Lokalsport Frazier ist ein Baseball-Narr für alle Teams

Solingen · Der neue US-amerikanische Trainer startet am Sonntag mit den Solingen Alligators in die Bundesliga-Saison.

In Ron Fraziers Leben lief alles bestens. Der 51-Jährige ist seit 27 Jahren mit seiner Frau Pam verheiratet und hat einen 16-jährigen Sohn. In Newport News wuchs der US-Amerikaner auf und arbeitete an der Christopher Newport Universität 20 Jahre als Baseballtrainer und seit 2010 außerdem als Talentspäher für die Philadelphia Phillies. Jetzt wohnt Ron Frazier in Solingen - Tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt. Er ist der neue Coach des Baseball-Bundesligisten Solingen Alligators. Aber warum?

"Als ich 2013 als Coach am College aufgehört habe, dachte ich, dass ich nur noch als Scout (Talentspäher, Anm. d. Red.) arbeiten möchte. Ich war überzeugt, es ist das, was ich tun will", erläutert Frazier. "Aber mir wurde schnell klar, dass mir das nicht reicht. Ich habe den Wettkampf einfach vermisst und wollte unbedingt zurück ins Trainerdasein." Der Job an der Universität war inzwischen von seinem Nachfolger besetzt, also musste sich der Amerikaner anderweitig umsehen. "Über einen Freund bin ich auf Europa aufmerksam geworden." Da er Baseball liebt, fand Frazier die Idee, den Sport außerhalb der großen Märkte zu fördern, sehr reizvoll. 2014 ging er zu NADA SMM Split und gewann dort die kroatische Meisterschaft. Ein Jahr später war er für Technika Brünn in der Tschechischen Republik tätig, wo er den dritten Rang in der nationalen Liga erreichte.

"Meine Familie steht dabei voll hinter mir", erklärt Frazier. "Auch als Scout war ich oft nicht zu Hause, so dass die Situation generell nicht so neu für uns war. Aber natürlich ist es manchmal nicht so schön. Zum Glück gibt es Skype (ein Online-Kommunikationsprogramm unter anderem mit Video-Telefonie, Anm. d. Red.), das wir täglich nutzen, um in Kontakt zu bleiben." Und so lange wird es nicht dauern, bis der Trainer seine Familie wiedersieht. Ehefrau und Sohn besuchen ihn im Juni in der Klingenstadt.

Abgesehen von der weiten Distanz zu seiner Heimat sieht Frazier keine Nachteile in Europa: "Ich habe mich in Split und Brünn sehr wohl gefühlt und gehe davon aus, dass das in Solingen auch der Fall sein wird." Seit zwei Wochen befindet er sich wieder in Deutschland und hat das Training aufgenommen. "Das Wetter gefällt mir hier gar nicht, aber ansonsten entwickeln sich die Dinge vielversprechend."

Frazier weiß, wovon er spricht. Er hat in seinem Leben ausschließlich mit Baseball sein Geld verdient. Als Spieler brachte er es bis auf das College-Level, wo er an der Christopher Newport Universität aktiv war. "Natürlich war es mein Traum, es nach ganz oben zu schaffen, aber ich wusste, dass es ein Traum bleiben würde", sagt Frazier rückblickend. "Also habe ich mir überlegt, was ich machen muss, um meinem Lieblingssport treu zu bleiben." So begann er 1989 an gleicher Stelle zunächst als Trainer der Werfer, um dann mit Ausnahme einiger Jahre als High-School-Coach mehr Verantwortung zu bekommen und bis 2013 zu bleiben.

In Europa ticken die Baseball-Uhren freilich etwas anders. "Am College haben wir fast täglich gespielt. Hier beschränken sich die Spieltage auf die Wochenenden. Das macht es etwas entspannter." Frazier sieht das Positive. Bei den Alligators sieht sich der Baseball-Narr nicht nur als Trainer der Bundesliga-Mannschaft: "Ich möchte ein Coach der Coaches sein. Ich beobachte das Training im Nachwuchs und gebe auch gerne Tipps. Da sind auch einige junge Leute dabei, die richtig Talent haben." Um sie zu verbessern, möchte Frazier gemeinsame Einheiten mit der Bundesliga-Mannschaft veranstalten.

Wie lange Frazier bei den Alligators bleiben wird, ist noch offen. "Aber wenn es passt, spricht nichts dagegen, dass ich nächstes Jahr wiederkomme." Aufhören wird der Coach ganz sicher nicht. "Ich werde auch in zehn Jahren noch im Baseball tätig sein. Das will ich. Das weiß ich sicher."

(trd)
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