Bergischer HC Eine echte Achterbahnfahrt der Emotionen

Solingen · Das Happy End einer anstrengenden Saison feierte der Bergische HC am vergangenen Mittwoch mit dem Klassenerhalt in Berlin.

 Michael Hegemann blieb als letzter Spieler nachdenklich im Anschluss an die Partie zum Saisonauftakt beim THW Kiel auf der Bank sitzen. Der Bergische HC hatte mit 24:34 verloren. Elf Tage später folgte mit einem 34:27-Sieg über HSV Handball der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Michael Hegemann blieb als letzter Spieler nachdenklich im Anschluss an die Partie zum Saisonauftakt beim THW Kiel auf der Bank sitzen. Der Bergische HC hatte mit 24:34 verloren. Elf Tage später folgte mit einem 34:27-Sieg über HSV Handball der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Foto: Sascha Klahn

Eine große Saison ist für den Bergischen HC zu Ende gegangen. Am Ende hingen Erfolg und Misserfolg am seidenen Faden. Wie brutal Handball sein kann, erfuhren nicht nur die Rhein-Neckar Löwen im Titelrennen gegen den THW Kiel, der mit zwei Toren Vorsprung Deutscher Meister wurde. Zwischendurch mussten auch die Löwen mit bitteren Niederlage umgehen. Die entfachten einen ungeheuren Druck auf die Schultern der Mannschaft. Sie brach nicht darunter zusammen, auch wenn es in der Rückrunde ganz eng wurde.

Dass es noch knapp werden könnte mit dem Klassenerhalt, wollte zu Beginn der Saison niemand wahr haben. Der BHC ritt auf einer Welle des Erfolgs. In der Klingenhalle feierten die Löwen einen sensationellen Erfolg über den HSV Hamburg. Es folgten überzeugende Siege beim VfL Gummersbach und den ThSV Eisenach. Ohne das Selbstbewusstsein dieser Erlebnisse, wären die Bergischen wohl nie bei der HSG Wetzlar in die Nähe eines Sieges gekommen. Viktor Szilágyi setzte die unglaubliche Serie mit einem Glückswurf in letzter Sekunde fort. Der Ball kullerte durch die Beine von HSG-Keeper Andreas Wolff und fand den Weg ins Tor - in Zeitlupe.

Dem BHC-Kapitän war der Treffer zum 25:24 beinahe peinlich. Bevor er jubelte, tröstete Szilágyi den Torhüter. Wer ein Spiel in dieser Form mit dem letzten Wurf gewinnt, kann nicht absteigen. Das war der Tenor, und die Erwartungshaltung im Umfeld wuchs dann doch ein wenig. Logisch, schließlich wäre der BHC zu diesem Zeitpunkt für den internationalen Wettbewerb qualifiziert gewesen.

Die Euphorie kannte auch in den Wochen danach keine Grenzen. Den vier Siegen hintereinander folgten wenig später drei 29:29-Remis sowie ein spektakulärer Erfolg gegen den SC Magdeburg. In der Partie profitierten die Löwen zwar von Bartosz Jureckis Verletzungsausfall, doch das Auftreten deutete nicht im Geringsten auf die Negativserie hin, die nun beginnen sollte.

Bundesliga-Schlusslicht TV Emsdetten besiegten die Bergischen. Doch davon abgesehen kassierten die Löwen 13 Niederlagen hintereinander. Zu Beginn waren die Leistungen noch engagiert, und das Glück zu Beginn der Saison schien sich nun mit etwas Pech auszugleichen. Aber das 27:34 gegen den VfL Gummersbach, das 26:33 beim ThSV Eisenach und das 20:24 gegen GWD Minden gehören zweifellos zu den trübsten Momenten der Saison. Vorbei war alle Euphorie. Jeder Misserfolg nagte am Selbstvertrauen, und manchmal schien sich die Truppe nicht mit aller Macht gegen die drohenden Niederlagen zu stemmen. Viel mehr noch sah es so aus, dass sich die Handballer weniger gegenseitig anspornten.

Ein Spiegelbild der Hinserie war das Heimspiel gegen die HSG Wetzlar (27:28). Die Löwen hätten erneut gewinnen können. Immerhin das Remis hatte Alexander Oelze beim letzten Siebenmeter in der Hand. Doch diesmal blieb Wolff Sieger - genau der Alexander Wolff, der nach Szilágyis Treffer im Hinspiel einem Häuflein Elend geglichen hatte. Der BHC stand ein Mal mehr ohne Punkte da und wurde in der Tabelle durchgereicht. In der Hinrunde hatten Geschäftsführer Jörg Föste und Trainer Sebastian Hinze stets betont, dass es weiter um den Klassenerhalt gehe. Nun wusste jeder, wie richtig sie lagen. Das Abstiegsgespenst ging um, obwohl die Löwen nie unter dem Strich standen.

Zehn Spieltage vor Schluss hätte es aber passieren können. Es deutete sich ein Kampf um den letzten Nicht-Abstiegsplatz gegen HBW Balingen-Weilstetten an. Der BHC musste das Auswärtsspiel dort gewinnen und warf alles in die Waagschale. In der Woche der Vorbereitung wurde vor allem auf psychologischer Ebene gearbeitet. Die Mannschaft suchte das offene Gespräch miteinander, um angestaute Aggressionen aus der Welt zu schaffen. Es zahlte sich aus. Die Löwen gewannen das Schicksalsspiel und nahmen den entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt, weil sie die Balinger auf Distanz hielten.

Der Kehrtwende war damit trotzdem noch nicht geschafft. Sogar der Tiefpunkt der Saison stand noch bevor: ein 15:34 bei der SG Flensburg-Handewitt mit heilsamer Wirkung. Die Truppe wirkte bei ihren nächsten Aufgaben wachgerüttelt. Bitter war die 28:29-Niederlage bei der TSV Hannover-Burgdorf. Beim TV Emsdetten hielten die Bergischen erneut dem hohen Druck stand. Genau das wird es auch sein, dass der BHC aus der turbulenten Saison mitnimmt - die Fähigkeit, mit Druck umzugehen.

(trd)
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