Fußball Michna ist bei der Eintracht angekommen

Solingen · Die 17-Jährige hat sich bei den Regionalliga-Fußballerinnen durchgesetzt. Sie ist technisch stark - aber auch tollpatschig.

Am Anfang habe sie schon Bedenken gehabt, sagt Klaudia Michna. Dann stoppt die Fußballerin von Eintracht Solingen, überlegt kurz, um dann zu ergänzen: "Nein, eigentlich hatte ich sogar ein bisschen Angst vor dem ersten Training." Angst davor, im Regionalliga-Team nicht mithalten zu können. Denn die 17-Jährige kam gerade aus der U 17 des TSV Aufderhöhe, mit der sie in der Niederrheinliga gespielt hatte, und wagte direkt den Wechsel in die Dritte Liga. "Obwohl sich meine Mitspielerinnen beim TSV anders entschieden haben, stand für mich fest, dass ich bei Solingens bester Frauenmannschaft spielen möchte", sagt die Schülerin.

Schon in der ersten Trainingseinheit im vergangenen Sommer zeigte sich, dass die Angst völlig unbegründet war: "Ich bin sehr gut aufgenommen worden und hatte keinerlei Probleme." Und sie hat sich schnell daran gewöhnt, dass in Deutschlands dritthöchster Spielklasse im Vergleich zur Niederrheinliga mehr Kondition, Kraft und Schnelligkeit gefragt sind. "Die Taktik ist ebenfalls anspruchsvoller", sagt die Offensivspielerin, die nur etwa sieben Gehminuten vom Platz an der Zietenstraße entfernt wohnt.

Und der mutige Schritt hat sich gelohnt. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Michna hat in bislang 14 Saisonspielen sechs Mal in der Startelf gestanden - und ist damit die jüngste Eintracht-Spielerin, die je in der Regionalliga von Beginn an spielte. Fünf Mal wurde sie zudem eingewechselt. Bislang hat sie zwei Tore erzielt. Das erste direkt in ihrem ersten Spiel gegen Heike Rheine Ende August 2014. Das zweite folgte am Sonntag - im Rückspiel gegen den gleichen Gegner. Ein abgefälschter Schuss von Nicole Päpke landete genau vor ihren Füßen - und Michna vollstreckte eiskalt zum 1:0. Am Ende hieß es 2:2. Richtig zufrieden war die Torschützin damit nicht: "Wir haben einfach nicht das abgeliefert, was wir im Training zeigen." Trotz der Punkteteilung gegen den direkten Abstiegskonkurrenten ist sie sicher, dass die Eintracht am Ende den Klassenerhalt packt.

Und da möchte sie kräftig mithelfen. "In der Hinrunde haben mich immer wieder muskuläre Probleme im Oberschenkel zurückgeworfen." Zudem hatte das Nachwuchstalent sehr viel Konkurrenz in der Offensivabteilung. Jetzt ist der Platz auf ihrer Lieblingsposition - der rechten Außenbahn im Mittelfeld - frei geworden, weil Larah Ludwig aufgrund ihres Studiums in Bochum den Verein verlassen hat. Diese Chance will Michna nutzen: "Ich werde alles geben, um häufiger zu spielen und versuchen, mehr Tore zu machen." Und dafür gibt sie alles.

Das wissen auch ihre Mitspielerinnen. "Sie ist sehr ehrgeizig, trainiert auch noch nebenbei", sagt Innenverteidigerin Ann-Kathrin Hadamek. "Sie ist richtig diszipliniert. Außerdem hat sie Talent, ist sauschnell, technisch stark, torgefährlich und eine gute Fußballerin, die sehr wichtig ist für die Eintracht", ergänzt Nuccia Di Nisi. Die 27-Jährige gehört zu den wenigen Spielerinnen im Kader, die bereits in der 2. Bundesliga gespielt haben. Zu ihr und zu Jennifer Ninaus, die als einzige auch in der Ersten Liga gekickt hat, schaut Michna besonders auf. "Von den beiden schaue ich mir einiges ab und versuche, die Tipps, die sie mir geben, umzusetzen."

Als Leichtgewicht ist die 17-Jährige auf dem Platz schnell und wendig, manchmal fehlt es ihr aber noch am körperlichen Durchsetzungsvermögen. Trotzdem ist sie immer mit vollem Einsatz dabei, was sich vor allem nach den Spielen an ihren Knien zeigt. "Klaudia ist echt eine Kampfsau. Sie geht auch dahin, wo es wehtut", sagt Hadamek, die ebenfalls auf dem Platz nicht zurückzieht. Kapitänin Andrea Rohrbach-Kerl ergänzt: "Sie hat viel Talent, ist sehr athletisch und hat eine tolle Technik. Auch abseits des Platzes passt sie sehr gut zu uns, ist supernett und hat sogar schon die Strafenkasse übernommen."

Über eines müssen ihre Mitspielerinnen aber wirklich sehr oft lachen: "Sie ist einfach tollpatschig", sagt Hadamek. "Egal wo wir sind, sie rutscht immer aus oder stolpert über irgendetwas." Sei es ein Hütchen auf dem Fußballplatz oder eine Treppenstufe - "sie fällt wirklich immer", bestätigt auch die Spielführerin. "Das hat sich echt zu einem Running Gag entwickelt." Egal ob auf dem Platz oder daneben - die 17-Jährige ist angekommen bei der Eintracht, und ihre anfänglichen Bedenken haben sich in keiner Weise bestätigt.

(sbi)
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