Tennis Kretschmer sieht nur noch Finalspiele

Solingen · Der Solinger TC verliert in der 2. Tennis-Bundesliga zu Hause 1:8 gegen Berlin. Der Kampf um den Klassenerhalt ist eng.

Das nominelle Topspiel gestern zwischen der Nummer eins des Solinger TC, Johann Willems, und der zwei des TC Blau-Weiss Berlin, Mijan Zekic, dauerte insgesamt nicht einmal so lange, wie der zweite Satz in der Partie zwischen Gero Kretschmer und Bastian Wagner. Während Willems im Heimspiel der 2. Tennis-Bundesliga ziemlich schnell mit 0:6, 0:6 unterging, duellierten sich die Kontrahenten auf dem mittleren Sandplatzplatz am Widdert auf höchstem Niveau.

Zwar hatte der Solinger den ersten Satz mit 6:0 gewonnen, doch der zweite war nicht nur eng, sondern auch mitreißend und mehr als anspruchsvoll. Ein Beispiel: Im dritten Spiel des zweiten Satzes schlug Kretschmer nach einem Lob seines Gegners den Ball mit dem Rücken zum Netz durch die Beine wieder ins Feld - dafür gab es Szenenraunen und anschließenden Applaus auf der gut gefüllten Anlage. Und auch wenn der ein oder andere Schlag mal missglückte - beide Kontrahenten schenkten sich nichts. Was der 21-jährige Wagner an Bällen zurückbrachte, war schon bemerkenswert.

Und obwohl Kretschmer das duckvollere Spiel aufzog, blieb es so hauchdünn. Etwa beim Stand von 5:6 aus Sicht des Solingers, der bei eigenem Aufschlag und Vorteil vermeintlich den Punkt zum 6:6 gemacht hatte, der Schiedsrichter den Ball aber "aus" gab. Wagner gab an, den Abdruck nicht erkennen zu können, der vom Stuhl heruntergestiegene Unparteiische war sich auch zunächst nicht sicher, gab den Ball dann aber zugunsten des STC-Spielers, woraufhin der Berliner eine Wiederholung des Punktes wünschte und erhielt. "Du willst eine Wiederholung?", fragte Kretschmer ungläubig. "Okay. . ." Mit Wut im Bauch servierte er hart und machte das überfällige 6:6.

Auch im anschließenden Tie-Break ging es hin und her, doch der Solinger bewies am Ende das bessere Händchen und die stärkeren Nerven, so dass er den 6:0, 7:6 (7:5)-Sieg lautstark bejubeln durfte. Es war indes das einzige freudige Erlebnis des STC gestern, denn die Widderter verloren alle anderen Matches, und so war die Partie schon nach den Einzeln entschieden. Letztlich siegten die Berliner 8:1 (5:1).

Kretschmer, der mit seinem eigenen Spiel "eigentlich glücklich" war, weil es "ein sehr, sehr schwieriges Match war, wo sich beide nichts geschenkt haben", musste auch eingestehen: "Das ist auch schwer, wenn du von links und rechts von den anderen Plätzen dauernd ,Spiel, Satz und Sieg Berlin' hörst. Du willst natürlich, dass das Team gewinnt, und dann geht der Kopf ein wenig runter. Aber mein Anspruch an mich ist extrem hoch - also spiele ich dann für die Statistik. Ich will so viele Spiele wie möglich gewinnen."

Das alleine wird allerdings nicht für den STC, der bisher erst einmal in dieser Saison gewinnen konnte, für den Klassenerhalt reichen. Ein Erfolg über Berlin wäre dafür Gold wert gewesen. "Ich hatte mir da schon etwas mehr erhofft. Nicht, dass wir Favorit gewesen wären, aber ich dachte, wir hätten eine große Außenseiterchance", sagte Kretschmer bedauernd und fügte mit Blick auf das mit einem Altersdurchschnitt von 23,85 Jahren jüngste Team der Liga an: "Es ist so, dass wir vom Papier her die schlechteste Mannschaft der Liga sind. Das wussten wir vorher. Die junge Mannschaft muss Lehrgeld zahlen." Aufgeben gehört natürlich nicht zu seinen Optionen: "Um sicher zu sein, sollten wir noch zwei Spiele gewinnen, um Glück haben zu können, eines. Jetzt zählt jeder Spieltag, jeder ist ein Finale. Mit einem Sieg kommen wir nicht durch." Nächste Chance: Morgen (13 Uhr, Widdert) gegen den TV Espelkamp-Mittwald.

(ame)
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