Football Mit Play-Action die Defense ausgetrickst

Solingen · Zum American Football finden europäische Sportfans leichter Zugang als zum Baseball. Trotzdem ist die Kenntnis der Regeln beim Besuch eines Spiels der Solingen Paladins im Walder Stadion von Vorteil. Eine kleine Einführung.

 Tim Rüttgers koordiniert bei den Solingen Paladins die Defensive.

Tim Rüttgers koordiniert bei den Solingen Paladins die Defensive.

Foto: Köhlen, Stephan

Wenn die Paladins eines ihrer Heimspiele in der Football-Oberliga austragen, setzt der Verein nicht nur auf Fans des amerikanischen Volkssports. Die Solinger hoffen auch Zuschauer ins Walder Stadion zu locken, die Lust haben, eine gute Show geliefert zu bekommen. Deswegen gibt sich Stadionsprecher Rick Schneider besonders Mühe, seine Ansagen für alle verständlich zu gestalten. Zwar sind die Basisregeln auch im Stadionheft "Palazin" abgedruckt, aber nicht selten muss er auch die eine oder andere Regel erklären, um Klarheit zu schaffen.

Etwas Grundverständnis wird allerdings vorausgesetzt - in der Hoffnung, jeder sei zumindest ein Mal in seinem Leben auf einer Super Bowl-Party gewesen. Deshalb hier das Rezept zum Mitreden. Grundsätzlich befindet sich im Football stets eine Mannschaft im Ballbesitz, während die andere ihre Defensive auf das Feld schickt. Die Offensive hat nun vier Versuche zur Verfügung, sogenannte Downs, um zehn Yards Raumgewinn auf dem hundert Yards langen Spielfeld zurückzulegen. Ein Yard entspricht etwa 91 Zentimentern. Bei jedem Down erhält der Quarterback der angreifenden Mannschaft den Ball. Der Schlüsselspieler hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder er wirft den Ball nach vorne zu einem Passempfänger, dem Wide Receiver, oder gibt ihn weiter an seinen Runningback, der versucht mit dem Spielgerät im Arm an der Defensive vorbeizukommen und möglichst weit nach vorne zu laufen.

Überwindet die angreifende Mannschaft mindestens zehn Yards mit vier Versuchen, erhält sie vier neue. Scheitert sie, erhält der Gegner den Ball und das Angriffsrecht wechselt. Das ultimative Ziel ist es freilich, den Ball in die Endzone, also den Bereich hinter dem hundert Yards langen Spielfeld, zu bringen und einen Touchdown zu erzielen - klar das kennt jeder.

Nun sind der Kreativität in der Offensive kaum Grenzen gesetzt. Freilich gilt es stets, die Defensive auf dem falschen Fuß zu erwischen. Ein beliebter Trickspielzug ist beispielsweise die sogenannte Play-Action. Dabei handelt es sich um einen angetäuschten Laufspielzug, der in einem Pass endet. Der Quarterback täuscht die Übergabe an seinen Runningback vor, trickst die Abwehr damit aus und verschafft sich Zeit für einen Pass. In der National Football League (NFL), der stärksten Liga der Welt, ist Play-Action ein beliebtes Mittel. "Bei uns passiert es etwas seltener", sagt Jens Merten aus dem Paladins-Vorstand. "Es soll ja eine echte Überraschung bleiben."

Nicht selten bleibt die Defense Sieger und stoppt die Angreifer in ihren ersten drei Versuchen. Nun taktiert die Offensive oft und entscheidet sich, beim vierten Versuch nicht mehr die zehn Yards zu überwinden, sondern den Ball weit über das Spielfeld zu treten. Mit diesem Punt gibt sie das Spielgerät zwar freiwillig ab, zwingt den Gegner aber in eine schlechtere Feldposition, so dass der danach einen längeren Weg bis zur Endzone hat. Der Punt ist also ein taktisches Mittel.

Schafft es eine Mannschaft in die Endzone, hat sie einen Touchdown erzielt und damit das größte Ziel erreicht. Sechs Punkte gibt es dafür. Nun entstehen erneut zwei Optionen. Bevor der Gegner in Ballbesitz kommt, kann die Mannschaft einen oder zwei Extrapunkte markieren. Zwei erhält sie für eine erfolgreiche Conversion, also einen weiteren Touchdown gleich im nächsten Spielzug. Einen gibt es für einen Point after Touchdown (PAT). Dabei handelt es sich um einen erfolgreichen Tritt zwischen die Torpfosten, die in etwa drei Meter Höhe etwas mehr als fünf Meter auseinanderstehen.

Ein solcher Tritt ist im Übrigen auch während des Spiels zu jedem Zeitpunkt möglich. Dann heißt die Aktion Field Goal und bringt dem angreifenden Team drei Zähler ein.

(trd)
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