Volleyball Die Volleys wollten mehr

Solingen · Im deutschen Pokal hätte im Achtelfinale gegen Rottenburg nicht Endstation sein müssen. Nun folgt ein Doppelspieltag.

Der Unterschied zwischen einem Volleyball-Zweitligisten und einem -Erstligisten wurde am Mittwochabend beim Blick auf die Co-Trainer deutlich: Auf der Bank der Solingen Volleys saß Justin Wolff und notierte die Statistik des Pokalspiels auf einem Schreibbrett. Auf der Bank des Erstligisten TV Rottenburg war Oliver Heiming ebenso akribisch - er tippte aber alles gleich in einen Laptop.

Auf dem Feld hingegen war der Solinger Zweitligist dem klassenhöheren TVR nahezu ebenbürtig. Trotzdem reichte es am Ende nicht zur Überraschung. Die Volleys schieden nach 102 Minuten aufopferungsvollem Kampf mit 1:3 (25:17, 21:25, 24:26, 20:25) aus, durften sich anschließend aber minutenlang von ihren knapp 600 Fans in der Halle Wittkulle feiern lassen.

Und auch TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger zollte der Leistung des Außenseiters - und dessen nahezu perfekter Vorstellung im ersten Satz - Respekt: "Dass es schwer wird, wussten wir von Anfang an. Schließlich haben wir nicht gegen irgendwen gespielt, sondern gegen den Tabellenführer der Zweiten Liga." Volleys-Headcoach Bernd Werscheck war sichtlich stolz auf seine Truppe, die sich im dritten Durchgang sogar einen Satzball erspielte: "Satz eins und drei waren hervorragend. Wir haben gezeigt, was wir können - Kompliment an meine Jungs."

Dass am Ende der Favorit aus Rottenburg als Sieger vom Feld ging, hatte vor allem zwei Gründe: Zum einen fehlten mit Alexander Walkenhorst und Christian Gosmann zwei Leistungsträger, die ihrem Trainer zudem mehr Wechselmöglichkeiten geboten hätten. Walkenhorst saß am Spielfeldrand und Gosmann fieberte von der Tribüne aus mit. Er meinte: "Es war eine tolle Leistung, aber es war echt hart, zuschauen zu müssen." Ein weiterer Grund für die Niederlage lag in der fehlenden Frische der Gastgeber. "Ich bin heute um 5 Uhr aufgestanden, habe gearbeitet. So oder ähnlich ging es vielen aus unserer Mannschaft", sagte Zuspieler Huib den Boer, der seinen 34. Geburtstag aber in guter Erinnerung behalten wird. Schließlich bekam er, angestimmt von seiner Frau, die noch ein "Ich liebe dich" hinterherschickte, von der ganzen Halle ein Geburtstagsständchen gesungen.

"Im Gegensatz zu uns war der Gegner ausgeruht und trainiert häufiger pro Woche - dafür war der Unterschied gar nicht so groß", sagte Co-Trainer Oliver Gies. Wie die meisten seiner Mannschaftskollegen war er zufrieden mit der Leistung, ärgerte sich aber dennoch ein wenig über die verpasste Chance, ins Viertelfinale einzuziehen. "Wenn man einen Satz gewinnt und einen denkbar knapp verliert, dann will man mehr", erklärte Diagonalangreifer Benny Nibbrig und brachte es damit auf den Punkt. "Trotzdem arbeiten wir uns langsam ans Erstliga-Niveau heran", sagte den Boer.

Und darum, in der kommenden Saison in der 1. Bundesliga starten zu dürfen, geht es bereits morgen wieder. Denn am Samstag steht zunächst eine knapp 600 Kilometer lange Reise nach Brandenburg an. Dort wartet ab 18 Uhr der Meister der vergangenen Saison auf den aktuellen Spitzenreiter. Doch beim SV Lindow-Gransee läuft es noch nicht optimal: Von sieben Spielen hat der Klub bereits drei verloren.

Noch am selben Abend geht es weiter nach Berlin. Am Sonntag (16 Uhr) steht dort das Duell gegen den starken Aufsteiger VCO, der bislang nur ein Mal verloren hat, auf dem Programm - ehe anschließend wieder knapp 600 Kilometer auf der Autobahn absolviert werden müssen. "Wir haben fünf Spiele in drei Tagen, das ist schon hart", blickt Werscheck dem Wochenende entgegen. "Aber Fußballer würden jammern, wir nehmen es so hin und wollen beide Partien gewinnen."

Volleys: Bevers - den Boer, Gies, Wernitz, Mester, Stark, Pietzonka, Nibbrig, Werscheck, Renzelmann, Ströbl

(sbi)
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