Homestory Weihnachten Bei Kretschmers Erfolgsrezept: Wünschen, träumen, machen

Solingen · Gero Kretschmer, Tennisprofi des Solinger TC, und seine Ehefrau Roxanne feiern erstmals den Heiligen Abend in ihrem heimeligen Haus.

 Familie Kretschmer am Küchentisch: Gero mit Lennox und Roxanne. Heute wird hier erstmals gemeinsam mit den Familien in Solingen Weihnachten gefeiert.

Familie Kretschmer am Küchentisch: Gero mit Lennox und Roxanne. Heute wird hier erstmals gemeinsam mit den Familien in Solingen Weihnachten gefeiert.

Foto: Köhlen Stephan

Gero Kretschmer öffnet die Tür: "Hallo, komm' rein." Der Tennisprofi des Solinger TC wirkt ausgeruht und aufgeräumt. Durch den kurzen Flur geht es direkt in die Küche mit dem schönen Ausblick auf den Garten. Gero Kretschmers Ehefrau Roxanne steht vom dezent-geschmackvoll dekorierten Küchentisch auf, reicht zur Begrüßung die Hand, lächelt. "Kaffee ?", fragt Gero. "Haben wir denn noch welchen?", erwidert Roxanne. "Wir waren gestern einkaufen, aber Kaffee haben wir vergessen", gesteht ihr Mann. "Ich wollte auch weniger trinken, weil ich sonst so viel Kaffee trinke." Zwei Pads sind aber noch da, Roxanne bleibt ohnehin beim Tee.

 Die Familie vor dem eigenen Garten.

Die Familie vor dem eigenen Garten.

Foto: Köhlen Stephan

Der dunkle, rustikal anmutende Küchentisch bildet einen gekonnten Kontrast zur hellen Einrichtung. Über dem Herd hängt ein Schild mit der Aufschrift "Wish it, dream it, do it" (Wünsch es, träum es, mach es"). Ein Motto der Familie. "Das passt sehr gut", meint Roxanne lächelnd. Mit der Umsetzung ihrer Wünsche und Träume haben sich die Kretschmers auch nicht unnötig Zeit gelassen. "Wir sind seit vier Jahren zusammen, haben im letzten Jahr geheiratet, und dieses Jahr kam das erste Kind. Wir verschwenden also keine Zeit", sagt Gero lachend. Hätte er auf seine Schwester Nadine gehört, hätte er Roxanne vielleicht schon früher kennengelernt. "Sie arbeitet bei der gleichen Fluggesellschaft wie Roxy und hat mir immer schon von ihr erzählt. Das sei so eine tolle Frau, die müsste ich unbedingt mal kennenlernen. Aber es hat irgendwie nie geklappt."

 "Wish it dream it, do it" steht links: "Das passt sehr gut", findet Roxy Kretschmer

"Wish it dream it, do it" steht links: "Das passt sehr gut", findet Roxy Kretschmer

Foto: Köhlen Stephan

Schwester Nadine pries ihren Bruder auch bei ihrer Kollegin an. "Das erste Mal war ich aber noch in einer Beziehung", erinnert sich Roxanne. "Als sie das zweite Mal von ihm erzählt hat, habe ich gesagt: ,Ok, zeig mal ein Foto.' Und dann hab' ich gedacht: ,Och - okay'." Die 31-Jährige lacht: "Wir waren damals in New York einkaufen und haben uns da kaputt gelacht, dass ich ja jetzt schon für meinen neuen Ehemann einkaufen könnte. Es hat aber nicht geklappt, dass wir uns treffen. Also mussten wir uns anders kennenlernen." Wie ? Gero: "Wir haben uns beim Eins-Live-Freundeskreis kennengelernt. Als wir uns angeschrieben haben, haben wir gar nicht connected, dass wir uns von Nadines Erzählungen ja schon kennen. Dann haben wir irgendwann gecheckt: ,Das bist doch du, von der meine Schwester erzählt hat.'." Der Anfang der Liebe.

 Familie Kretschmer am Küchentisch: Gero mit Lennox und Roxanne. Heute wird hier erstmals gemeinsam mit den Familien in Solingen Weihnachten gefeiert.

Familie Kretschmer am Küchentisch: Gero mit Lennox und Roxanne. Heute wird hier erstmals gemeinsam mit den Familien in Solingen Weihnachten gefeiert.

Foto: Köhlen Stephan

Aus der in diesem Jahr Sohn Lennox entsprang. Der macht sich plötzlich über das Babyphone bemerkbar. Roxanne steht auf und geht nach oben, kehrt kurz darauf mit ihm auf dem Arm zurück. Ein bisschen elterliche Zuneigung und ein Plastik-Ball - schon ist wieder alles gut in der kleinen Welt. Als er vor rund sechs Monaten geboren wurde, war die Familie gerade im Umzugsstress: von Düsseldorf nach Ohligs. "Er ist auch ein bisschen zu früh gekommen", berichtet Gero. "Das war eine komplette Umstellung. Reisen war schon nicht einfach ohne ihn - wenn wir dann beide weg waren, war es nicht schlimm. Mit ihm ist das eine ganz andere Geschichte." Lennox lässt den Plastik-Ball fallen, Gero hebt ihn wieder auf, hat den Faden des Gesprächs aber nicht verloren: "Ich habe dann drei Monate gar keine Turniere gespielt, und danach wieder den Rhythmus zu finden, hat fast dieselbe Zeit gedauert. Das hat erst Ende des Jahres geklappt. Auch, den Rhythmus zu Hause zu finden."

