Bergischer HC BHC schwitzt zum Start in der Uni Wuppertal

Solingen · Zum Trainingsauftakt gab es für die Handballprofis eine Leistungsdiagnostik, die in dieser Form eine Premiere für den Klub darstellt.

Es sieht ein wenig so aus, als wollte Alexander Oelze für seinen ersten Einsatz im Weltraum trainieren. Dabei ist es nur der erste Arbeitstag des Handballprofis des Bergischen HC zur neuen Saison in der Bundesliga. Aber wie der Mittelmann da so verkabelt und mit Atemmaske auf das Laufband steigt, sieht es fast ein wenig nach Science Fiction aus.

Fiktion ist es beim Trainingsauftakt nicht, Science, also Wissenschaft, dagegen schon. Denn der BHC arbeitet erstmals mit der Bergischen Universität Wuppertal zusammen, gestern stand eine professionelle Leistungsdiagnostik an. Neben den Einheiten auf dem Laufband wurden die Spieler, darunter auch die beiden Zugänge Uros Vilovski und Tomás Babák, unter anderem vermessen und gewogen, untersucht und ihre Sprungkraft getestet. "Wir schauen, wo wir uns professionalisieren können", erläuterte Trainer Sebastian Hinze. "In den Bereichen Leistungsdiagnostik, Regenerationsmanagement oder Präventionsdiagnostik. Die Daten laufen hier zusammen, und wir haben dann die Möglichkeit, das für die Vorbereitung gezielt zu steuern."

Mit der Einheit gestern hat sich das noch nicht erledigt, es gibt weitere Tests, Dienstag liegen die Daten vor. Hinze: "Damit können wir individualisierter in die Vorbereitung starten. Handball ist zwar nach wie vor eine Teamsportart, aber wir erhalten Werte, an denen wir sehen, wo wir Schwerpunkte setzen können. Das ist zwar nur ein kleiner Teil der Vorbereitung, aber den können wir jetzt optimal nutzen."

Der Trainer ergänzte: "Ein großes Thema ist das Regenerationsmanagement: Mit Ernährung, dem Verhalten im und ums Training herum und Schlafmanagement kann man viel bewirken." Ebenfalls wichtig: die Prävention. "Letztes Jahr hatten wir viele Verletzungen", erinnerte Hinze, führte aber aus: "Die meisten nach einem Trauma. Das gehört zu einem Kontaktsport dazu. Ein gebrochener Kiefer kann immer passieren. Aber an Muskelverletzungen, also vermeidbaren Verletzungen, hatten wir sehr, sehr wenig. Es ist schön, dass wir da jetzt noch einen Schritt nach vorne machen."

Verantwortlich dafür soll das Team der Bergischen Uni um Professor Jürgen Freiwald sowie Dr. Matthias Hoppe und Dr. Christian Baumgart, die ihr Chef als "weltklasse Leute" bezeichnet, werden. "Ich bin sehr glücklich über diese Kooperation", sagte Hinze. "Das ist nicht selbstverständlich, aber es hat sich so ergeben und ist sehr unkompliziert gelaufen. Professor Freiwald und sein Team haben im Leistungssport, unter anderem mit Hannover 96 Schalke 04 und Nationalspielern, viel Erfahrung und Erfolg gehabt."

Dass es bei diesem Portfolio eine kostenlose Kooperation ist, ist da fast nicht zu glauben. Aber Freiwald erklärte es mit einer gehörigen Portion Patriotismus für Wuppertal, Sportbegeisterung und dem Grundsatz, dass sich "Lehre aus Forschung speisen" solle. Denn anders als beim Fußball gibt es beim Handball noch viele Dinge, die es wissenschaftlich zu untersuchen gilt. "Im Fußball wissen wir schon in der Halbzeit-Analyse, wie viel ein Spieler gelaufen ist", illustrierte Hinze. "Das gibt es bei uns in der Form nicht. Je mehr Informationen man hat, desto besser kann man einwirken. Irgendwann geht es da auch um taktische Belange. Zum Beispiel: Wie groß müssen die Abstände zwischen den Spielern bei verschiedenen Abwehrformationen sein? Ich freue mich, dass ich daran mitarbeiten kann." Freiwald ergänzte: "Wenn jemand beim Fußball zwölf Kilometer läuft, hat er einen Energieverbrauch, der höher als bei einem Halbmarathon ist. Im Handball wird noch intensiver gelaufen als im Fußball. Da entsprechen fünf Kilometer vielleicht 20 Kilometer im Energieverbrauch. Da haben wir für den Handball noch keine Daten."

Auch wenn der Professor glaubt, dass Handballer bald ähnlich wie die Kicker ausgewertet werden können, und es in ein paar Jahren auch einen Sensor im Ball geben könnte, betonte Freiwald: "Bei aller Technik: Der Trainer ist das wichtigste. Er muss die Daten mit seiner Erfahrung in Einklang bringen. Mit guter Trainingsplanung hat man vielleicht 20 Prozent weniger Verletzungen. Der Trainer ist immer noch die wichtigste Person." Und: "Das Team des BHC ist ein Top-Team. Und wenn man so eine Mannschaft hat, die das auch mitmacht, umso besser. Da habe ich im Handball mehr Offenheit erlebt als im Fußball."

Erste Eindrücke von den Zugängen Uros Vilovski und Tomás Babák gibt es in der morgigen Ausgabe.

(ame)
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