Bergischer Hc Szilágyi sagt Servus - als Spieler

Solingen · Der Kapitän des Bergischen HC beendet nach dieser Saison in der Handball-Bundesliga seine große Karriere und wird Sportlicher Leiter. Sein Abschiedsspiel steigt am 4. Februar 2017. Frank von Behren und Inal Aflitulin verlassen den Klub.

 Viktor Szilágyi beim Wurf - diese Szene gibt es nur noch in drei Bundesligaspielen.

Viktor Szilágyi beim Wurf - diese Szene gibt es nur noch in drei Bundesligaspielen.

Foto: Stephan Köhlen

Sie haben sich lange auf diesen Moment vorbereitet, daher hält sich die Emotionalität der Aussagen in Grenzen. "Der Bergische HC gibt bekannt, dass unser Kapitän Viktor Szilágyi am Saisonende seine sportliche Laufbahn beenden wird", sagt Beirat Jörg Föste. Damit geht eine unvergleichliche Karriere im Handball zu Ende. Der 37-Jährige wird - Verletzungen oder Sperren ausgeklammert - sein letztes Bundesligaspiel am Sonntag, 5. Juni bei der SG Flensburg-Handewitt bestreiten, von der er 2012 ins Bergische gekommen war. Sein letztes Spiel als Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft soll das in der WM-Qualifikation am 15. Juni gegen Dänemark werden.

Der für den Handballsport, für den er so viel getan hat, schlechten Nachricht folgt auch eine gute: Szilágyi bleibt ihm erhalten - als Sportlicher Leiter des BHC ab der kommenden Spielzeit. "Das ist sicher ein längerer Prozess gewesen, der zu dieser Entscheidung geführt hat", sagt der Spielmacher. "Ich bin überzeugt, dass im BHC noch sehr viel Potenzial steckt, und mir war klar, dass ich dem Verein über meine aktive Karriere hinaus verbunden bleiben möchte." Szilágyi war schon in der vergangenen Saison der einzige Akteur des BHC, der selbst entscheiden konnte, ob er seinen Vertrag verlängert. "Vor zwei, drei Jahren haben wir angefangen, Gespräche zu führen. Das hat sich immer weiter entwickelt", berichtet "Figo".

Das Amt des Sportlichen Leiters wird beim BHC für ihn neu eingeführt, das Aufgabengebiet sei "von eminenter Bedeutung für den Klub", sagt Föste. Es beinhalte, Ansprechpartner für Spieler, Trainer und Berater zu sein, sich um Transferdetails und die Kaderzusammenstellung zu kümmern. Für letzteres hat der BHC für die neue Saison vorgearbeitet, gesucht wird derzeit nur noch ein Kreisläufer, da Max Weiß seine Karriere beendet. Der Kontrakt des russischen Mittelmanns Inal Aflitulin, den der Klub im November unter anderem wegen der zweiten schweren Verletzung Szilágyis in Folge verpflichtete, wird nicht verlängert und läuft so Ende Juni aus. Dafür kommt in Tomás Babák ein Spielmacher, dessen Verpflichtung der BHC bereits im Januar bekannt gemacht hatte. Der 22-jährige Tscheche kommt aus der Schweiz vom TSV Otmar St. Gallen, zu dem er 2013 als Meister, bester Torschütze und wertvollster Spieler der tschechischen Liga gewechselt war.

Dass er alleine die Lücke schließen kann, die Szilágyi auf dem Feld hinterlassen wird, ist schwer vorstellbar. "Das Vakuum wird keiner alleine füllen können", sagt dann auch Trainer Sebastian Hinze, dem aber davor nicht bange ist: "Das ist eine schöne Aufgabe, die Mannschaft wird daran wachsen, es werden neue Rollen entstehen. Der Kader ist so aufgestellt, dass wir die Lücke füllen können." Neben Babák wird Alexander Oelze weiter die Spielmacherposition bekleiden. "Die Kaderplanung sieht zwei Rückraum-Mitte-Spieler vor. Wir planen mit 14 Feldspielern und zwei Torhütern", erklärt Hinze. Dass er Szilágyi weiter an seiner Seite weiß, gefällt ihm: "Wir waren vier Jahre im ständigen Austausch als Trainer - Kapitän, und werden das auch als Trainer - Sportlicher Leiter sein."

Mit dieser Personalie geht ein Abgang einher: "Wir haben uns mit Frank von Behren zusammengesetzt", sagt Föste über den Co-Trainer. "Er hat eine familiäre Situation, die seine Unabkömmlichkeit in seinem Geburtsort Hille bei Bielefeld und einen Umzug dorthin mit sich bringt. Deswegen haben wir entschieden, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern."

Szilágyi wird demnach in seinem Aufgabengebiet den Posten des Co-Trainers mit übernehmen, wird bei den Trainingseinheiten ebenso dabei sein wie bei Spieltags-Konferenzen. "Es geht um Präsenz, wenn ein Austausch in der Vorbereitung auf den Gegner oder auf die Taktik da sein soll", erklärt der Österreicher. Wie das ausschauen wird, werden wir sehen. Es wird sich einspielen, bis wir eine Ideallösung finden."

Bleibt die Frage, wie er es schafft, dass ihm während der Spiele nicht andauernd die Finger jucken. "Das war mit das Wichtigste bei der Entscheidung, Sportlicher Leiter zu werden: Ich wollte auf der Bank sitzen", antwortet Szilágyi und lacht. "Nein, ich habe nicht nur großen Respekt vor der neuen Aufgabe, sondern auch vor der Situation. Ich habe mit sieben Jahren mit dem Handball angefangen, bin jetzt seit 17 Jahren Profi. Ich habe mein Leben nach den Plänen der Trainer gerichtet. Dass das jetzt anders wird, wird schwierig, aber ich freue mich darauf. Außerdem war ja relativ früh klar, dass ich dem Handball verbunden bleibe." Schmunzelnd ergänzt er: "Ob tägliche Depressionen aufkommen, weiß ich jetzt noch nicht, aber sonst haben wir ja noch eine zweite oder dritte Mannschaft."

Und dann steht noch eines fest: "Viktor wird der erste Spieler sein, der von uns ein offizielles Abschiedsspiel bekommen wird", erklärt Föste. Dieses wird am 4. Februar 2017 steigen, wo und gegen wen ist noch offen, aber Föste ist sicher: "Wenn Viktor Szilágyi ruft, werden die ganz Großen kommen." Und da ist dann doch ein Hauch von Emotionalität. Ganz wappnen kann man sich in diesem Moment dagegen eben nicht.

(ame)
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