Lokalsport So ist die Abwehr des BHC untauglich

Solingen · Bei der 28:40-Klatsche bei der MT Melsungen bleibt der Handball-Bundesligist vieles schuldig - auch Trainer Hinze.

 Und wieder zu spät an Patrick Fahlgren dran: Die BHC-Akteure Maximilian Hermann, Christian Hoße und Arnor Gunnarsson können Melsungens Spielmacher erneut nur mit unfairen Mitteln stoppen.

Und wieder zu spät an Patrick Fahlgren dran: Die BHC-Akteure Maximilian Hermann, Christian Hoße und Arnor Gunnarsson können Melsungens Spielmacher erneut nur mit unfairen Mitteln stoppen.

Foto: Imago

Sebastian Hinze ist ein hervorragender Handball-Trainer. Nicht umsonst ist er einer der sechs Kandidaten, aus denen der Coach des All-Star-Games am 6. Februar in Nürnberg bestimmt wird. Doch bei der 28:40 (12:23)-Klatsche seines Bergischen HC im Spiel der Handball-Bundesliga bei der MT Melsungen setzte der 35-Jährige auf das falsche Pferd. Anstatt der üblichen 6:0-Abwehr, die bei der Auftakthandlung des Gegners zu einer 3:3 wird und ihn so unter Druck setzt, vertraute Hinze auf eine 5:1.

Christian Hoße sollte als vorgezogener Spieler das Zusammenspiel insbesondere zwischen Mittelmann Patrick Fahlgren und dem linken Rückraumspieler Momir Rnic unterbinden. Nach 15 Minuten musste der BHC-Coach diesen Plan schon wieder fallen lassen, Melsungen nutzte die großzügigen Räume weidlich und war bereits auf 10:5 enteilt.

Doch auch in seiner ersten Auszeit stellte Hinze nicht auf die gewohnte 6:0 zurück, sondern verschob Hoße nur etwas - auch das funktionierte nicht. So deutete sich das Debakel schon zur Pause an. Die Abwehr der "Löwen", die in der gewohnten Variante jedem Gegner das Leben schwer machen kann, war in dieser ersten Halbzeit nicht bundesliga-tauglich.

Erst nach dem Seitenwechsel stellte der BHC seine übliche Abwehrformation, es wurde besser - wenn es die Niederlage auch nicht verhindern, ja am Ende nicht einmal erträglich gestalten konnte. 17 Gegentore in Hälfte zwei waren im Vergleich zu den 23 aus der ersten noch ganz in Ordnung. Melsungen tat im Wissen um den Sieg aber auch nicht mehr als nötig.

Letzteres sah auch Hinze so: "Melsungen ist dann ja nicht mehr mit dem Schwung gekommen wie in der ersten Halbzeit." Dass er früher hätte reagieren, und die Abwehr schon nach der ersten Viertelstunde, in der klar wurde, dass sie als 5:1 nicht funktionierte, umstellen müssen, fand der Trainer indes nicht: "Die Abwehr hat in der zweiten Halbzeit auch nur besser funktioniert, weil wir wütend waren. Wir hätten diese Wut aber schon von der ersten Minute gebraucht. Um vernünftig zu decken, also in Zweikämpfe zu gehen, ist es egal, mit welcher Abwehrformation."

Eine Woche lang hatte Hinze die 5:1 eingeübt, um eben "die Kreuzbewegung zwischen Fahlgren und Rnic" zu unterbinden, doch in der Praxis stellte sich heraus, dass die fünf am Kreis verbleibenden Spieler dadurch zu viel Abstand zueinander hatten. Und da Melsungen auf den Halbpositionen mit Rnic und Michael Müller auch über körperlich starke Akteure verfügt, standen die BHC-Abwehrspieler ständig in Eins-gegen-eins-Situationen gegen überlegene Gegner - und wenn dann die Außen ihren Halben halfen, waren deren Gegenspieler frei.

"Wir wussten, dass Melsungen mit Flensburg die stärkste Gegenstoß-Mannschaft der Liga ist", erklärte der mit sieben Toren beste BHC-Schütze Kristian Nippes und ergänzte kopfschüttelnd: "Wir kriegen das hin, dass die 25 Minuten so gut wie keine Gegenstöße laufen - und liegen trotzdem mit zehn Toren hinten." Auch wenn der Halbrechte es nicht aussprach, darf das als Indiz dafür gewertet werden, dass Hinzes Versuch der 5:1 gescheitert war.

Der Trainer setzte den Kritikpunkt anders: "Es fehlte an Zweikampfhärte und Einstellung zur Abwehrarbeit. Wir hatten keine Möglichkeit auf Punkte, weil wir nicht das auf die Platte bekommen haben, was wir uns vorgenommen hatten. Überall fehlten ein paar Prozent: bei der Beinarbeit, im Kopf, dabei, den Kampf anzunehmen. Es ist das erste Mal, dass wir dreimal in Folge verloren haben. Da müssen alle Alarmglocken schrillen." Stimmt, denn der BHC steht plötzlich nur noch drei Zähler vor dem ersten Abstiegsrang. In so einer prekären Lage müssen alle zusammenhalten. Auch Trainer und Spieler.

(ame)
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