 Mit dem STC spielt Gero Kretschmer in der 2. Tennis-Bundesliga.

Mit dem STC spielt Gero Kretschmer in der 2. Tennis-Bundesliga.

Foto: mak (Archiv)

Die Babypause sorgte auch dafür, dass es sportlich schwierig wurde. "Ich wusste zeitweise nicht, wo vorne und hinten ist. Ich war froh, dass ich die Bundesliga-Saison überhaupt geschafft habe. Ich habe kaum trainiert, die Tage waren gefühlt doppelt so lang. Klar, das macht jeder mit. Im Profisport ist das nichts Besonderes mehr, das sind alles Väter im Tennis. Das ist eine Frage von Disziplin, Zeitmanagement und Commitment der Ehefrau, die einem den Rücken stärkt und freihält. Nur so kann man das schaffen, alleine nicht. Das ist auch ohne Kind schon schwer."

Lennox lässt den Plastik-Ball erneut fallen, er rollt unter den Tisch. Roxy nimmt stattdessen eine Kerze, stellt sie vor ihren Sohn auf den Tisch, der die flackernde Kerze selig mit Blicken verfolgt. Also berichtet Gero weiter: "Nach Wimbledon habe ich mich von meinem Doppelpartner Alexander Satschko getrennt nach sechs Jahren. Wir standen eine lange Zeit so um Position 80 in der Weltrangliste - da wollte ich einfach mehr. Zusammen haben wir ein gewisses Limit erreicht, also wollte ich was ausprobieren und den Partner wechseln." Das hat allerdings noch nicht gefruchtet. "Das ist aber normal", erklärt Gero. "Du bist erstmal nicht so gut wie mit jemandem, mit dem du jahrelang zusammengespielt hast. Ich bin noch auf der Suche. Ich weiß, welcher Spielertyp es sein soll, aber noch kann ich nicht sagen, wer es wird. Ich hoffe, einen guten Partner in 2017 zu finden."

Das zu Ende gehende Jahr war sportlich nicht gut - der Tennisprofi stieg im Sommer mit dem Solinger TC aus der 2. Bundesliga ab. Er musste sich fragen, ob er seinem Klub trotzdem treu bleibt. Seit 2001 spielt er für den STC, mit einer Unterbrechung von drei Jahren, als er für Pforzheim im Zweitliga-Süden aufschlug. "Ich habe meine Wurzeln hier, meinen Trainer", sagt Gero. "Aber das Finanzielle muss auch stimmen, und mit den Etatkürzungen nach dem Abstieg wurde die Situation nicht einfacher. Ich habe überlegt, ob ich noch da spiele möchte. Aber Vorstand und Verein sind mir wichtig, und ich hoffe, wir kommen nächstes Jahr wieder hoch. Der Verein gehört dahin."

Gero will helfen, dass das gelingt, und zudem seine Doppel-Karriere richtig in Schwung bringen. Das bedeutet wieder viele Reisen, zum Teil ohne die kleine Familie. "Das ist nicht immer einfach", erklärt dann auch Roxanne. "Bevor wir Lennox bekommen haben, bin ich ja noch selber viel gereist. Deswegen kann ich aber gut nachvollziehen, wenn er reist. Ich flippe dann nicht vollkommen aus, wenn er an einem schönen Ort ist." "Ich sehe da ja auch nur Hotel und die Anlage", wirft Gero ein. Roxanne nickt verständnisvoll.

Vor der nächsten Reise stehen aber eh die besinnlichen Tage an, das erste Weihnachten als Eltern. "Dann ist die Family hier - meine Eltern und ihre Familie", berichtet Gero. "Es ist das erste Mal bei uns. Sonst einen Tag zu ihren Eltern und einen Tag zu meinen. Jetzt kommen alle hier zusammen. Das Wichtigste ist, dass man redet und Spaß hat. Je unkomplizierter, desto besser." Und es gibt noch einen kleinen Grund, den Heiligabend diesmal in Solingen zu begehen. "Bei euch gibt es immer Fondue", sagt Roxanne zu ihrem Mann. "Da hatte ich dieses Jahr keine Lust drauf." Also kocht sie selber, "Ich tendiere zu Ente", sagt sie grübelnd. "Ich koche gerne und meistens", ergänzt sie und meint dann schmunzelnd: "Gero kann eigentlich nur ein Gericht. Nudeln mir Balsamico." "Und mit Kirschtomaten und Pinienkernen", verteidigt sich ihr Mann. Er muss aber zugeben: "Sie kocht halt unglaublich gut - da kann ich nicht glänzen."

Roxanne erklärt: "Ich esse gerne, und deswegen probiere ich viel aus. So lange, bis es klappt. Ich koche einfach in alle Richtungen. Aber gerade am Anfang des Jahres, wenn Gero viel weg ist, versuche ich, etwas typisch Deutsches da zu haben, wenn er wiederkommt. Schnitzel zum Beispiel." Sie überlegt: "Zu Hause war ich auf Kochen nie so scharf. Aber man wird halt häuslich." Und das spürt man im Haus der Familie Kretschmer, wo es nicht nur am heutigen Heiligen Abend heimelig sein wird. Frohes Fest !

(RP)
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