Bergischer Hc Szilágyi und Gustavsson belohnen den BHC

Solingen · Vier Sekunden vor Schluss erzielt der Kapitän der Löwen das Tor zum 31:30 gegen Lemgo. Es ist der erste Sieg über den TBV überhaupt.

In der Halbzeit hatte Christian Sprdlik noch etwas genervt auf den Hinweis reagiert, das Spiel der Handball-Bundesliga zwischen dem Bergischen HC und dem TBV Lemgo könne ja auch jetzt abgepfiffen werden, das 14:14 sei doch für beide Mannschaften ein gutes Ergebnis.

"Mir ist der eine Punkt hier zu wenig", raunte der Geschäftsführer des TBV leicht gereizt. Eine runde Dreiviertelstunde später stand er mit komplett leeren Händen da, weil BHC-Kapitän Viktor Szilágyi die Partie vier Sekunden vor Schluss zugunsten der Löwen entschieden und die Wuppertaler Unihalle damit in ein Tollhaus verwandelt hatte.

Der österreichische Spielmacher herzte nach Abpfiff den zweiten entscheidenden Mann des Abends, Torwart Björgvin Gustavsson, dann wurden die beiden von der Jubeltraube der kompletten Mannschaft überrannt. Auf der anderen Seite sanken die Lemgoer zu Boden.

Diese Gefühlswelten sind beiden Teams nicht fremd, vor rund drei Jahren hatte sich Ähnliches in einem Heimspiel des BHC gegen den TBV abgespielt - damals mit dem besseren Ende für die Gäste. Die hatten am 7. Dezember 2011 zwischenzeitlich schon mit acht Toren hinten gelegen, die Partie aber mit einem Siebenmeter noch in einen 33:32-Sieg gedreht. Der Zeitpunkt der Entscheidung damals wie heute: vier Sekunden vor Schluss.

Diesmal war es allerdings ein komplettes Duell auf Augenhöhe, zu keiner Zeit konnte sich ein Team absetzen. Das lag vor allem daran, dass die Bergischen immer wieder arg verschwenderisch mit guten Torchancen umgingen, auf der Gegenseite aber Gustavsson die Lemgoer bei ihren Gelegenheiten reihenweise mit seinen Paraden zur Verzweiflung trieb.

"So ein Spiel zu gewinnen, ist immer schön", sagte der Isländer, der einige seiner Abwehraktionen nicht einmal erklären konnte: Auf die Frage von BHC-Sprecher Thorsten Hesse: "Wie geht das?", antwortete Gustavsson trocken: "Keine Ahnung."

So wenig wie der Torwart wusste, wie er die Bälle gehalten hatte, so wenig wusste wohl Szilágyi, wie er den entscheidenden Wurf genutzt hatte: Der Spielmacher hatte nach der Auszeit von Trainer Sebastian Hinze die Verantwortung für den letzten Angriff übernommen, sich auf Halblinks durchgetankt und den Ball irgendwie durch die Abwehrreihe auf das Gehäuse gebracht - dort rutschte er Lemgos Keeper Nils Dresrüsse unter dem Rücken durch. Szilágyi befand.

"Es freut mich, dass wir das doch noch geschafft haben. Dass es sehr glücklich war, ist uns klar. Wir wollten im letzten Angriff, egal wie, zum Abschluss kommen. Gott sei dank ist es gut gegangen." Sein Trainer erklärte: "Es war klar, dass wir nur noch einen Wurf haben würden. Wir wollten nicht zu früh in den Zweikampf und haben die Entscheidung Viktor überlassen, mit seiner Auftaktbewegung. Das hat er gut gemacht. Das muss man so stehen lassen."

Genauso wie das Ergebnis, das für Lemgo natürlich enttäuschend war. "Aufgrund des Spielverlaufs wäre ein Punkt absolut verdient gewesen", sagte TBV-Trainer Niels Pfannenschmidt und ergänzte: "Der Stachel sitzt echt tief. Das ist schon bitter, dass wir nichts mitgenommen haben." Anders sah es naturgemäß bei Hinze aus: "Da ist eine Menge Last abgefallen, das war keine einfache Woche.

Klar, in Flensburg kann man verlieren und auch gegen Lübbecke im Pokal ausscheiden, aber wir haben es in beiden Spielen nicht geschafft, 100 Prozent abzurufen. Donnerstag beim Training waren alle niedergeschlagen. Und wie sie sich jetzt da rausgekämpft haben - Kompliment. Für mich war der Sieg verdient, weil wir nach dem 18:18 nicht mehr zurückgelegen haben."

Und dank Szilágyis Siegtor gab es den ersten Erfolg gegen Lemgo für den BHC überhaupt, die Heimbilanz kann sich zudem zum jetzigen Zeitpunkt mehr als sehen lassen: Zehn von zwölf möglichen Punkten haben die Löwen zu Hause gesammelt. "Wir sind im Soll und haben schon viele Ziele erreicht - zum Beispiel, zu Hause anders aufzutreten", sagte Szilágyi und ergänzte: "Die Mannschaft hat alles gegeben, die Stimmung war hervorragend. Ich glaube, dass einige Mannschaften nicht mehr so gerne nach Wuppertal oder Solingen kommen werden."

Der TBV vermutlich nun auch nicht mehr. Fehlt noch die Analyse von Lemgos Sprdlik nach dem Spiel: "In den entscheidenden Phasen hatten wir Pech, Gustavsson hat hervorragend gehalten, und dann kullert der Ball am Ende bei uns ins Tor. Da fehlen mir die Worte." In der Halbzeit hatte er noch die falschen gewählt.

(ame)
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