Handball In der Handballwelt zu Hause

Dolmetscher, Spielerberater, Verbandspräsident – das sind nur drei der vielen Betätigungsfelder in der Handball-Karriere des Solingers Dr. Gerd Butzeck. Gegenwärtig vertritt Butzeck die GCH, die Vereinigung der 17 größten Handballclubs Europas.

Christian Schwarzer, Talant Dushebajev und Andrej Lavrov sind Weltstars der Handballszene. Neben sportlichen Erfolgen eint sie die Tatsache, von Gerd Butzeck – aktuell Geschäftsführer der Group Club Handball (GCH) – beraten worden zu sein. Eigeninitiative und der Umstand, vor über 25 Jahren zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, beförderten die außergewöhnliche Karriere des promovierten Mathematikers. Ein Abend im Jahr 1982 markierte den unverhofften Startschuss einer Handball-Laufbahn, in der Butzeck viele verschiedene einflussreiche Positionen bekleidete. An diesem Abend feierte die Nationalmannschaft der Sowjetunion ihren Weltmeistertitel im Hotel Intercontinental – hinter verschlossenen Türen. Als Kreisläufer Alexander Rymanov kurz den Festsaal verließ, ergriff der Solinger sofort die Initiative, sprach ihn auf Russisch an und spendierte der Mannschaft eine Flasche Wodka. Später wurden die Telefonnummern ausgetauscht. Der Eintritt in die internationale Handballszene war geschafft. In den Folgejahren trieb Butzeck seine Karriere als Schiedsrichter auf nationaler Ebene voran, schaffte 1985 als erst 26-Jähriger den Sprung in die Bundesliga und begleitete parallel die Mannschaft der Sowjetunion als Dolmetscher und Manager auf Reisen durch die Bundesrepublik. 1987 war dann Schluss mit dem Pfeifen. "Nach Ende des Studiums unterbreitete mir Frank Birkefeld – Geschäftsführer des Deutschen Handball-Bundes – ein Angebot." Verbunden mit dem Abstieg Deutschlands in die bedeutungslose C-Gruppe, stellte das Innenministerium aber die Förderung für den Handball ein. "Und da war dann kein Geld mehr für die mir angebotene Stelle da."

Der aufstrebende Bundesligist TSV Milbertshofen und sein Vorsitzender Ulrich Backeshoff waren aber auf der Suche nach einem Manager. "Eigentlich sollte das Birkefeld werden. Aber der hatte vielleicht ein schlechtes Gewissen und hat mich dann empfohlen", erklärt der 50-jährige Butzek, der so der erste hauptamtliche Manager der Handball-Bundesliga wurde. "Wegen meiner guten Kontakte in die Sowjetunion war das dann auch der erste Verein, der russische Spieler verpflichtete."

Nach nur zwei Jahren zog es Butzeck nach Hattingen, da seine Ehefrau in München keine Stelle als Ärztin gefunden hatte. Der Solinger machte sich als Spielerberater selbstständig, vermittelte neben internationalen Stars wie Kyun-Shin Yoon (nach Gummersbach), unter anderem Boris Kogut zum damaligen Oberligisten Sportring Höhscheid. "Weil kein Geld mehr da war, wollten die guten Spieler aus dem Osten in den Westen. Das war damals ein riesiger Markt." Bis 1992 fungierte Butzeck neben seinen Unternehmen weiter als Manager der – nun – russischen Nationalmannschaft. "Aber irgendwann habe ich erkannt, dass die Sponsorengelder nicht da ankamen, wo sie es sollten", begründet Butzeck seinen Wechsel zum Weißrussischen Handballverband.

In seiner Eigenschaft als Delegierter der European Handball-Federation (EHF) begleitete Butzeck über 100 internationale Spiele bei Europameisterschaften und Europapokal-Partien. Zudem wurde er in mehrere Kommissionen des Kontinentalverbandes berufen.

Passionierter Golfer

Seit 2006 vertritt Butzeck nun die 19 mächtigsten Vereine Europas. Aus der Bundesliga sind dies der THW Kiel, HSV Hamburg, SC Magdeburg, die SG Flensburg, der TBV Lemgo und seit kurzem die Rhein Neckar Löwen. Der passionierte Golfer kämpft an der Spitze der GCH für mehr Rechte der Vereine gegenüber der EHF. Ein Streitpunkt ist, dass die Internationalen Verbände aus den Einnahmen von Welt- und Europameisterschaften Gebühren an die Vereine zahlen, die Nationalspieler abstellen.

Butzecks Wort hat Gewicht und seine Kontakte in die Klingenstadt sind nie abgebrochen: "Wenn der internationale Handball einmal ruht, komme ich immer wieder gerne zurück, um mich hier mit alten Weggefährten zu treffen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort