Bergischer Hc BHC schafft gegen Flensburg die erhoffte Sensation

Solingen · In der Handball-Bundesliga gewinnen die Bergischen ihr Heimspiel mit 36:31 (14:13).

 Moritz Preuss (Foto/M.) war nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Benjamin Meschke der einzige etatmäßige Kreisläufer im BHC-Kader.

Moritz Preuss (Foto/M.) war nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Benjamin Meschke der einzige etatmäßige Kreisläufer im BHC-Kader.

Foto: K�hlen, Stephan

Dass es im Leben wichtigeres als Sport gibt, wurde am Samstagabend auch im Heimspiel des Bergischen HC deutlich: Vor dem Duell mit dem noch amtierenden Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga gab es wegen des Flugzeugabsturzes der Germanwings-Maschine 4U 9525 eine Schweigeminute, zudem liefen die Hausherren mit Trauerflor auf.

Nach dem Gedenken an die Opfer des Absturzes startete das Spiel. Der BHC, dem ein Trio fehlte - Milos Dragas (Schambeinentzündung) und Jan Artmann (Schulterverletzung) konnten nur zuschauen, Max Weiß war mit einer Nebenhöhlenentzündung gleich zu Hause geblieben - ging durch Fabian Gutbrod mit 1:0 in Führung. Diese hielt fast fünf gespielte Minuten, denn Björgvin Gustavsson vernagelte das BHC-Tor direkt: Einen Siebenmeter von Anders Eggert parierte der Keeper ebenso wie die Versuche von Lars Kaufmann und Eggert aus dem Spiel heraus.

Die erste Viertelstunde gehörte aber nicht nur deswegen den Hausherren. In der einmal mehr aggressiv-offensiven Abwehr holten sie sich einige Bälle und nutzten das konsequent aus. Vor allem Christian Hoße spielte wie aufgedreht, der Linksaußen traf in den ersten 15 Minuten vier Mal, zwei Mal von seiner Position, zwei Mal als Einläufer nach der Schnellen Mitte. So war der Zwischenstand von 10:7 in der 16. Minute alles andere als unverdient, den Gästen fiel gegen die agile Abwehr des BHC kaum etwas ein, Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes musste eine Auszeit nehmen, um den Tabellendritten und haushohen Favoriten in die Spur zu bringen.

Es half nicht viel, der BHC pushte sich in der Abwehr derart, dass das Publikum in der mit 3087 Zuschauern ausverkauften Unihalle mitgerissen wurde und einen unvergleichlichen Lärm verursachte. Da auch Gustavsson weiter stark hielt, bauten die Hausherren ihre Führung auf 12:8 aus (20.). Ein Wermutstropfen: Zu diesem Zeitpunkt stand in Benjamin Meschke, der nach Weiß' Ausfall in die Anfangsformation gerutscht war, bereits der zweite Kreisläufer nicht mehr auf dem Feld: Im Zweikampf mit dem flinken und extrem beweglichen Ahmed Elahmar hatte sich Meschke an der Hand verletzt, Mannschaftsarzt Carsten Walonka konnte auf der Bank nichts machen, schüttelte immer wieder den Kopf, der Kreisläufer warf vor Frust sein Handtuch zu Boden und wurde in die Kabine gebracht. Er kam nicht mehr zurück. So musste Moritz Preuss als letzter verbliebener Kreisläufer ran, er machte seine Sache sehr ordentlich.

Das Problem an Meschkes Ausfall: So fehlten die Alternativen zum Durchwechseln, die kraftraubende Defensive der Bergischen wurde so immer anstrengender. Sie bissen zwar, doch der Vorsprung schmolz zum Ende der ersten Halbzeit auf einen Treffer (14:13). Direkt nach dem Seitenwechsel hatte Fabian Gutbrod Pech mit einem Pfostentreffer, Kaufmann gelang im Gegenstoß der Ausgleich, Lasse Svan erzielte nach einem weiteren Gutbrod-Fehlwurf die erste Führung der Gäste.

Doch der BHC dachte nicht daran, jetzt aufzustecken: In Unterzahl - Gutbrod hatte eine Zeitstrafe erhalten - traf erst Kristian Nippes, dann fing Hoße einen Pass von Thomas Mogensen ab und erhöhte auf 18:16. Kurz darauf stellte Gutbrod mit dem 21:18 wieder einen Dreit-Tore-Vorsprung her (39.). Viktor Szilágyis Treffer zum 22:19 nötigte Vranjes erneut dazu, als Erster eine Auszeit zu nehmen.

Es brachte wie schon im ersten Durchgang nicht viel: Als Hoße einmal mehr einen Pass abfing und den durchstartenden Nippes bediente, bedeutete das daraus resultierende 25:21 die erste Vier-Tore-Führung der Hausherren in dieser Partie, Gutbrod und Nippes erhöhten gar noch auf 28:22 (49. Minute). Die Bergischen kamen den ersten Punkten gegen Flensburg überhaupt immer näher.

Für eine derartige Sensation müsste schon viel zusammenpassen, hatte BHC-Trainer Sebastian Hinze vor der Partie gesagt - am Samstagabend war das der Fall. Die Unihalle tobte, der BHC spielte im Rausch. Gustavsson hielt nun wieder prächtig, Arnor Gunnarsson traf zum 29:22 und heizte so die Partystimmung auf den Rängen weiter an. Den Rest spielte der BHC clever herunter - dann startete die Feier so richtig.

(ame)
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