Solingen Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafe

Solingen · Am mittlerweile 100.Verhandlungstag ist das Mammutverfahren wegen Mordes der Hanaa S. gestern nach Abschluss der Beweisaufnahme auf die Zielgeraden eingebogen.

Die Staatsanwaltschaft forderte in ihrem Plädoyer eine lebenslange Haftstrafe für den 26-jährigen Schwager des Opfers. Darüber hinaus wurde beantragt, den 20-jährigen Sohn wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von acht Jahren und den 43-jährigen Ehemann sowie einen weiteren Schwager (36) jeweils wegen Beihilfe zum Mord zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren zu verurteilen.

Die ebenfalls wegen Mordes angeklagte 32-jährige Schwägerin der getöteten Hanaa S. sei aus Sicht der Staatsanwaltschaft freizusprechen. Die Anklage sah es hingegen als erwiesen an, dass die vier Männer die sechsfache Mutter getötet haben, um die Familienehre wiederherzustellen.

Die Verteidigung hegte in ihren Plädoyers wiederum Zweifel an dieser Annahme mit der Begründung, die Streitigkeiten innerhalb der Familie seien zum Zeitpunkt des Todes der Hanaa S. längst beigelegt gewesen. Zuvor hatte es Auseinandersetzungen darum gegeben, bei wem die gemeinsame Tochter leben solle. Um sie zu sich zu holen, habe der Jeside zusammen mit seinem Bruder seiner Frau am Frauenhaus aufgelauert.

"Dass Ehemänner dort aufschlagen und Theater machen, gehört im Frauenhaus zum Alltag", ließ der Verteidiger das Gericht wissen. Zudem sei danach einvernehmlich entschieden worden, dass die Tochter beim Vater leben solle. Die Sache sei aus dessen Sicht erledigt gewesen. Es sei für den Ehemann lediglich darum gegangen, sein Geld und sein Gold zurückzubekommen. "Die Luft war längst raus aus der Sache", so der Anwalt des Schwagers von Hanaa S.

Von Ehrenmord - bei dem es bekanntlich darum ginge, die Ehre der Familie wiederherzustellen - könne auch deshalb nicht gesprochen werden, weil diese Täter die Öffentlichkeit suchen würden. Im Falle der Hanaa S. jedoch hatten die Angeklagten lange zu den Vorwürfen geschwiegen.

Der Fall Hanaa S.
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Der Fall Hanaa S.

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Foto: Kreispolizei Mettmann

Erst nach 70 Verhandlungstagen hatte der Fall eine Wendung genommen, nachdem der Schwager des mutmaßlichen Opfers nähere Angaben zur Tat und zum Ablageort der Leiche gemacht hatte. "Ehrenmörder hingegen laufen nicht weg", appellierte einer der Verteidiger an das Gericht, vermeintliche Klischees in Sachen "Ehrenmord" zu überdenken. Es sei beim Streit am Tattag schlichtweg ums Geld gegangen und die Sache sei aus dem Ruder gelaufen.

(RP)
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