Solingen Staatsanwaltschaft hat sich auf mobile Einbrecher eingestellt

Solingen · Nur im "Tatort" gibt es hundertprozentige Aufklärung. Dennoch können die Bürger im bergischen Städtedreieck einigermaßen beruhigt schlafen, denn die Wuppertaler Staatsanwälte - insgesamt 40 an der Zahl - fühlen sich nach eigenen Angaben gut aufgestellt, um relativ viele Täter vor Gericht zu bringen und eine Verurteilung zu erwirken.

 Michael Schwarz, Leitender Oberstaatsanwalt, präsentierte gestern die Zahlen.

Michael Schwarz, Leitender Oberstaatsanwalt, präsentierte gestern die Zahlen.

Foto: Hertgen (Archiv)

Allerdings unterscheidet sich der Alltag eines Staatsanwaltes in Wuppertal von einem Staatsanwalt im "Tatort" in gravierender Weise. Mord, Totschlag und Bandenkriminalität - das sind eher Ausnahmen. Der Leitende Oberstaatsanwalt Michael Schwarz präsentierte gestern die Zahlen, die das Arbeitsaufkommen der Staatsanwaltschaft belegen: 104.332 Fälle gingen in Wuppertal bis November ein. In 55.597 Fällen gab es Anzeigen gegen ein oder mehrere Personen, bei 40.632 war der Beschuldigte unbekannt. Aus Remscheid gab es "nur" zwei Anklagen wegen Mordversuch.

In insgesamt 5023 Fällen sahen die Staatsanwälte einen ausreichenden Verdacht, um Anklage zu erheben. In 20.066 Fällen schlossen sie die Akten. Die Vorwürfe reichten nicht aus, um sie vor Gericht zu vertreten. Fast ebenso hoch ist die Zahl der Fälle, die nach dem "Opportunitätsprinzip" behandelt wurden. Gegen die Zahlung eines Geldbetrags kann eine Anklage verhindert werden. In diesen Fällen gibt das Gesetz einen gewissen Spielraum. "Die Staatsanwaltschaft ist eher eine Einstellungsbehörde", sagte Schwarz.

Einbrecherbanden arbeiten immer mobiler. Darauf hat sich die Staatsanwaltschaft eingestellt. In enger Kooperation mit der Polizei und anderen Staatsanwaltschaften werden Daten verglichen und bewertet, um die Täter zu überführen. Schon der kleine Hinweis auf eine Autonummer kann am Ende zum Erfolg führen. Zwei große Einbrecherbanden gingen so der Polizei in diesem Jahr ins Netz. Vorratsdatenspeicherung hilft bei den Ermittlungen. Ob bei Kapitalverbrechen wie Mord oder bei Betrugsfällen wie mit dem Enkeltrick, je mehr Daten die Ermittler haben, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg.

Wie schwer es aber für Ermittlungsbehörden ist, Täter dingfest zu machen, zeigt der Fall eines anonymen Anrufers bei der Polizei, der den Citylauf in diesem Jahr platzen ließ. Bisher fehlt jede Spur. "Leider können wir nicht jeden schnappen", sagte Pressesprecher Wolf-Tilman Baumert. Das gelingt nur im "Tatort".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort