Radsport Weltmeisterschaft bleibt ein großes Ziel

Solingen · Majlen Müller hat es nicht zur Mountainbike-WM nach Norwegen geschafft. Stattdessen misst sich die Fahrerin von Velo Solingen am Wochenende als Außenseiterin bei der Deutschen Marathon-Meisterschaft in St. Ingbert.

Das Wochenende von Méribel wäre eigentlich einer der Saison-Höhepunkte für Majlen Müller gewesen. Beim Weltcup hatte die Mountainbikerin die große Chance, sich noch für die Weltmeisterschaft in Norwegen zu qualifizieren. Doch traurig war die Wuppertalerin bereits vor dem Start ihres Cross-Country-Rennens (XCO). In der Sprint-Qualifikation war Annefleur Kalvenhaar schwer gestürzt und später ihren Verletzungen erlegen. "Das war ein Riesenschock", sagt Majlen Müller. "Ein solcher Unfall ist noch nie vorher passiert."

Vergessen konnte die 19-Jährige das Unglück auch während ihres Rennens nicht. "An der Unfallstelle bin ich doch langsamer gefahren, als ich es wohl eigentlich gemacht hätte", sagt die Sportlerin, die normalerweise keine Angst kennt. "Ich werde meine Fahrweise deshalb auch nicht umstellen. Wobei ihr Tod natürlich immer irgendwie präsent ist." Unter dem Strich sei das Mountainbike-Fahren nicht extrem gefährlich. "In anderen Bereichen passieren viel mehr Unfälle. Das müssen wir uns vor Augen halten. Es war einfach ein schreckliches Unglück."

Majlen Müller mag es, Abhänge hinunterzufahren, Schwierigkeiten auf der Strecke zu überwinden oder auch steil bergauf zu fahren. Die olympische Cross-Country-Variante ist genau das Richtige für die Abiturientin. Zu gerne wäre sie bei der Weltmeisterschaft in Norwegen dabei gewesen. "Aber dazu hätte ich beim Weltcup in Méribel schon vorne dabei sein müssen. Das hat erwartungsgemäß leider nicht geklappt." Drei U23-Fahrerinnen darf Nationaltrainer Peter Schaupp nominieren. Den Zuschlag bekamen Helen Grobert, Lena Putz und Sofia Wiedenroth. "Die Kriterien waren fair. Darüber kann ich mich nicht beschweren."

Trotzdem ist Müller freilich enttäuscht, dass es nicht gereicht hat. "Ich habe zwei weitere Jahre in der U23. Es bleibt ein großes Ziel, bei der WM dabei zu sein", sagt Mountainbikerin. Stattdessen startet sie nun bei der Deutschen Marathon-Meisterschaft in St. Ingbert (Saarland). "Generell rechne ich mir dort keine großen Chancen aus", sagt Müller. "Aber einige Spitzenfahrerinnen sind bedingt durch die WM nicht dabei." Es gibt allerdings keine eigene U23-Wertung. Müller müsste in der Damen-Eliteklasse auftrumpfen. "Außerdem muss ich aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr anstrenge, denn eine Woche später findet das Bundesliga-Finale statt." Im Gegensatz zu Cross-Country-Rennen, die etwas mehr als eine Stunde dauern, sitzen die Sportler beim Marathon etwa drei Stunden im Sattel. "Da passiert es schnell, dass man aus Versehen übertreibt."

Das will Majlen Müller vermeiden. Schließlich liegt sie in der Internationalen Bundesliga, in der sie für die Fujibike Rockets startet, auf dem ersten Platz der U23-Wertung und auf dem vierten in der Eliteklasse. Die Positionen gilt es, in Bad Salzdetfurth (Niedersachsen) eine Woche nach der Marathon-Meisterschaft zu verteidigen.

Insgesamt ist die sich dem Ende zuneigende Saison erfolgreich für Majlen Müller gewesen. Mit dem Ergebnis der EM ist sie zwar nicht zufrieden, aber der Vizetitel bei der Deutschen Meisterschaft entschädigte dafür. Dazu kommen einige Deutschland- und NRW-Cup-Erfolge. Zuletzt gewann sie in Betzdorf (Rheinland-Pfalz) erwartungsgemäß. "Da sind die Konkurrenten dann auch nicht so stark", gibt die Velo-Fahrerin zu.

Ihr Engagement für den Radsport möchte Majlen Müller im Übrigen noch weiter erhöhen. Im Sommer hat sie auf der Pina-Bausch-Gesamtschule in Wuppertal-Vohwinkel ihr Abitur gemacht. Jetzt steht ein Studium in Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement an der Uni Wuppertal an. "Die Uni ist perfekt für Spitzensportler", sagt die 19-Jährige. "Wenn es Terminüberschneidungen gibt, lässt sich eigentlich alles verschieben."

Müller ist also noch flexibler und wird den kompletten Winter dazu nutzen, weitere Aufbauarbeit zu betreiben. "Wir fahren eigentlich immer - auch bei Wind und Wetter." Sebastian Mordmüller bereitet die Mountainbikerin auf die Wettkämpfe vor. "Und ohne die Unterstützung meiner Eltern würde es nicht gehen", betont sie. "Es ist ein teurer Sport, und reich kann man damit nicht werden." Eine Olympia-Teilnahme ist allerdings möglich. Dafür müsste Majlen Müller eine der beiden besten Fahrerinnen in Deutschland sein. "Das ist schon richtig schwer. Rio 2016 ist auf jeden Fall noch zu früh für mich."

(trd)
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