Bergischer Hc Die magischen Momente des Handballs

Solingen · Der Bergische HC ist König der Löwen - zumindest für einen Tag. Denn die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze hat gegen die Rhein-Neckar Löwen die Sensation geschafft und den bis dahin verlustpunktfreien Tabellenführer mit 24:23 geschlagen.

Die Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle können nicht mehr an sich halten, als Moritz Preuss in der 47. Minute zum 19:17 für den Bergischen HC trifft. Es war ein unglaublicher Treffer des gerade ersten eingewechselten Kreisläufers. Kim Ekdahl du Rietz klemmte an dem 19-Jährigen dran, doch der hatte eine so unbändige Kraft, dass er sich trotzdem durchsetzte und die Kugel gnadenlos in die Maschen donnerte. Die Zwei-Minuten-Strafe gegen die Rhein-Neckar Löwen gab es oben drauf.

Es ist dieser magische Moment in einem Handballspiel, in dem sich alles zu fügen scheint. Zum ersten Mal steht der ungeschlagene Bundesliga-Tabellenführer mit dem Rücken zur Wand. Und Hand auf's Herz: So recht hatte niemand daran geglaubt, dass der Bergische HC die Rhein-Neckar Löwen ernsthaft in Bedrängnis bringen würde. Doch in diesen Sekunden wächst sie bei jedem - die Hoffnung auf die Sensation. Genau als Moritz Preuss jubelnd abdreht, nachdem er ein spektakuläres Tor so erzielt hat, als sei es die normalste Aktion gegen den durchschnittlichsten Gegner der Welt.

Und es geht noch weiter. Preuss trifft ein weiteres Mal in Überzahl und legt sogar das 21:17 nach. Dann kann auch der Anschlusstreffer von Bjarte Myrhol die Stimmung in der Unihalle nicht mehr trüben. Trotzdem ist die Partie noch nicht entschieden. Die Rhein-Neckar Löwen stellen um auf eine noch offensiver ausgerichtete 5:1-Deckungsvariante, die die Löwen aus dem Bergischen Land vor große Probleme stellt. Der Ball geht nun oft verloren, und gerade nach den beiden schönen Einzelaktionen von Max Hermann und Fabian Gutbrod zum 23:20 beziehungsweise 24:21, will kein weiteres Tor mehr fallen.

Zwei Minuten vor Schluss scheint es dann zu passieren. Es steht bereits 24:23, als Viktor Szilágyi den Ball in den Block wirft, und die Gäste durch Patrick Groetzki einen Gegenstoß laufen. Es ist ein weiterer dieser unglaublichen Momente, als Björgvin Gustavsson den Ball hält. Eine Parade, die am Ende mehr wert sein wird als ein Tor. Denn davon gibt es keines mehr. Max Hermann vergibt in der Schlussminute für die Gastgeber, so dass den Mannheimern noch eine letzte Chance bleibt. Immer wieder gelingt es der BHC-Abwehr, die Angreifer des Tabellenführers festzumachen. Fabian Gutbrod holt sich dabei die Rote Karte ab.

Nach zahlreichen Unterbrechungen steht drei Sekunden vor Schluss jeder in der Halle. Andy Schmid nimmt sich den letzten Wurf für die Rhein-Neckar Löwen. Gustavsson muss nicht mehr heran. Max Hermann blockt den Ball, der mit dem Schlusspfiff ins Aus tippt. Die Löwen haben ihren großen Namensvetter besiegt und stürmen das Feld. Es sind Szenen, die an den Aufstieg erinnern, während das Publikum singt: "Oh, wie ist das schön".

Angesichts dieser Handball-Magie fehlen Moritz Preuss fast die Worte. "Wow", sagt der Kreisläufer im in der Halle zu hörenden Interview. "Es ist ein unfassbares Gefühl. Heute ist jeder hier ein Sieger." Es waren die ersten drei Saisontore für den Neuzugang - ausgerechnet während eines Sensationssieges. "Moritz hat uns heute geholfen", sagt Sebastian Hinze. "Aber das hat die gesamte Mannschaft. Jeder darf sich nun einen Haken in den Kalender machen. Es ist der Tag, an dem wir die Rhein-Neckar Löwen geschlagen haben."

(trd)
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