Bergischer Hc Da versagt sogar dem Sprecher die Stimme

Solingen · Bilder und Blumen, Video und warme Worte - der Handball-Bundesligist hat ein Quartett verabschiedet.

Die Wuppertaler Unihalle wird nach dem Schlusspfiff abgedunkelt, die Spieler des Bergischen HC kehren auf das Parkett zurück, viele haben ihre Kinder dabei, dann läutet ein Video die Abschiedszeremonie ein. Auf der Leinwand sind zu den Klängen von Vera Lynns Klassiker "We'll meet again" (Wir werden uns wieder treffen) Höhepunkte aus der BHC-Zeit von Viktor Szilágyi, Inal Aflitulin und Max Weiß zu sehen. Der Kapitän wird nach dieser Saison Sportlicher Leiter des Klubs, den der russische Mittelmann, der keinen neuen Vertrag erhalten hat, ebenso verlässt wie der Kreisläufer, der seine Handball-Schuhe mit 27 Jahren an den Nagel hängt. Der Applaus von den noch gut gefüllten Rängen ist bei Szilágyi nach vier Jahren riesig, bei Aflitulin, der nur ein halbes Jahr da war, freundlich, bei Weiß (viereinhalb Jahre) explodiert er wieder.

Hallensprecher Jens Scheffler ruft erst Aflitulin auf, sich bei BHC-Geschäftsführer Philipp Tychy und Beirat Jörg Föste Blumen und ein Bild abzuholen, danach Weiß, der sich anschließend in alle Richtungen verneigt und symbolisch den Hut vor den Fans zieht. Als die Reihe an Szilágyi kommt, versagt Scheffler die Stimme. "Ich kann nichts dafür", sagt der Hallensprecher mit einem Schluchzen, fängt sich wieder und fährt fort: "Es geht eine Persönlichkeit, aber wir sind heilfroh, dass er uns erhalten bleibt als Sportlicher Leiter." Von den Rängen schallt es "Viktor Szilágyi" und "Figo, Figo".

Auch bei Föste schwingen Emotionen mit, er verabschiedet zuerst Co-Trainer Frank von Behren, der aus familiären Gründen in die Heimat zieht, den im Raum Minden/Lübbecke aber auch das Arbeitsumfeld reizt. "Frank, du kamst zu uns in einer turbulenten Phase. Du warst immer treu und engagiert, dafür danken wir dir." Dann wechselt Föste ins Englische: "Inal, danke dass du zu uns gekommen bist, danke, dass du uns geholfen hast. Du bist immer wieder willkommen."

Danach wird der Beirat wieder emotionaler: "Maxi, die Maschine!", sagt er an die Adresse von Weiß und ergänzt mit Blick auf dessen Karriereende und die anstehende Weltreise: "Du hast es wirklich wahr gemacht. Ich habe bis zum Ende nicht daran geglaubt, dass du das durchziehst. Du bist nicht wegzudenken aus dieser Mannschaft. Dein kämpferischer Einsatz, dein Wille, deine Körperlichkeit. Du warst immer der Fitteste. Wir wünschen dir viel Spaß, viel Glück und alles, alles Gute."

Zum nächsten Mann gäbe es so viel zu sagen, dass es jeden Rahmen sprengen würde, Föste entscheidet sich deshalb für die Kunst des Auslassens, beginnt aber zunächst so: "Als Viktor im Sommer 2012 zu uns kam, war er schon der erfolgreichste Vereinshandballer der Welt. Aber eines war er noch nicht: Der beste Handballer, der je im Trikot des Bergischen HC gespielt hat." Als sich der tosende Applaus gelegt hat, beginnt der Beirat aufzuzählen, was er alles nicht bei Szilágyi herausstellen wolle - unter anderem "dass er uns so oft den Arsch gerettet hat" -, sondern er will eines betonen: "deine unglaubliche Einstellung". Dazu gibt es eine Anekdote aus dem Zweitligajahr, als der Kapitän mit einem Magen-Darm-Virus zu Hause bleiben sollte, aber dann doch nach Nordhorn fuhr. "Er war aschfahl, gerädert, aber er hat sich von Carsten (Walonka, Physiotherapeut, Anm. d. Red.) fitmachen lassen und sechs Tore geworfen. Das ist Einstellung! Du hast uns allen vorgelebt, was Profi-Handball bedeutet."

Dann nimmt Szilágyi das Mikro: "Dankeschön - in erster Linie an meine Partnerin Nora, die immer da war und mich unterstützt hat." Er fährt mit Blick auf die damals handelnden Personen fort: "Vielen Dank an dich Jörg und Stefan Adam für das Vertrauen vor vier Jahren. Es war für mich definitiv die richtige Entscheidung." An Sebastian Hinze: "Sebastian, vielen Dank, nicht nur für viele Gespräche, ob privat oder als Trainer, sondern vor allem für deine hochprofessionelle Einstellung." An den Physio: "Carsten - trotz voller Terminkalender hast du immer wieder Platz gefunden, meinen geschundenen Körper in Form zu bringen." Sein Dank geht an die ganze medizinische Abteilung, später auch an Athletiktrainer David Groeger, den er kurz vergessen hat.

Szilágyi betont: "Das Wichtigste ist die Mannschaft. Egal, ob wir vier Jahre oder nur wenige Monate zusammen waren, es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Wir haben alles erlebt: Niederlagen, Siege. Wir haben gefeiert - viel gefeiert." An die Fans: "Vielen Dank für die Unterstützung ab dem ersten Tag. Es war schwer, ein letztes Mal hier herunter zu gehen, aber ich komme zurück in einer anderen Form und werde alles dafür tun, dass der BHC weiter erfolgreich sein wird. Wir werden Gas geben und das Beste machen." Für Szilágyi gilt definitiv Vera Lynns: "Wir werden uns wieder treffen."

(ame)
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