Tennis Vater Kretschmer hängt sich rein

Solingen · Die Herren des Solinger TC starten mit einer 4:5-Heimniederlage gegen Oldenburger in die 2. Tennis-Bundesliga.

 Gero Kretschmer gewann sein Einzel für den Solinger TC im Champions Tiebreak und zudem das Doppel mit Maverick Banes in zwei Sätzen.

Gero Kretschmer gewann sein Einzel für den Solinger TC im Champions Tiebreak und zudem das Doppel mit Maverick Banes in zwei Sätzen.

Foto: Stephan Köhlen

Der erste Jubel auf der Anlage am Widdert gehörte den Hausherren: Gero Kretschmer hatte an Position zwei des Solinger TC Richard Becker vom Oldenburger TeV in drei Sätzen niedergerungen und durfte sich für eine vor allem ab dem zweiten Durchgang überzeugende Leistung zum Auftakt in die neue Saison der 2. Tennis-Bundesliga feiern lassen.

Der gebürtige Kölner war indes nicht rundum zufrieden. "So lala", bezeichnete Kretschmer seine Vorstellung selbst. "Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Das war super, weil ich gegen einen sehr guten Spieler, der bis letztes Jahr noch auf der Tour weit oben dabei war, und gegen den ich die letzten beiden Spiele verloren habe, gewonnen habe. Aber ich musste mich erst reinfinden und sortieren. Es war zuletzt alles nicht so einfach." Der Grund ist aber ein erfreulicher: "Ich bin am 31. Mai zum ersten Mal Vater geworden", freute sich Kretschmer, dessen Frau Roxanne Sohn Lennox zur Welt gebracht hat. Beide waren gestern auch am Widdert dabei. "Er kam ein bisschen früher und wir mussten öfter ins Krankenhaus. Das hat viel Zeit verbraucht, die ich sonst fürs Training habe. Aber die Prioritäten waren da ganz klar andere", sagte der 31-Jährige, der parallel auch noch nach Solingen umgezogen ist und in Wimbledon in der Doppel-Konkurrenz aktiv war. "Seit zwei, drei Wochen ist Lennox jetzt zu Hause und es geht uns allen gut", ergänzte der frische Papa.

Kretschmer hatte sich trotz all dieser Umgewöhnungen voll für den STC reingehangen, und auch Maverick Banes konnte man das Bemühen in seinem ersten Auftritt am Widdert nicht absprechen. Der australische Zugang agierte allerdings im Spitzeneinzel gegen den Franzosen Maxime Chazal arg eindimensional, kam kaum von der Grundlinie weg und blieb sehr defensiv. Sein Gegner war da deutlich variabler, setzte neben seiner harten und platzierten Vorhand immer wieder auf unglaublich gefühlvolle Stops, die Banes kaum erlaufen konnte - und wenn doch, konterte Chazal mit einem Lob über ihn hinweg. Technisch fein. Zwar kämpfte sich der Australier nach einem 1:4-Rückstand im ersten Satz noch in den Tiebreak, den verlor er aber sang- und klanglos mit 3:7, nachdem er bereits 0:6 hinten gelegen hatte. Den zweiten Durchgang holte sich der STC-Zugang zwar ziemlich deutlich, im entscheidenden Champions Tiebreak hatte dann aber wieder der Oldenburger die Nase vorn.

Ebenfalls ihren Gegnern gratulieren mussten Marko Tesanovic, der bei eigenen Fehlern auch gerne mal in zwei Sprachen - jugoslawisch und deutsch - fluchte, und Patrick Elias. Letzterer sagte nach seiner Zwei-Satz-Niederlage: "Der Gegner hat am Anfang das Spiel diktiert, so dass ich fünf Meter hinter der Grundlinie rumackern musste. Das lässt einen dann nicht ganz so frei aufspielen. Er hat mich fesgenagelt auf der Vorhandseite." Zudem produzierte Elias etliche eigene Fehler. "Das kann ich niemandem außer mir selbst zuschreiben. Da waren viele Elfmeter, die ich liegengelassen habe, nachdem ich den Punkt gut aufgebaut hatte. Das hatte ich gegen Oldenburg schon mal und wollte es nicht wieder haben. Das war die Motivation. Aber letztendlich war es doch ein Déjà vu."

Positiv überraschten Nico Mertens, der an Position drei ebenso im Champions Tiebreak gewann wie Till Wegner als Nummers sechs. Letzterer sagte: "Am Anfang war ich ein bisschen nervös - verständlich, nachdem ich im letzten Jahr so viel Lehrgeld gezahlt habe. Aber dann habe ich mich reingekämpft und bin immer besser ins Spiel gekommen. In den zweiten Satz bin ich schlecht reingekommen, das 4:6 musste nicht sein. Aber die ersten sechs Punkte im Champions Tiebreak gehen glaube ich kaum besser." Da hatte Wegner 6:0 geführt, am Ende hieß es 10:7. "Ich habe es hoffentlich noch einmal spannend gemacht", sagte er schmunzelnd.

Spannend blieb es am Widdert, da nach dem 3:3 in den Einzeln die Doppel entscheiden mussten. Und die verzögerten sich wegen starken Regens, erst nach 18 Uhr waren die Plätze wieder bespielbar. Da aber nur das STC-Spitzendoppel siegte, gehörte der letzte Jubel den Gästen.

(ame)
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