Lokalsport Schachgesellschaft greift nach dem Titel

Solingen · Weil die OSG Baden-Baden verlor, während die SG Solingen gewann, lebt der Traum von der Deutschen Meisterschaft.

 Chanda Sandipan gewann genau wie Pentala Harikrishna, Jan Smeets, Predrag Nikolic und Artur Jussupow beide Partien für die SG Solingen.

Chanda Sandipan gewann genau wie Pentala Harikrishna, Jan Smeets, Predrag Nikolic und Artur Jussupow beide Partien für die SG Solingen.

Foto: Köhlen (Archiv)

Herbert Scheidt hatte es vorausgeahnt. Umso begeisterter war der Mannschaftsführer der SG Solingen, als er die Aufstellung des SV Werder Bremen gegen die OSG Baden-Baden sah. "Die Bremer sind tatsächlich sehr stark angetreten. Da wuchs unsere Hoffnung, dass Baden-Baden patzen könnte." Zehn Mal in Folge ist die OSG Deutscher Meister geworden, doch in dieser Saison haben die Solinger angegriffen. Punktgleich hatten beide Mannschaften vor dem Spieltag an der Tabellenspitze der Schach-Bundesliga gestanden.

Während die SG Solingen in Dortmund gegen den SV Mülheim Nord antrat, schielten alle immer wieder nach Emsdetten, wo Baden-Baden auf Bremen traf. Und tatsächlich, die Nordlichter standen gut gegen den Abonnement-Meister. Ein Sieg deutete sich an. "Ganz kurz hatte ich Sorge, dass wir verlieren könnten. Wir standen nicht immer in allen Partien vielversprechend", sagte Scheidt. Doch seine Mannschaft, die ohne Richard Rapport und Robin van Kampen auskommen musste, hatte letztlich doch alles im Griff. Vor allem Pentala Harikrishna agierte am Spitzenbrett ein weiteres Mal überragend. Der Inder setzte seinen russischen Kontrahenten Pavel Tregubov matt und verbesserte seine Saisonbilanz auf sechs Siege und drei Remis, womit er mannschaftsintern vorne liegt.

Jan Smeets, Chanda Sandipan, Predrag Nikolic und Artur Jussupow gewannen ebenfalls. Nur Dr. Florian Handke verlor am achten Brett gegen Mihail Saltaev. "Besonders gut gefallen hat mir auch Alexander Naumann", sagte der Teamchef. "Er stand zwischendurch überhaupt nicht gut, hat sich aber zurückgekämpft und das Remis geschafft."

Letztlich siegten die Solinger doch noch nahezu ungefährdet mit 6:2. Und Baden-Baden? Die patzten tatsächlich. Keinen einzigen Sieg schaffte der amtierende Meister gegen die Bremer. Sechs Remis standen zwei Niederlagen an den unteren Brettern gegenüber. Diese 3:5-Pleite könnte die SG Solingen zum neuen Deutschen Meister gemacht haben.

Denn tags zuvor hatten sich die Klingenstädter ebenfalls keine Blöße gegeben. Gegen den abstiegsbedrohten SC Hansa Dortmund gewann die Truppe 7:1. Sechs Siege und zwei Remis sprachen deutlich für die Gäste. "Die Dortmunder traten nicht besonders gut aufgestellt an, hatten am Spitzenbrett aber mit Alexander Donchenko ein ganz großes Talent", sagte Scheidt. Für den 17-jährigen Großmeister war Harikrishna aber doch noch eine Nummer zu groß.

Vier Spieltage vor Schluss steht die SG Solingen damit alleine an der Bundesliga-Spitze. "Das ist ein Ding, was? Jetzt müssen wir den Titel nur noch einsacken." Scheidt weiß, dass die letzten vier Partien keine Selbstläufer sein werden. Doch die ganz großen Brocken hat die Schachgesellschaft schon beiseite geräumt. Mit vier weiteren Erfolgen, oder drei Siegen und einem Remis, wäre die Mannschaft zum ersten Mal seit 1997 wieder Deutscher Meister. Für Scheidt ist das eine Herzensangelegenheit. Der 71-Jährige war auch damals schon Mannschaftsführer. "Es ist ein Traum von mir. Wir wollen das jetzt unbedingt schaffen." Deshalb verspricht Scheidt, auch im Saisonendspurt weiterhin mit seinen besten Leuten anzutreten.

Ob der eigentliche Spitzenspieler des Teams, Anish Giri, überhaupt mal dabei sein wird, ist völlig offen. "Umso begeisterter bin ich, dass wir das bisher ohne ihn geschafft haben", sagt der Solinger. Am 24. April könnte es soweit sein. Dann empfängt die SG in der Solinger Sparkasse den abstiegsbedrohten SV Griesheim zum letzten Spiel der Saison. "Danach wollen wir zum elften Mal Deutscher Meister sein."

(trd)
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