Lokalsport Löwen waren in allen Belangen unterlegen

Solingen · Das Debakel deutete sich früh an: Mit 27:40 (12:20) unterliegt Handball-Erstligist Bergischer HC bei der SG Flensburg-Handewitt.

 Symbolisch: Benjamin Meschke und der Bergische HC gingen beim Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt völlig unter.

Symbolisch: Benjamin Meschke und der Bergische HC gingen beim Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt völlig unter.

Foto: Sascha Klahn

Es war eines dieser Handball-Spiele, die Rätsel aufgegeben. Arnor Gunnarsson beispielsweise konnte sich nicht erklären, warum der Bergische HC gestern Nachmittag sang- und klanglos an der Flensburger Förde untergegangen ist. "Wir haben die ganze Woche darauf hingearbeitet, hier mutig auftreten zu wollen. Ich habe keine Ahnung, warum wir das nicht gemacht haben", erklärte der Isländer nach der 27:40 (12:22)-Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt. "Wenn wir mental nicht zu hundert Prozent da sind, können wir in dieser Liga nichts reißen."

Beide bisherigen Erstliga-Ausflüge in den hohen Norden hatten für die Bergischen jeweils ein ähnliches Debakel bedeutet. Wie zuletzt bei der 15:34-Schlappe im März diesen Jahres waren die Löwen dem Champions-League-Sieger auch gestern nur in den ersten zehn Minuten ebenbürtig - zumindest vom Ergebnis her. Als Kristian Nippes nämlich aus dem Rückraum zum 4:6 vollendete, war schon längst offensichtlich, dass er und seine Teamkollegen eine Klasse schlechter waren.

Nach Meinung von Sebastian Hinze hatte das auch etwas mit der ersten Entscheidung der Schiedsrichter zu tun. Im ersten Angriff gönnten Nils Blümel und Jörg Loppaschewski den Flensburgern nicht das traditionelle Abtasten und haben extrem früh den Arm zum Zeitspiel. "Für uns hat das nur Stress bedeutet, weil natürlich das Publikum und die gegnerische Seite sofort auch Zeitspiel gefordert haben." Als Folge dessen sah der BHC-Trainer ein eigenes Team, das zu ängstlich agierte. "Ich habe gedacht, dass wir in diesem Punkt weiter wären."

Die früh spürbare Verunsicherung hat sich nicht nur in der Offensive bemerkbar gemacht. Gleiches galt für die Abwehrarbeit, die merklich zurückhaltender erledigt wurde als noch zuletzt beim Derby-Sieg gegen den VfL Gummersbach. "Ohne eine einzige Zeitstrafe in die Kabine zu gehen, ist der Beleg dafür, dass wir keinen Zugriff bekommen haben." Sebastian Hinze hat mehrfach versucht, mit einer Umstellung in der Abwehr etwas zu bewirken. "Wenn wir jedoch nicht beweglich sind, können wir decken wie wir wollen." Bei aller Kritik am eigenen Auftritt gab es dann doch eine plausible Erklärung für das deutliche Endresultat: die Leistung des Gegners. "Die Flensburger waren in allen Teilen, die ein Handballspiel ausmachen, eine Klasse besser als wir", gab Sebastian Hinze zu.

Während der Löwen-Trainer von einem "bitteren Nachmittag" sprach, konnte es sich Lubomir Vranjes bei seiner Spiel-Analyse erlauben, nicht ins Detail gehen zu müssen. "Wenn man einen solchen Tag erwischt, ist es für jeden Gegner schwer." Dabei hatte der Coach der SG Flensburg-Handewitt größte Bedenken gehabt, wie sich seine Mannschaft nur drei Tage nach dem Champions- League-Spiel bei Besiktas Ankara präsentieren würde. "Ich muss sagen: Die Mannschaft hat Charakter. Jeder Einzelne hat sich trotz der Strapazen voll reingehängt und überragend gespielt."

Trösten konnte das die Verlierer nicht. "Eine Niederlage mit 13 Treffern Differenz ist zu viel für uns", resümierte Arnor Gunnarsson. Das habe mit den gewachsenen Ansprüchen zu tun. "Schließlich wollen wir in dieser Liga etwas reißen." Gestern war der Bergische HC jedenfalls - nach dem Auswärtsspiel in Berlin zum zweiten Mal in dieser Spielzeit - absolut chancenlos. "Zum Glück hat uns so ein Spiel so früh in der Saison erwischt." Sebastian Hinze rätselt nur, warum das in einer eigentlichen guten Phase passiert ist.

(gra)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort