Bergischer HC Entscheidung vertagt

Solingen · In einem hitzigen Duell der Handball-Bundesliga unterlag der Bergische HC seinem Angstgegner MT Melsungen mit 26:28 (14:17). Positive Notizen am Rande: Kapitän Kristian Nippes verlängerte seinen Vertrag bis 2020, zudem wurde der tschechische Nationalspieler Leos Petrovsky verpflichtet.

Es hätte gestern Abend der große Jubel werden können. Die MT Melsungen jedoch machte dem Bergischen HC einen Strich durch die Rechnung, mit einem möglichen Heimsieg den vorzeitigen Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga perfekt zu machen. Mehr noch: Die Löwen verloren gegen ihren Angstgegner nicht nur mit 26:28, zugleich punktete auch die direkte Konkurrenz. Der TBV Lemgo sendete in eigener Halle mit einem 29:26-Erfolg gegen die HSG Wetzlar ebenso ein Lebenszeichen wie der VfL Gummersbach, der sich überraschend mit 28:27 bei den Füchsen Berlin durchsetzte. Der Abstiegskampf bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das nach diesen Ergebnissen womöglich erst am letzten Spieltag entschieden wird.

Björgvin Gustavsson konnte nun wirklich nichts dafür, dass der Bergische HC Mitte der ersten Halbzeit den Anschluss verlor. Trotzdem musste der Isländer seinen Platz zwischen den Pfosten räumen und den Job Christopher Rudeck überlassen. Mehrfach in kurzer Folge hatte sich der Löwen-Schlussmann im Duell gegen einen freien Akteur der MT Melsungen messen müssen, weil einer seiner Vorderleute in einer Eins-gegen-Eins-Situation stehengelassen worden war. Zweimal innerhalb von nur einer halben Minuten trickste Michael Allendorf auf Linksaußen Arnor Gunnarsson aus und vollendete jeweils mit einem Dreher. Gleich im Anschluss war es Marino Maric, der die offensive BHC-Abwehr mit einer einfachen Körpertäuschung aushebelte. Mit dem 11:8 (19.) lagen die Hessen zum ersten Mal mit drei Treffern vorne.

Das Team von Trainer Michael Roth, mit der Empfehlung von 15:1 Punkten aus den letzten acht Begegnungen nach Wuppertal gekommen, produzierte schlichtweg weniger Fehlwürfe oder Technische Fehler. Mit zunehmender Spieldauer steigerte sich zudem MT-Schlussmann Johan Sjöstrand und wehrte die gut herausgespielten und keineswegs schlechten Abschlüsse von Kristian Nippes (verlängerte seinen Vertrag bis 2020), Tomas Babak oder Arnor Gunarsson mit sehenswerten Paraden ab. Beim Gang in die Kabine hatte der Schwede acht Paraden auf seinem Konto notiert.

Ein weiterer Hauptprotagonist der ersten Halbzeit war Michael Müller. Der Rückraum-Rechte, berüchtigt für seine provozierende Spielweise, war schon einige Male in Zweikämpfen mit einem BHC-Akteur angeeckt. Vom Pfeifkonzert der rund 2300 Zuschauer in der Unihalle ließ er sich nie aus dem Konzept bringen. In der 24. Minute gipfelte die Situation schließlich kurz vor einem Eklat, als Pouya Norouzi Nezhad vom angreifenden Müller in die Mangel genommen wurde. Schiedsrichter Lutz Pittner schickte beide Spieler mit einer Zeitstrafe vom Feld. Zudem wurde Trainer Sebastian Hinze mit einer Gelben Karte und Björgvin Gustavsson mit weiteren Zwei Minuten bedacht. Die Aufregung auf der Bank war nur zu gut zu verstehen. Die Stimmung auf den Rängen kochte, der vielleicht entscheidende Impuls aber misslang. In Unterzahl kam Kristian Nippes frei zum Wurf, scheiterte aber beim Stand 11:14 an Johan Sjöstrand.

Es blieb nach dem Seitenwechsel eine hitzige Begegnung mit hohem Engagement beider Abwehrreihen, in der die Löwen versuchten, sich nicht aus dem Konzept bringen und jegliche Provokation an sich abprallen zu lassen. Der aus Halbzeit eins resultierende Drei-Tore-Rückstand allerdings wollte einfach nicht entscheidend schrumpfen - bis zur 55. Minute. Fabian Gutbrods per Kempa-Trick erzieltes 24:25 beantworte Johannes Sellin nach Schneller Mitte keine fünf Sekunden später zum 26:24. Nach einem abgefälschten Abschluss von Gutbrod legte Dener Jaanimaa das 27:24 nach. Die Entscheidung - zumal der BHC aus der letzten Überzahl-Situation nach der dritten Zeitstrafe gegen Philipp Müller (58.) keinen Nutzen mehr ziehen konnte.

"Wir haben in der ersten Halbzeit leider nicht so kompakt gestanden wie in den vergangenen Wochen", bilanzierte Sebastian Hinze. Der BHC-Coach hat zwar Situationen erkannt, in denen sein Team kurz davor gewesen sei, das Spiel noch zu drehen. "Allerdings hat uns dieses Mal der entscheidende Push gefehlt."

(gra)
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