Leichtathletik Hundeborn trotzt den Widrigkeiten

Solingen · Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Jena kämpft die SLC-Athletin wie Klubkamerad Sam Auer um Platzierungen.

Zu den Deutschen Jugendmeisterschaften in Jena waren Sam Auer und Inga Hundeborn vom Solinger LC aufgurnd von Widrigkeiten in der Vorbereitung eher mit gedrosselten Erwartungen gefahren. Doch das Duo zeigte im Ernst-Abbe-Stadion, dass es dazu eigentlich keinen Grund gab, denn beide Athleten stellten ihre Trainer mit ihren Leistungen zufrieden.

Bei Auer machte sich im 200-Meter-Lauf der männlichen Jugend unter 20 Jahren (U 20) bemerkbar, dass ihn erst eine Sprunggelenksverletzung im Wintertraining gehindert hatte, und dass auch der Stress des Abiturs und die verdiente Entspannung eines vierwöchigen Urlaubes nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren: Dass er dem letztjährigen Dritten der Deutschen Meisterschaften, Manuel Eitel aus Ulm, im zweiten Vorlauf den Vortritt lassen musste, war noch erwartet worden, doch dass er dann in 21,94 Sekunden hinter Carlo Weckelmann aus Wattenscheid lediglich als Dritter ins Ziel kam, zeigte doch, dass er nicht in Top-Form angereist war.

Durch diese Platzierung musste Auer bis nach dem letzten Vorlauf um seinen Einzug ins A-Finale zittern - bis feststand, dass er es als Gesamt-Achter erreicht hatte. Im Endlauf musste er auf der ungeliebten Bahn 1 ran und kam bei Gegenwind von einem Meter pro Sekunde in 22,17 Sekunden als Achter ins Ziel. Aufgrund der suboptimalen Vorbereitungen zeigten sich er und sein Trainer Detlef Steigerwald aber zufrieden. "Jetzt beenden wir die Saison und greifen nächstes Jahr wieder an. Sam wird dann deutlich schneller sein", versprach Steigerwald.

Inga Hundeborn wiederum muss sich derzeit auf einen veränderten Tagesablauf einstellen: Für ihr Medizinstudium absolviert die Leichtathletin gerade ein Pflegepraktikum im städtischen Klinikum Solingen. Sportlich hatten sie in der Vorbereitung und bei Wettkämpfen zuletzt immer wieder asthmatische Beschwerden zurückgeworfen, und diese machten sich auch vor ihrem Start in Jena wieder bemerkbar. Da es zudem noch sehr warm war und das Rennen über die 3000 Meter der weiblichen U 20 ausgerechnet zur Mittagshitze mit Temperaturen jenseits der 30 Grad startete, waren die Bedingungen alles andere als läuferfreundlich. Da das Stadion keinerlei Schatten bot, sprach Hundeborns Trainer Volker Treppel von einer "zusätzlichen brutalen Herausforderung".

Das hochkarätig besetzte Feld der Athletinnen, in dem in Franziska Reng aus Regensburg und Sarah Kistner aus Kronsberg auch zwei Starterinnen der U 20-Europameisterschaften vertreten waren, wurde von der neuen deutschen Laufhoffnung Alina Reh aus Erbach angeführt. Und die Doppel-Europameisterin der U 20, die unlängst ihren ersten Titel bei den Deutschen Meisterschaften der Frauen über 5000 Meter erlaufen hat, hielt das Tempo in Jena von Beginn an hoch. So wurde das Feld schon früh auseinandergerissen, und Hundeborn fand sich im zweiten Verfolgerfeld wieder. Am Ende kam sie nach 10:02,38 Minuten als Siebte ins Ziel.

Eine Platzierung unter den besten acht deutschen 3000-Meter-Läuferinnen stellte aber ob der widrigen Umstände sie und ihren Trainer noch zufrieden. Treppel betonte dann auch, dass die Erwartungshaltung aus dem Umfeld nach der Bronzemedaille im Vorjahr auf erneutes Edelmetall überzogen gewesen sei, da Hundeborn aufgrund der inzwischen bekannten gesundheitlichen Probleme ihr volles Leistungsvermögen nicht abrufen könne. Immerhin trotzte die Athletin den äußeren Bedingungen, die bei anderen Läuferinnen zu einem "mentalen Zusammenbruch" hätten führen können, nach dem sie sich nur "auf das Ankommen" konzentrieren würden, wie Treppel beschrieb. Der Trainer konnte die kämpferische Einstellung seines Schützlings, der "alles abrief, was an diesem Tag machbar war", gar nicht "hoch genug einschätzen".

Treppel merkte dann noch an, dass Hundeborns siebter Platz in Jena "die Vollendung einer mit Abstand einmaligen Bilanz einer Solinger Jugend-Leichtathletin" gewesen sei: "In den vier Jahren ihrer Zugehörigkeit zu den Jugendklassen U 18 und U 20 brachte Inga in allen Jahren Spitzenplatzierungen zwischen Rang drei und sieben von den Deutschen Meisterschaften mit nach Hause. So etwas schaffte keine andere Solinger Jugendliche je zuvor bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, die es immerhin schon seit 1937 gibt", erklärte Treppel.

Die Erfolgsbilanz der SLC-Athleten könnte am kommenden Wochenende ausgebaut werden: In Köln gehen Maximilian Kremser über 300 Meter und Tim Schreckenberg über 800 Meter bei den Deutschen Meisterschaften der U 16 an den Start. "Angesichts der großen Leistungsdichte in den Teilnehmerfeldern, die Maximilian auf Platz sechs und Tim auf Platz 15 der Meldeliste ausweisen, wird dort Vieles möglich sein - im Idealfall erneut Finalplatzierungen", hofft Treppel.

(RP)
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