Lokalsport Eine "Kampfsau" in Schwarz-Rot-Gold

Solingen · Ulli Kirchhoff ist Trainerin und Spielerin des Reinshagener TB.Kürzlich war die Solingerin bei der Masters-WM am Ball.

Ihr Herz schlägt für den Hockey-Sport. Trotzdem hätte sich Ulli Kirchhoff wohl niemals erträumen lassen, was ihr vor wenigen Wochen widerfahren ist. Da streifte die Trainerin des Reinshagener TB plötzlich das Nationaltrikot über, sang die deutsche Hymne und kämpfte für Schwarz-Rot-Gold bei der Weltmeisterschaft um Tore und Punkte.

Kirchhoff gehörte der Ü 40-Nationalmannschaft an, die in Krefeld am "Masters Indoor Hockey-Worldcup" teilnahm und dort auf die Auswahlen der USA, Englands, Schwedens, Italiens, der Niederlande und der Schweiz traf. "Das war schon genial", erzählt die 47-Jährige von einem unvergesslichen Erlebnis. Dass dabei "nur" der fünfte Platz heraussprang, spielte für sie keine Rolle. "Ich hatte den Adler auf der Brust", berichtet Kirchhoff stolz.

Zur Nationalmannschaft kam die Solingerin wie die Jungfrau zum Kind. Seit 2008 lebt Kirchhoff, die seit 35 Jahren mit Begeisterung Hockey spielt, ihre sportliche Leidenschaft auch beim Deutschen Hockey-Bund aus. Für diesen ist sie regelmäßig bei diversen Veranstaltungen als ehrenamtlicher Volunteer tätig - unter anderem bei der Hallen-Weltmeisterschaft 2015 in Leipzig.

Plötzlich bekam sie von den Verantwortlichen im November 2016 aber auch die Anfrage, ob sie nicht Lust hätte, bei der Ü 40-WM mitzuspielen. "Normalerweise sollte man dafür Bundes- oder Regionalliga gespielt haben", sagt die oberligaerfahrene Kirchhoff, "aber die wissen, dass ich eine Kampfsau sein kann."

Diese Qualitäten brachte sie Anfang Februar dann auf der großen Bühne ein. Wobei die Solingerin beim ersten gemeinsamen Training der deutschen Mannschaft - einen Tag vor dem Start ins Turnier - anfangs kalte Füße bekam. "In den ersten fünf Minuten habe ich mich gefragt: Was machst du eigentlich hier?", berichtet Kirchhoff. Spätestens, als sie Teamkollegin Eva Hansen (geborene Hagenbäumer), 140-malige A-Nationalspielerin und zweimalige Olympia-Teilnehmerin, mal den Ball abluchsen konnte, war das Eis gebrochen.

Beim Turnier selbst kam Kirchhoff in allen fünf Partien zum Einsatz. Sie genoss jede Minute und freut sich nun bereits riesig auf den Sommer. "Vom 11. bis 19. August findet in Holland die Europameisterschaft statt", berichtet Ulli Kirchhoff. Dann will sie wieder dabei sein und weitere internationale Erfahrung sammeln.

Bis dahin jagt sie der Kunststoffkugel in heimischen Gefilden hinterher. Nach vielen Jahren in Solingen, Neuss und Leverkusen war sie durch ihren Sohn Lukas vor rund zehn Jahren beim Reinshagener TB in Remscheid gelandet. Schnell entstand dort eine Eltern-Hobby-Mannschaft, die sich in Turnierform regelmäßig mit Teams aus anderen Vereinen misst. "Just for fun", sagt Kirchhoff, "aber man will schon gewinnen." Einmal pro Woche wird trainiert, einmal pro Monat im Schnitt in ganz Nordrhein-Westfalen gespielt.

Ganz nebenbei spielt die 47-Jährige auch noch bei den Hilden Wains Softball. Also die weibliche Variante des Baseballs. "Die Schläger-Hand-Koordination liegt mir halt", erzählt Ulli Kirchhoff mit einem breiten Grinsen auf dem gesicht. Aber ihr Herz, das schlägt für den Hockey-Sport. Und seit kurzem eben auch mit dem Bundesadler auf der Brust für die Ü 40-Nationalmannschaft.

(RP)
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