Lokalsport Dem Danksagungs-Verbot widersetzt

Solingen · Mit der einstimmigen Wahl von Detlef Wagner zum neuen Präsidenten des Solinger Sportbundes ist eine Ära zu Ende gegangen: Nach 22 Jahren im Amt hat Hartmut Lemmer die Verantwortung abgegeben.

 Der Wechsel an der Spitze des Solinger Sportbundes ist vollzogen: Nach einem einstimmigen Votum übernahm Detlef Wagner (l.) am Dienstagabend das Amt des Präsidenten von Hartmut Lemmer.

Der Wechsel an der Spitze des Solinger Sportbundes ist vollzogen: Nach einem einstimmigen Votum übernahm Detlef Wagner (l.) am Dienstagabend das Amt des Präsidenten von Hartmut Lemmer.

Foto: Stephan Köhlen / Guido Radtke

Hartmut Lemmer ist ein Dickkopf. Das weiß er selbst. Und er ist auch nicht böse, wenn er als solcher bezeichnet wird. Als Präsident des Solinger Sportbundes hat der 65-Jährige beharrlich seine Ziele verfolgt, stets offen und ehrlich seine Meinung vertreten. Als führender Vertreter der rund 140 Vereine in der Klingenstadt hat er sich so weit über die Stadtgrenzen hinaus großen Respekt verschafft. Stellvertretend erklärte Oberbürgermeister Tim Kurzbach: "Er hat gesagt, was nicht geht. Aber immer auch, was geht."

Nach 22 Jahren im Amt hat Hartmut Lemmer nun die Verantwortung abgegeben. Wie es sich für "Hucky" gehört, hat er alles daran gesetzt, dass die letzte Mitgliederversammlung unter seiner Führung ihren gewohnten Gang nehmen würde. Eine Abschiedsfeier hat er untersagt, eine Ehrung für seine Verdienste ebenfalls. Ganz haben sich seine Mitstreiter im Präsidium und in der Geschäftsführung des Sportbundes allerdings nicht daran gehalten.

Recht sachlich hatte der Vorbild-Funktionär die Sitzung eröffnet. Seine Rede war weniger eine rückblickende Bilanz, sondern in vielerlei Hinsicht eher ein Appell an die Politik und Vereine. Lemmer merkte etwa an, dass aktuell nicht nur Kindergärten gebaut werden müssen, sondern vorausschauend in naher Zukunft auch Schulturnhallen. "Wir können die Zeit ausrechnen, wann der Bedarf dafür entsteht." Wie so oft schon richtete sich eine Bitte an die Fußballer und Schwimmer in der Stadt, sich jeweils vom Kirchturmdenken zu verabschieden. "Ich habe die stille Hoffnung, dass die Vereine durch den Neubau des Hallenbads Vogelsang noch enger zusammenrücken werden."

Trotz Danksagungs-Verbot ließ es sich Karen Leiding nicht nehmen, dem scheidenden Präsidenten zumindest einen Blumenstrauß zu überreichen. Zusammen mit Christopher Winter wird sie als künftiges Geschäftsführer-Duo viele Aufgaben übernehmen, die Hartmut Lemmer bislang ehrenamtlich erledigt hat. "Du hast toll vorgesorgt und Zukunftsfähigkeit bewiesen. Ein neuer Präsident hätte es schwer gehabt, dieses Amt in gleicher Weise fortzuführen."

Zwei Jahre lang hat die Suche nach einem Nachfolger gedauert. Am Dienstag wurde der neue Mann an der Spitze des Solinger Sportbundes einstimmig gewählt: Detlef Wagner. "Es ist ein merkwürdiger Moment", sagte der 55-Jährige in dem Bewusstsein, in große Fußstapfen zu treten. "Sportbund und Hucky Lemmer - das war für mich immer eins." Nur mit den neuen Strukturen und der Aufteilung der Aufgaben in einem großen Team sei es möglich, der Verantwortung gerecht werden zu können. Seine erste Amtshandlung war im Übrigen der Vorschlag an die Versammlung, Hartmut Lemmer zum Ehrenpräsidenten zu ernennen.

Einen in Solinger Handarbeit hergestellten Säbel mit der Form eines Bergischen Löwen als Griff hat der 65-Jährige in gewohnt humorvoller Art als Geschenk entgegengenommen. In einem Video sendeten zahlreiche Wegbegleiter wie Walter Schneeloch, Präsident des Landessportbundes NRW, oder Michael Schade, Geschäftsführer des Fußball-Erstligisten Bayer Leverkusen, sehr persönliche Grüße. Emotionale Momente, bei denen auch ein "Hucky" Lemmer seine Rührung nicht verbergen konnte.

(gra)
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