Bergischer Hc Der BHC ist variabler aufgestellt

Solingen · Beim Testspiel gegen TuSEM Essen fehlten dem Handball-Bundesligisten gleich sieben Profis. Trainer Sebastian Hinze musste improvisieren, und das nutzten vor allem die Zwillinge Maximilian und Alexander Hermann, die voll überzeugten.

 Hand in Hand: Alexander Hermann (links) und Ace Jonovski standen im Trainingslager in Österreich gegen die HSG Bärnbach/Köflach gemeinsam in der Abwehr, für die Trainer Sebastian Hinze (rechts) an der Feinabstimmung feilt.

Hand in Hand: Alexander Hermann (links) und Ace Jonovski standen im Trainingslager in Österreich gegen die HSG Bärnbach/Köflach gemeinsam in der Abwehr, für die Trainer Sebastian Hinze (rechts) an der Feinabstimmung feilt.

Foto: BHC

Die personelle Situation beim Handball-Bundesligisten Bergischer HC ist derzeit arg angespannt: Kapitän Viktor Szilágyi (Aufbautraining nach Riss der Plantarfaszie unter dem linken Fuß) und Milos Dragas (Schambeinentzündung) werden den Saisonstart am Sonntag, 23. August beim SC Magdeburg verpassen. Zudem fielen zuletzt Kristian Nippes (Kniebeschwerden) und Alexander Oelze (Magen-Darm-Infekt) aus - damit fehlte etwa beim Testspiel am Sonntag bei TuSEM Essen (36:25) gleich ein ganzes Quartett für den Rückraum. Des Weiteren wurde Linksaußen Christian Hoße mit Knieproblemen geschont, und die beiden Junioren-Nationalspieler Christopher Rudeck (Tor) und Moritz Preuss (Kreis) sind ebenfalls noch nicht von der Weltmeisterschaft in Brasilien, wo sie die Bronzemedaille gewannen, zurück.

Zur Panik besteht aber bei Trainer Sebastian Hinze trotz der Vielzahl der Ausfälle kein Anlass - und der Trainer ist auch gewohnt entspannt, was die personelle Situation angeht, die er ohnehin nie als Vorwand für weniger gute Vorstellungen seines Teams gelten lässt.

Stattdessen nutzte er die vier Spiele in vier Tagen - vor TuSEM war der BHC drei Tage beim Linden-Cup nahe Gießen aktiv -, um zu improvisieren. In Essen schlug sich das in der Aufstellung zum Beispiel so nieder: Fabian Gutbrod, eigentlich Halblinker, auf der Mitte, dafür positionsgetreu Alexander Hermann auf halblinks, sein Zwillingsbruder Maximilian auf halbrechts. Oder: Linkshänder Maximilian Hermann auf der Mitte, Arnor Gunnarsson, eigentlich Rechtsaußen, auf halbrechts und Nils Artmann positionsgetreu auf rechtsaußen. Letzterer kam dann zum kurzen Wechsel mit Gunnarsson, der so wieder auf seiner angestammten Außenposition war, während Artmann den Übergang an den Kreis suchte.

Ein Linkshänder wie Max Hermann auf der Mitte ist generell untypisch - das kann den Gegner bereits ein wenig zum Nachdenken bringen. Zumal der Österreicher auch nicht der Typ Spielmacher ist, sondern ein "Shooter", also ein Akteur, der den Abschluss aus dem Rückraum sucht. Auch sein Zwillingsbruder Alexander kann auf der Mitte seine ganze Dynamik, seinen schnellen Armzug und seinen knallharten Abschluss einbringen. Er hat in den vergangenen Spielen bereits gezeigt, dass er eine Bereicherung für den Rückraum ist. Gegen Essen erzielten die "Hermänner" 24 der 36 Tore - jeder der beiden traf zwölf Mal, ein Fabelwert.

Ist das Duo die neue Waffe des BHC? Das bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass die beiden hervorragend harmonieren, zudem scheint allein die Anwesenheit des einen Zwillings den jeweils anderen noch zusätzlich zu motivieren. Alex Hermann hat in kürzester Zeit den Anschluss an das Spielsystem der Bergischen, das ihm durch seinen Bruder natürlich nicht gänzlich fremd war, gefunden, und er hat in puncto Dynamik und Torgefahr voll überzeugt. Allerdings ist die Stammformation im Rückraum der vergangenen Saison im Normalfall auch die für die neue Spielzeit. Heißt: Gutbrod auf halblinks, Szilágyi auf der Mitte, Nippes auf halbrechts. An den sogenannten etatmäßigen Kräften vorbeizukommen, wird für die Zwillinge schwer.

Dass sie dennoch auf ihre Spielanteile kommen werden, scheint aber auch klar. In der üblichen 6:0-Abwehr des BHC, der "verschleierten 3:3", die aus der defensiven Grundordnung bei der Auftakthandlung des Gegners offensiv wird, machte Max Hermann bereits in der Vorsaison seine Sache sehr gut. Allerdings wurde genau dafür in Ace Jonovski der Abwehrchef der mazedonischen Nationalmannschaft geholt, der sich immer besser in dem System zurechtfindet. In der neuen Formation, der 5:1, hat Alex Hermann auf der vorgezogenen Position eine gute Figur gemacht. Es ist eine Rolle, die ihm dank schneller Beine und kräftig zupackendem Zweikampfverhalten durchaus liegt. Und offensiv haben die Zwillinge, wie erwähnt, in den vergangenen Wochen auch voll überzeugt.

Was die aufgrund der personellen Lage erzwungenen Wechselspiele mit einem der beiden "Hermänner" auf der Mitte in jedem Fall gezeigt haben: Der BHC ist im Vergleich zur Vorsaison variabler geworden. Nicht nur im Deckungsverhalten, sondern auch im Angriff. Das sieht für die in knapp drei Wochen beginnende Saison positiv aus.

(RP)
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