Detlef Wagner Sport als Standortfaktor stärker verankern

Solingen · Detlef Wagner, neuer Präsident des Solinger Sportbundes - und als solcher Nachfolger von Hartmut Lemmer - wünscht sich eine größere Zusammenarbeit zwischen den Vereinen und die konsequente Aufwertung von Sportstätten.

 Detlef Wagner ist neuer Präsident des Solinger Sportbundes. Er löste Hartmut Lemmer ab.

Detlef Wagner ist neuer Präsident des Solinger Sportbundes. Er löste Hartmut Lemmer ab.

Foto: Stephan Köhlen

Was verbindet Sie eigentlich mit dem Sport?

Wagner Ich habe früher selbst viel Sport getrieben, war als Leichtathlet aktiv. Sport in allen Facetten hat mich immer schon begeistert, und ich halte es für sehr wichtig, sich um ihn zu kümmern, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Denn er hat eine große Bedeutung für die gesellschaftliche Entwicklung.

Wie kamen Sie aber zum Solinger Sportbund?

Wagner Hartmut Lemmer hat mich darauf angesprochen, das Präsidium zu komplettieren. Wir kennen uns schon lange über unsere beruflichen Tätigkeiten. Er hat ja für die Deutsche Bank gearbeitet. Der Kontakt ist immer erhalten geblieben.

Wie sieht die Arbeitsteilung in der neuen Führungsriege aus?

Wagner Vor geraumer Zeit wurde die Satzung des Solinger Sportbundes dahingehend geändert, dass die Geschäftsführung einem hauptamtlichen Vorstand übertragen wird. Hartmut Lemmer hatte diese Entwicklung vorausschauend angestoßen, um die Strukturen im Sportbund zukunftsfähig zu gestalten. Er war sich immer bewusst, dass es jemanden wie ihn, der das Gesicht des Sportbundes war, nicht mehr geben wird. Die beiden Geschäftsführer Karen Leiding und Christopher Winter übernehmen satzungsgemäß viele ehemalige Aufgaben des Präsidiums und werden künftig noch stärker öffentlich wahrgenommen werden. Dem Präsidium wird dagegen eine Art Aufsichtsratsfunktion übertragen mit der Aufgabe, Leitlinien und Schwerpunkte festzuziehen.

Ihr Vorgänger mahnte einen verstärkten Ausbau der Schul-Turnhallen an. Welche zentrale Herausforderung sehen Sie für die nächsten Jahre?

Wagner Zunächst einmal muss ich betonen, dass wir innerhalb des Präsidiums immer gemeinsam zu Lösungen kommen müssen und nicht meine Meinung entscheidend ist. Ich persönlich wünsche mir, dass die Bedeutung des Sports als Standortfaktor in unserer Stadt stärker bekannt wird. Dazu muss man natürlich die notwendigen Voraussetzungen schaffen, zum Beispiel durch den Ausbau und die Modernisierung von Sportstätten. Denn Sie können unmöglich als Stadt Solingen mit dem Sport werben, wenn Sie nur historische Turnhallen vorzuweisen haben. Es werden Investitionen nötig sein, um den Sport positiv zu belegen - gerade für Menschen, die darüber nachdenken, sich in unserer Stadt niederzulassen.

Welche Bedeutung hat für Sie vor diesem Hintergrund die NRW-Sportschule unter dem Dach der Walder Friedrich-Albert-Lange-Schule?

Wagner Das ist zweifellos ein sehr wichtiger Faktor. Solingen ist eine sichere Stadt in einem wunderschönen Umfeld. Aber um Familien mit Kindern hierhin zu ziehen, braucht es natürlich auch eine vernünftige Schulkultur. Für besonders Sportinteressierte ist die NRW-Sportschule somit natürlich ein wichtiges Argument für die Wahl des Wohnortes.

Hartmut Lemmer forderte auch eine Überwindung des Kirchturmdenkens unter den Vereinen. Wie stehen Sie dazu?

Wagner Es ist zwingend notwendig, dass die Vereine mehr an einem Strang ziehen. Tatsächlich aber gibt es in der Vereinswelt natürliche Egoismen. Jedem liegt sein eigener Verein im Zweifelsfalle eben mehr am Herzen als andere. Aber wir müssen deutlich machen, dass alle profitieren können, wenn das große Ganze stimmt. Vor 20 Jahren gab es noch keine Fitnesscenter, da ging man noch in den Verein, um Sport zu treiben. Das hat sich geändert. Deswegen ist es wichtig, Kräfte zu bündeln und Kooperationen einzugehen, um die Vereine langfristig zu erhalten.

Viele Menschen sind ja als Kinder noch im Sportverein aktiv, dann treten viele aus, wenn Sie ins Berufsleben einsteigen oder Familien gründen, und kehren erst in späteren Jahren wieder zurück. Was kann man dieser Entwicklung entgegensetzen?

Wagner Gerade im Hinblick darauf müssen viele Vereine ihr Angebot überdenken und gegebenenfalls den sozialen Faktor stärker berücksichtigen. Viele Sportarten werden im ständigen Austausch von Wettbewerben betrieben. Diese Wettbewerbsfähigkeit nimmt aber in einem bestimmten Alter je nach Sportart ab. Also müssen Angebote geschaffen werden, um die Menschen auch darüber hinaus zu halten. Derzeit sind es professionelle Anbieter, wie eben die Fitness-Center, die Programme für Menschen in der Lebensmitte bieten - mit Saunalandschaft, etc., eben einem Rundum-Paket, und der zeitlichen Flexibilität, auch nach der Arbeit noch Sport treiben zu können. Einen solchen Weg sollten Vereine ebenfalls einschlagen - vielleicht auch mit einer sozialen Komponente, wie besonderen Ausflügen und Veranstaltungen, die spezielle Interessen bedienen. Doch das schaffen viele Vereine eben nicht alleine und müssen sich dementsprechend vernetzen.

Hier kommt die Nutzung neuer Medien ins Spiel . . .

Wagner Auf jeden Fall. Der Solinger Sport bietet eine gigantische Breite an Möglichkeiten. Nur oft findet man einfach nicht alles auf den ersten Blick. Wir müssen also Angebote bündeln und sichtbar machen, damit jeder auf die Sportarten stößt, die ihn interessieren.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(ied)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Ihr Thema?
Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns! Ihr Thema?