahenhöhe und andernorts halten Solinger inne. Fußgänger bleiben stehen. Autos fahren rechts ran. Fotos mit der Handykamera werden geschossen.

"Das ist total selten." Reena und Sophia Köhr aus der zehnten Klasse der August-Dicke-Schule sind fasziniert von dem Naturschauspiel. Zusammen mit Mitschülern und ausgestattet mit Schutzbrillen beobachten sie gestern die partielle Sonnenfinsternis vom Pausenhof an der Schützenstraße aus.

"Es ist dunkler und kühler geworden, die Temperatur sinkt bis auf acht Grad", erklärt Physiklehrer Philipp Neeff. Während der Neumond sich vor die Sonne schiebe, scheine es, als ob sich die Sichel drehen würde. Mit dem Physik- beziehungsweise Astronomieprojektkurs betreut er die "Sofi"-Beobachtungsaktion auf dem Schulhof. 130 Spezialbrillen sind angeschafft worden. Klassenweise werden die Schüler hinausbegleitet, um ihnen das Naturschauspiel zwischen 9.31 und 11.49 Uhr zu ermöglichen. "Es läuft. Von der fünften Klasse bis zu den Abiturienten sind alle dabei. Es gibt einen strikten Zeitplan", erklären Rektorin Monika Schneider und Stefan Trenner, stellvertretender Schulleiter. Im Physikunterricht wurde das Naturschauspiel entsprechend vorbereitet.

"Hier auf der Erde merken wir eigentlich nicht, was da oben vorgeht. Aber wir befinden uns in einem Planetensystem", sagen die Astronomie-begeisterten Zehntklässler Reena und Sophia Köhr. "Der Mond, der die Erde umkreist, schiebt sich genau im richtigen Winkel vor die Sonne."

"Wir haben drei Teleskope und ein Fernrohr für die Interessenten aufgestellt", sagt Michael Berghaus, Mitglied im Vorstand der Sternwarte, die einen Besucherandrang erlebt. Allerdings schauen die vielen Gäste an der Sternstraße erst einmal in den dichten Nebel. Für kurze Momente reißt dann aber doch der Himmel auf, und zeigte im Dunst die schmale Sichel der Sonne mit ihrem dunklen Schatten.

"Ich hätte mir auch mehr klare Sicht gewünscht", meint Dr. Frank Lungenstraß. Der Schatzmeister der Walter-Horn-Gesellschaft hat in weiser Voraussicht eine interessante Präsentation zur Sonnenfinsternis zusammengestellt. Auf dem Gelände warten die Besucher, darunter einige Schulklassen, auf weitere erkennbare Augenblicke, aber es bleibt auch hier bei nur kurzen, sichtbaren Passagen.

Der fünfjährige Bastian Berger darf durch das große Teleskop schauen, auch wenn nicht viel zu sehen ist. "Wir kommen einmal an einem Abend wieder, dann kannst du den Nachthimmel beobachten", verspricht ihm seine Mutter. Bis zur nächsten partiellen Sonnenfinsternis braucht es ein wenig Geduld, am 12. Juni 2026 wird die Sonne etwa zu zwei Drittel vom Mond verdeckt. Und erst am 3. September 2081 ist dann die nächste Sonnenfinsternis zu sehen. "Dann werden aber auch nur 88 Prozent der Sonne verdeckt", weiß Dr. Lungenstraß.

(tws)
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