Bergischer HC "Es geht nicht in Richtung Heinevetter"

Solingen · Der neue BHC-Torwart Christopher Rudeck sieht sich als nicht so extrovertiert, wie andere Kollegen.

Als der offizielle Teil der Trikotpräsentation des Bergischen HC vorbei ist, blickt Christopher Rudeck durch den Saal der Stadtsparkasse Solingen - der neue Torwart des Handball-Bundesligisten hat mit seinen rund zwei Metern Körperlänge natürlich den perfekten Überblick. Und so findet er seine Freundin Nele ziemlich schnell. Ein Lächeln, und dann stehen sie zusammen.

Vergangenen Samstag sind sie von Flensburg ins Bergische gezogen, die Wohnungssuche, die Ende Mai begann, ist erfolgreich verlaufen, obwohl Rudeck zuletzt nicht allzu viel Zeit, geschweige denn Urlaub hatte: Immerhin war der 20-Jährige mit der Junioren-Nationalmannschaft unterwegs, mit der er - wie BHC-Kreisläufer Moritz Preuss - auch am Montag gen Brasilien zur Weltmeisterschaft starten wird.

Dass das Duo so das Trainingslager im österreichischen Piberstein verpasst, bewertet Trainer Sebastian Hinze so: "Das ist eine Situation, die man nicht jedes Jahr hat. Ich hätte natürlich gern die ganze Mannschaft dabei, aber ich freue mich für die Jungs. Es ist ihr letztes großes Turnier dieser Altersklasse, und sie haben die Chance, den Titel zu holen. Deutschland ist dafür gut aufgestellt. Ich würde mich freuen, wenn sie mit einer Medaille um den Hals zurückkommen und dadurch noch mehr Motivation haben."

An Motivation mangelt es Preuss bekanntlich nicht, und auch Rudeck ist voller Eifer vor seiner ersten "richtigen" Bundesliga-Saison, nachdem er bei der SG Flensburg-Handewitt nicht über eine Handvoll Spiele herausgekommen und zur Weiterentwicklung an den dänischen Erstligisten Mors-Thy Håndbold ausgeliehen war. Den "Klassenerhalt so früh wie möglich sicherstellen", nennt er als primäres Ziel mit dem BHC, für sich selbst, sich weiterzuentwickeln.

In Björgvin Gustavsson hat er den isländischen Nationaltorwart vor sich, ein erbitterter Kampf um die "Nummer eins" ist aber nicht zu befürchten: "Ich will von Björgi viel lernen", betont Rudeck. "Klar, ich will auch spielen, aber es wird auf keinen Fall einen harten Konkurrenzkampf geben. Er ist Nationaltorhüter, und ich hoffe, dass ich mir viel von ihm abschauen kann." Als Beispiel dafür nennt er Strafwürfe: "Björgi hat eine extrem starke Siebenmeter-Quote. Da habe ich auch noch Luft nach oben." Vielleicht kann der isländische Internationale aber auch etwas vom deutschen Talent lernen: Immerhin gilt Rudeck vor allem bei Würfen von den Außenpositionen als stark - und da wurde das Torwartspiel des BHC in der Vergangenheit immer wieder bemängelt. "Ich habe ja letztes Jahr in Dänemark gespielt, und die skandinavischen Außen sind alle technisch sehr stark. Das hilft bei der Entwicklung", erklärt Rudeck.

Er lächelt dabei ruhig - das passt zu seinem Wesen. Normalerweise gelten Torhüter in Ballsportarten als mindestens ein wenig verrückt, doch seine Freundin Nele bestätigt schmunzelnd, dass das bei ihm nicht der Fall ist. "Es geht nicht Richtung Heinevetter, ich bin eher normal", meint Rudeck in Anlehnung an den Keeper der Füchse Berlin und der deutschen Nationalmannschaft, der gerne polarisiert und arg unkonventionell im Tor agiert. Extrovertiert im Kasten ist auch BHC-Torwart Gustavsson - ein Unterschied zum neuen Mann. "Ich bin eher klassischer unterweg als er", schätzt Rudeck. "Ich denke aber, das ergänzt sich ganz gut. Wenn zwei Mal derselbe Typ im Tor steht, ist das auch einfacher für die Gegner. Wenn dann mal ein anderer Torwarttyp zwischen die Pfosten kommt, müssen sie sich bei ihren Würfen erst einmal umstellen."

Der Keeper freut sich, beim BHC angekommen zu sein. "Das ist eine super nette Mannschaft, die mich echt cool aufgenommen hat", berichtet Rudeck. Ein Aufnahmeritual gab es noch nicht, aber ein Einstandsabend steht aus. Wie man einen guten Einstand haben kann, hat er schon mal im Falle von Sebastian Hinze vorgemacht: "Er ist ein super Trainer - was ich bisher gehört habe", sagte Rudeck auf der Bühne der Sparkasse und fügte mit einem Grinsen an: "Schaun mer mal."

(ame)
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