Bergischer Hc Bergischer HC wie vom Donner gerührt

Solingen · Beim TBV Lemgo gibt der Handball-Bundesligist eine 16:13-Pausenführung aus der Hand und verliert 26:34.

 Auch BHC-Rückraumspieler Max Hermann konnte seinen Augen ob der Leistung in Hälfte zwei nicht trauen.

Auch BHC-Rückraumspieler Max Hermann konnte seinen Augen ob der Leistung in Hälfte zwei nicht trauen.

Foto: Imago

Das Intro des TBV Lemgo gehört ohne Zweifel zu den besten in der Handball-Bundesliga. Zu den harten und dynamischen Klängen von AC/DC's "Thunderstruck" kommen die Gladiatoren in der Lipperlandhalle auf das Spielfeld gelaufen. Gegen den Bergischen HC wirkte der Song mit bemerkenswerter Präzision. In der zweiten Halbzeit standen die Löwen wie vom Donner gerührt und gaben eine eigentlich komfortable Halbzeitführung noch sang- und klanglos aus der Hand.

Dabei hätten die ersten 30 Minuten kaum besser für die Bergischen laufen können. In einer zerfahrenen Partie erarbeitete sich die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze Vorteile. Gegen die offensiv ausgerichtete BHC-Deckung fanden die Gastgeber kein Mittel. Dazu hielt Torhüter Björgvin Gustavsson sieben Bälle inklusive eines Strafwurfes. Dass die Lipperländer zur Pause nicht noch höher als 13:16 zurücklagen, hatten sie vor allem ihrem Keeper Dan Beutler zu verdanken, dem ebenfalls acht Paraden - unter anderem bei einem Siebenmeter - gelangen. In der Abwehr bekam die Truppe jedenfalls keinen Zugriff.

Mit der Riesenchance, Lemgo ins Tal der Tränen zu schicken und gleichzeitig das Polster zu einem Abstiegsrang auf acht Punkte zu vergrößern, ging der Bergische HC in die zweite Halbzeit. Überraschenderweise wechselte TBV-Coach Florian Kehrmann seinen Torhüter. Für den ordentlichen Beutler kam Nils Dresrüsse zwischen die Pfosten. Kehrmann bewies mit dem Wechsel unglaubliches Gespür, denn der Schlussmann entschärfte auch die freiesten Würfe des BHC.

Dass die Gäste nach Wiederanpfiff bis zur 50. Minute nur vier Tore in der zweiten Hälfte markierten, spricht für sich. Der BHC ließ Überzahlsituationen ungenutzt, kassierte viele Tempogegenstöße und bekam mit zunehmender Spielzeit überhaupt keinen Zugriff mehr in der Abwehr. Vor allem Finn Lemke wirbelte im Rückraum nach Belieben für Lemgo. Sieben seiner neun Treffer markierte der Rückraum-Hüne, indem er mit viel Schwung kam und die BHC-Verteidigung im Zweikampf aussteigen ließ. Je länger das Spiel dauerte, desto blanker lagen die Nerven beim BHC. Björgvin Gustavsson ärgerte sich so sehr, dass der Abpraller nach einer Parade gegen Hendrik Pekeler wieder bei diesem und im zweiten Versuch im Tor landete, dass er gegen den Pfosten trat. So muss Hinzes sportlicher Albtraum aussehen.

"Ich bin sehr enttäuscht über diese Leistung." Die nachlassenden Kräfte aufgrund der englischen Woche wollte der Trainer nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir haben ganz viele Fehler gemacht, die wir unbedingt abstellen müssen. Je schlechter ein Spiel läuft, umso disziplinierter muss man werden." Das hat Hinze bei seiner Mannschaft vermisst. "Wir haben das Vertrauen in unser Abwehrsystem verloren, und in einer Phase, in der wir zurückkommen konnten, haben uns die Zeitstrafen dann den K.o. versetzt." Gleichzeitig bemängelte der Coach natürlich auch das Auslassen von vielen freien Chancen.

Wie selten ein solcher Leistungseinbruch ist, belegten auch Kehrmanns erste Worte auf der Pressekonferenz: "Ich habe es auch als Spieler nicht oft erlebt, mit drei Toren zur Halbzeit hinten zu liegen, um am Ende mit acht zu gewinnen." Logischerweise betonte der TBV-Coach die Steigerung seiner Truppe. Dennoch hätte der BHC eine solche Klatsche verhindern können. "Wir haben unsere Grundtugenden in der zweiten Hälfte vermissen lassen", stellte BHC-Geschäftsführer Jörg Föste klar. "Wir müssen zu unseren Stärken zurückfinden." Sonst könnte es tatsächlich noch mal ganz eng im Kampf um den Klassenerhalt werden. Der Abstand auf einen Abstiegsrang ist auf fünf Punkte geschrumpft, anstatt auf acht anzuwachsen. Einen weiteren Donnerschlag wie diesen können die Löwen also nicht gebrauchen.

(trd)
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