Lokalsport Volleys erfüllen Saisonziel Nummer eins

Solingen · Nach dem 3:1 gegen Essen hat der Zweitliga-Spitzenreiter alle Heimspiele gewonnen. Sonntag kann er Meister werden.

 Daniel Wernitz (mitte) machte ein starkes Spiel, Lennart Bevers (links) spielte trotz Platzwunde weiter, Benny Nibbrig (rechts) verwandelte den Matchball.

Daniel Wernitz (mitte) machte ein starkes Spiel, Lennart Bevers (links) spielte trotz Platzwunde weiter, Benny Nibbrig (rechts) verwandelte den Matchball.

Foto: Köhlen

Das war schon ein Geschoss, mit dem Benny Nibbrig den zweiten Satz beendete: Brachial hämmerte der Angreifer der Solingen Volleys den Ball über das Netz auf die Abwehr von VV Humann Essen, von dort sprang die Kugel unter das Hallendach - und blieb dort. Das blau-gelbe Spielgerät hatte einen wohl angenehmen Platz auf einem der Abtrennvorhänge gefunden, den es nicht mehr verlassen mochte. Nur gut, dass es in dieser Sportart an geeigneten Bällen nicht mangelt.

Nibbrigs Hammer brachte den Volleys das 25:21 und damit den Satzausgleich zum 1:1. Denn den ersten Durchgang hatte der Zweitliga-Spitzenreiter vor der stimmungsvollen Kulisse von rund 550 Zuschauern mit 22:25 verloren, der Wunsch nach Revanche - Essen hatte den Solingern im Hinspiel die bislang einzige Saisonniederlage beigebracht - drohte unerfüllt zu bleiben. Doch die Hausherren wehrten sich und holten sich nach Nibbrigs Ausgleich auch die folgenden beiden Sätze. Am Ende stand mit dem 3:1 (22:25, 25:21, 25:18, 25:16) nicht nur der nächste souveräne Sieg zu Buche, sondern es waren auch die Revanche geglückt und das erste Saisonziel erfüllt: Die Volleys haben alle Heimspiele in dieser Spielzeit für sich entschieden.

Dieses war aber ein hartes Stück Arbeit, denn anfangs stand die Abwehr der Solinger nicht sicher genug. Etliche lange und ein wenig hektische Ballwechsel gingen ebenso an die Gäste wie einige Abwehraktionen der Hausherren, die den Ball an die (niedrige) Decke der Wittkulle beförderten. Letzteres brachte Essen in Durchgang eins zwei Punkte. In Abschnitt zwei war das Hallendach wie bei Nibbrigs erwähntem Hammer eher aufseiten der Volleys, zudem wurde nun im Block besser gearbeitet. Auch das Comeback von Huib den Boer in diesem Abschnitt tat sein Übriges: Der routinierte Zuspieler zeigte nach überstandener Fußverletzung immer wieder seine gute Übersicht.

Den dritten Satz starteten die Solinger furios, nach einer schnellen 7:3-Führung erhöhten sie, unter anderem durch eine starke Aufschlagserie von Daniel Wernitz, rasant auf 10:4 - Essen nahm eine Auszeit. Beim Stande von 13:9 wurde es dann blutig: Libero Lennart Bevers war bei einer Abwehraktion so unglücklich mit Nibbrig zusammengerasselt, dass er sich eine Platzwunde am Kinn zugezogen hatte. Die Partie musste unterbrochen und erst einmal der Boden von Bevers' Blut gesäubert werden. Der 22-Jährige presste sich ein Handtuch auf den Mund, das binnen weniger Minuten einen deutlichen Rot-Ton bekam, später wurde die Wunde mit einem Tampon und gelbem Tape, das großzügig über das Kinn und die Unterlippe geklebt wurde, zusammengehalten. Beeindrucken ließ sich Bevers davon nicht: Zum vierten Satz war der Libero wieder zurück auf dem Feld und hechtete über den Hallenboden, als sei nichts passiert. "Ich habe keine Schmerzen. Das wird wohl erst noch kommen", sagte er hinterher und überlegte mit seiner Freundin, in welches Krankenhaus sie zum Tackern oder Nähen fahren sollten. Das Currywurst-Essen fiel für ihn zwar aus, seinen Humor hatte Bevers aber nicht verloren: "Er hat jetzt meinen Zahnabdruck im Arm", meinte er mit Blick auf Nibbrig - den hatte das indes nicht davon abgehalten, auch den Matchball zu verwandeln.

Trainer Bernd Werscheck lobte Bevers: "Er hat trotz Verletzung weitergespielt. Das machen nicht viele." Für diese Courage gab es besonders viel Applaus der Zuschauer. Den hatten sich auch Wernitz und Dirk Pietzonka, der ein starkes Spiel zeigte und unter anderem im vierten Satz zwei Asse schlug, ebenso verdient wie Toni Mester und Oliver Gies, der sich im Verlaufe der Partie steigerte. "Essen hat uns das Leben richtig schwer gemacht und eine starke Truppe", fand Werscheck, der weiter meinte: "Großes Lob an die Zuschauer, die für eine tolle Stimmung gesorgt haben, und natürlich an mein Team. Wir können stolz sein, dass Solingen so eine tolle Mannschaft hat."

Und die hat nun bereits am nächsten Sonntag die Möglichkeit, Meister zu werden: Bei drei Punkten Vorsprung auf den VC Bitterfeld-Wolfen hätten die Volleys bei einem Sieg in Bocholt den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Das ist das nächste und wichtigste Saisonziel.

(sbi)
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