Fechten Lektionen für Tim Kuchalski

Fechten · Als der Solinger Degenfechter vor fünf Jahren zu Bayer Leverkusen gewechselt war, hätte Tim Kuchalski nicht gedacht, dass er einmal zurückkommen würde. Beim Wald-Merscheider TV will der 17-Jährige in seinem zweiten Junioren-Jahr wieder international angreifen.

Tim Kuchalski war sich sicher, dass die Nominierung für die Europa- und Weltmeisterschaft nur Formsache sein würde. Souverän führte der 17-jährige Degenfechter Ende des Jahres die Junioren-Rangliste an, nachdem er die Deutsche Meisterschaft gewonnen hatte. Letztendlich aber fanden die internationalen Titelkämpfe in Porec (Kroatien) und zuletzt in Moskau ohne den Solinger statt. Der Bundestrainer ließ Tim Kuchalski unberücksichtigt, weil dieser bei den Weltcup-Turnieren seine nationalen Ergebnisse nicht hatte bestätigen können.

Die anfängliche Enttäuschung ist gewichen, im ersten Junioren-Jahr das große Ziel verpasst zu haben. Stattdessen zeigt sich Tim Kuchalski einsichtig: "Ich war mir zu sicher gewesen, weil normalerweise immer die ersten Drei der Rangliste zur EM und WM fahren." Kuchalski hätte es besser wissen müssen, schließlich hatte er selbst schon einmal von einer Sonderregelung profitiert, als er vor einem Jahr noch als A-Jugendlicher aufgrund seiner guten Form einen Startplatz bei der Junioren-WM am Toten Meer bekommen hatte.

In Italien, Schweden, Rumänien und der Schweiz schied Kuchalski bei den entscheidenden Weltcups jeweils früh aus, "weil ich nicht in der Lage gewesen war, in den knappen Gefechten aktiv zu agieren".

Die ausgebliebene Nominierung nahm Tim Kuchalski zum Anlass, vieles zu überdenken. Schon vor einem Jahr hatte der Zwölftklässler der Friedrich-Albert-Lange-Schule darüber nachgedacht, nicht mehr bei Bayer Leverkusen zu trainieren. Den ungewöhnlichen Schritt, den Leistungsstützpunkt zu verlassen und zu einem kleineren Verein zu wechseln, hat er jedoch erst in den vergangenen Wochen in die Wege geleitet. "Die meisten behaupten, dass es damit nur schlechter werden kann."

Kuchalski aber habe das Gefühl gehabt, dass es weiter bergab gehe, wenn sich nichts ändern würde. Also trainiert der FALS-Schüler jetzt dort, wo er in einem Jahr auch sein Abitur macht.

Bis Saisonende startet Tim Kuchalski noch offiziell für Bayer Leverkusen, so auch jetzt am Wochenende bei der Deutschen Meisterschaft der Aktiven in Tauberbischofsheim. Seine täglichen Lektionen bekommt Tim Kuchalski jedoch schon von Hakan Uludüz beim Wald-Merscheider TV immer nach Schulschluss. Eine Stunde lang konzentriert sich der Coach ganz auf die Aktionen und Fehler seines ehrgeizigen Schützlings. Nach dem Mittagessen und den Hausaufgaben wird abends in der Gruppe unter anderen mit Falk Spautz und Raphael Steinberger ein weiteres Mal trainiert.

Der Vereinswechsel und die damit verbundenen kurzen Wege scheinen dem 17-Jährigen gut zu tun. Auch was seine schulischen Leistungen betrifft. "Irgendwann kapiert's jeder", sagt Kuchalski, der offen zugibt, dass er nicht der fleißigste Schüler sei. "Ich werde hart an mir arbeiten." Tim Kuchalski ist sich sicher, dass er in der neuen Saison nicht noch einmal die Europa- und Weltmeisterschaft verpassen wird.

(RP/rl)
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