"An dieser Phase müssen wir arbeiten", analysierte Trainer Sebastian Hinze nach Spielende. "Wenn nicht alles so läuft, wie wir uns das erhoffen, werden wir spürbar mutloser. Wir dürfen uns von ein paar unglücklichen Aktionen einfach nicht aus dem Konzept bringen lassen." Der Coach spielte damit zum Beispiel auf zwei Stürmerfouls von Kristian Nippes binnen einer Minute an. Dass die Mindener die Momente des Bergischen Nachdenkens ausnutzten, war die logische Konsequenz. "Wobei wir schon besser darin geworden sind, an unserer Marschroute festzuhalten", betonte Hinze.

Dass die Mannschaft nervlich gefestigter agiert, als noch vor drei Monaten, bewies sie jeweils in den kritischesten Situationen. Beim 24:23 trafen Nippes und Fabian Gutbrod aus dem Rückraum. Vor allem Gutbrods Treffer war schön über Nippes und Viktor Szilágyi herausgespielt worden. Beim 26:25 zog Nippes eine Zeitstrafe gegen Magnus Jernemyr. Die zweiminütige Hinausstellung brach den Gastgebern das Genick. Geschickt spielten die Löwen zwei Angriffe, die von Arnor Gunnarsson sowie Gutbrod abgeschlossen wurden. Drei Minuten vor Schluss waren die Weichen damit gestellt.

Doch das Drama ging weiter, als Gutbrod beim 28:26 den Zweikampf suchte, um an GWD-Torhüter Gerrie Eijlers zu scheitern. "Daran gibt es nichts zu kritisieren. Das war einfach Pech", fand Hinze. Miladin Kozlina verkürzte wieder für Minden, und die Löwen mussten einen weiteren wichtigen Angriff erfolgreich abschließen. Der inzwischen für Nippes auch offensiv agierende Max Hermann wurde von Gutbrod in Szene gesetzt und versenkte zum entscheidenden 29:27. Danach ging den aufstrebenden Mindenern die Zeit aus. "Mein Tor war wichtig, aber es war von Fabian Gutbrod perfekt aufgelegt", meinte Hermann. "Ich musste den Ball nur noch irgendwie reinmachen."

Mit dem Schlusspfiff brachen beim BHC und den zahlreich mitgereisten und vor allem lautstarken Fans alle Dämme. Schließlich hat die Mannschaft nicht nur einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Sie hat zum ersten Mal in dieser Saison auswärts gewonnen. "Ich bin froh, dass wir uns von niemandem eine Auswärtsschwäche haben einreden lassen, weil wir sie ja eigentlich gar nicht haben", stellte Kristian Nippes klar. "Die bisherigen starken Gegner haben die schlechte Bilanz in fremder Halle mit zu verantworten."

Zum Themas Klassenerhalt wollte Sebastian Hinze keine voreiligen Schlüsse ziehen: "Wir schließen den Abstiegskampf erst ab, wenn rechnerisch nichts mehr möglich ist". Der Blick auf die Tabelle dürfte jedoch auch Zweifler optimistisch stimmen. Sechs Punkte trennt die Löwen von einem Abstiegsrang. Umgekehrt fehlen nur drei auf den siebten Platz. Angesichts der Tatsache, dass auch Hinze eine überragende erste Halbzeit seiner Handballer gesehen hatte, dürfte dies nicht der letzte Auswärtssieg dieser Bundesliga-Saison gewesen sein.