Bergischer Hc Als die Löwen die Füchse besiegten
Solingen · Handball-Erstligist Bergischer HC feierte mit einem 26:25-Auswärtssieg den Klassenerhalt und verdarb den Füchsen Berlin damit den Saisonabschluss vor eigenem Publikum. Der Jubel fiel angesichts der Bedeutung verhalten aus.
Es war einer der heißesten Tage des Jahres. Die Temperaturen um die 30 Grad hätten eher dazu eingeladen, am frühen Abend eine der unzähligen Biergärten in Berlin aufzusuchen oder es sich in einer der vielen Strandbars an der Spree gemütlich zu machen. Es war der 21. Mai, einer der wichtigsten Arbeitstage einer langen Erstliga-Saison für die Handballer des Bergischen HC. Der vorzeitige Klassenerhalt lockte - ein Unentschieden beim haushohen Favoriten vorausgesetzt.
Es hatte zuvor wenig Freude gemacht, die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze bei den Auswärtsfahrten insbesondere zu den Top-Teams der Liga zu begleiten. Nach einem famosen Start in die zweite Erstliga-Spielzeit der BHC-Vereinsgeschichte war irgendwann der Faden gerissen. Chancenlos in Melsungen (29:34) und Magdeburg (20:31), Tiefpunkt in Flensburg (15:34), Frust in Hannover (28:29). In das Bild dieser Negativerlebnisse fügte sich lediglich das Abstiegsendspiel bei HBW Balingen-Weilstetten nicht ein. Das 29:27, ein Sieg des unbedingten Willens, setzte nach dem Schlusssignal Emotionen frei, die Spieler, den Trainer und die Funktionäre im direkten Umfeld nach einer Woche voller Anspannung und Selbstzweifel erlösten. Sie lachten, hüpften und tanzten - ganz so, als ob bereits zu diesem Zeitpunkt der Klassenerhalt sichergestellt worden wäre.
In der Max-Schmeling-Halle war vieles ähnlich wie zehn Wochen zuvor in Balingen. Entschlossenheit sprach aus den Gesichtern aller Akteure, der Glaube daran, dieses Spiel tatsächlich gewinnen zu können. Mit Anpfiff spielte es absolut keine Rolle, wer den Löwen da als Gegner gegenüber stand. Nach 14 Minuten führte der Außenseiter zum ersten Mal mit einem Vorsprung von drei Treffern. Ein Polster, das zwischenzeitlich sogar auf zwei weitere Tore anwuchs. Bis weit in die zweite Hälfte hielt sich das ungute Gefühl, dass noch irgendetwas passieren muss. Wie fast immer, wenn im Handball David auf Goliath trifft. Tatsächlich pirschten sich die Füchse an die Löwen immer näher heran - aber sie erwischten sie nicht. Die Bergischen waren schlichtweg frischer als ihr Kontrahent, der am Wochenende zuvor noch im Final Four-Turnier um den EHF-Pokal zwei Spiele bestritten hatte. Auch wenn die Berliner nach Viktor Szilágyis 26:22 noch zum 26:25-Endstand verkürzen, ändert das nichts an dem Sieg, der das große Zittern am letzten Spieltag verhinderte.
Die Bedeutung des Erfolges hätte eine ähnliche Jubel-Orgie wie in Balingen verdient gehabt. Mit dem Schlusssignal lagen sich zwar alle Spieler in den Armen, und sie brüllten ihre Freude heraus. Doch urplötzlich waren alle in den Katakomben verschwunden. Dort hockte Björgvin Gustavsson auf dem Boden. Alleine, erschöpft, aber immerhin mit einem zufriedenen Lächeln. Trainer Sebastian Hinze blickte ernst, als er sagte: "Ich habe an diesen Sieg geglaubt, weil ich wusste, dass die Jungs voll da und fokussiert sind." Trotzdem konnte er sich in diesem Moment nicht richtig freuen." Der Kampf um den Klassenerhalt hat viel Kraft gekostet.
Party war daher an einem der heißesten Tage des Jahres nicht mehr angesagt, obwohl es dafür in Berlin genug Alternativen gegeben hätte. Stattdessen suchte die Mannschaft einen der zahlreichen Biergärtender Hauptstadt auf, um am Hackeschen Markt die Nacht zufrieden ausklingen zu lassen.