Solingen Sperrung: Fehlende Infos nerven Pendler

Solingen · Am ersten Werktag der Komplettsperrung des Bahnverkehrs um Wuppertal lief am Solinger Hauptbahnhof nicht alles rund. Reisende monierten zu wenig Personal und Informationen. Die Bahn will für die Sommer-Sperrung nachbessern.

Etliche Pendler, die auf die Ersatzbusse umsteigen mussten, zeigten sich unzufrieden mit der Informationspolitik der Bahn.

Etliche Pendler, die auf die Ersatzbusse umsteigen mussten, zeigten sich unzufrieden mit der Informationspolitik der Bahn.

Foto: Köhlen Stephan

Es war eine richtige Menschentraube, die sich am Montagmorgen an Bussteig 1a vor dem Solinger Hauptbahnhof in Ohligs gebildet hatte. Was ist der schnellste Weg nach Wuppertal? Wie lange dauert die Fahrt bis Oberbarmen? Und wäre es nicht besser, die Schwebebahn zu nehmen? Solche und weitere Fragen prasselten gleich reihenweise auf den Mann in der Mitte der Gruppe ein. Wobei es bei der Fragerunde ein Problem gab: Der Befragte war nämlich gar kein Mitarbeiter der Bahn, sondern Busfahrer im Schienenersatzverkehr. Und in dieser Funktion sollte er eigentlich Fahrgäste von Solingen nach Wuppertal-Oberbarmen und zurück bringen, da der Bahnverkehr wegen der Komplettsperrung rund um Wuppertal für die nächsten zwei Wochen unterbrochen ist.

Solingen: Sperrung: Fehlende Infos nerven Pendler
Foto: Köhlen Stephan

Tatsächlich lief am ersten Werktag der Sperrung noch längst nicht alles rund. Denn während sich die Bahn AG mit der Premiere des Schienenersatzverkehrs später im Großen und Ganzen zufrieden zeigte und lediglich von einigen "kleineren Schwierigkeiten" sprach, urteilten etliche Pendler anders. So wurde vor allem die Informationspolitik der Bahn als unzureichend kritisiert. Und die Reisenden monierten zudem, an den Bahnhöfen habe es zu wenig Personal für Auskünfte gegeben.

Der Ersatzverkehr fährt in Ohligs von den gleichen Bussteigen ab wie die Linienbusse (o.). Die Bahn will aus den Erfahrungen für den Sommer Schlüsse ziehen. Dann werden die Bahnhöfe wieder sechs Wochen so leer sein wie gestern der Hauptbahnhof.

Der Ersatzverkehr fährt in Ohligs von den gleichen Bussteigen ab wie die Linienbusse (o.). Die Bahn will aus den Erfahrungen für den Sommer Schlüsse ziehen. Dann werden die Bahnhöfe wieder sechs Wochen so leer sein wie gestern der Hauptbahnhof.

Foto: Köhlen

"Das ist ganz katastrophal", sagte beispielsweise André Hermann. Der Ohligser fährt jeden Tag zur Arbeit nach Wuppertal und hatte angesichts der Komplettsperrung erwartet, dass Bahn-Mitarbeiter bereit sehen würden - oder dass es zumindest eine Beschilderung zum Schienenersatzverkehr gegeben hätte. "Stattdessen ist das Reisezentrum zu. Und an der Info an Gleis 1 wurde mir gesagt, dass per Lautsprecher über den Schienenersatzverkehr informiert würde. Aber das war nicht so", ärgerte sich der Pendler, nachdem er an einem falschen Bussteig gelandet war.

Bahnsperrung in Wuppertal - das sagen Betroffene
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Foto: Saskia Nothofer

André Hermann will nun für die kommenden zwei Wochen auf andere Verkehrsmittel ausweichen, derweil andere mehr Glück haben. So ist Andy Rabbach froh, in der nächsten Woche Urlaub zu haben und nur noch wenige Tage auf den Schienenersatzverkehr angewiesen zu sein. "Ich brauche jetzt deutlich länger", sagte der Ohligser, der über Vohwinkel zu seiner Arbeitsstelle in Velbert fährt.

Gleichwohl hatte der Informationsfluss bei ihm gut funktioniert. Bereits von zuhause aus hatte Rabbach seine Fahrt per Internet geplant - wie auch Jana Stojanowski. "Ich nutze immer die Bahn-App. Und das hat auch geklappt", sagte die Leverkusenerin, die dennoch in den kommenden Wochen eine Stunde länger zur Arbeit in Wuppertal brauchen wird. Wenn die Busse zuverlässig führen, sei ja alles "halb so schlimm", betonte Stojanowski, der indes schon vor den Sommerferien graut, wenn der Zugverkehr sechs Wochen lang unterbrochen sein wird.

Eine Sorge, die die Verantwortlichen bei der Bahn durchaus ernst nehmen. Aus diesem Grund will das Unternehmen die Erfahrungen, die nun bei der ersten Sperrung gemacht werden, in seine Planungen für die Sommermonate miteinbeziehen. "Wir werden schauen, wie sich der Ersatzverkehr mit den Bussen gegebenenfalls noch verbessern lässt", kündigte ein Sprecher der Bahn Montag auf Anfrage unserer Redaktion an.

Gleichzeitig widersprach der Konzern Darstellungen von Reisenden, man habe zu wenig Personal im Einsatz sowie nicht genügend Info-Plakate aufgehängt. "Im Solinger Hauptbahnhof ist im Eingangsbereich sogar ein Banner angebracht", betonte der Unternehmenssprecher, der allerdings nicht ausschließen wollte, dass einige Plakate mutwillig wieder entfernt worden seien.

Wie etwa in Gruiten, wo Montagmorgen der Solinger Jürgen Koch auf den Schienenersatzverkehr wartete und sich Sorgen machte, zu spät zu einem Termin zu kommen. Doch immerhin war in Gruiten, wo die Gleise komplett mit Baustellenzäunen abgesperrt sind, zumindest der Weg zur Haltestelle der Ersatzbusse ausgeschildert. Was wiederum die ungewohnte Atmosphäre nicht zu ändern vermochte. "Das ist schon komisch, dass hier alles dicht ist", sagte Jürgen Koch, um den herum am Montag nur wenige andere Fahrgäste standen.

(mxh)
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